Experten-Interview
Demenz: Was Angehörige wissen müssen

Die Krankheit krempelt das Leben um, plötzlich sind Menschen nicht mehr dieselben. Eine Regensburger Expertin klärt auf.

22.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:23 Uhr
Demenz betrifft in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen. −Foto: Sina Schuldt/picture alliance/dpa

Etwa 1,6 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz. Für Betroffene, vor allem aber auch für die Angehörigen ist das eine große Belastung. Barbara Breu von der Fachstelle für pflegende Angehörige der Malteser in Regensburg erklärt, was für Angehörige wichtig ist.

Was ist eigentlich eine Demenz?

Demenz ist nichts anderes als ein Überbegriff. Wir haben circa 50 Demenzformen, die bekannt sind. Die häufigste davon, etwa 70 Prozent, ist Alzheimer. Bei Alzheimer bilden sich im Gehirn Eiweißablagerungen, die nicht mehr abgebaut werden, sogenannte Plaques.

Woran lässt sich erkennen, dass Angehörige an Demenz leiden? Gibt es Warnzeichen?

Was ist zu beachten, wenn man einen Angehörigen mit Demenz betreut?

Wichtig ist, dass man die Krankheitszeichen annimmt und sich informiert, wie das Krankheitsbild verläuft. Und wichtig ist auch, dass man sich informiert, wo es Hilfe gibt. Denn es gibt viele Hilfen in Form von Beratung, finanziellen und sozialen Hilfen. Wenn die Diagnose da ist, dann wird der Betroffene zunehmend Dinge behaupten, die nicht stimmen, er wird Sachen vergessen. Da ist es wichtig, auf das einzugehen, was der Betroffene fühlt und meint. Und niemals zu sagen, dass etwas nicht stimmt.

Was ist zu tun, wenn jemand mit Demenz aggressiv wird?

Aggressiv werden die meisten Betroffenen, eben weil sie sich falsch behandelt oder überfordert fühlen. Wenn die Situation schon eskaliert ist, und das kommt ganz oft vor, muss man sich keinen Vorwurf machen. Dann sollte man einfach die Situation verlassen und kurz aus dem Raum gehen. Dann kann man ein paar Minuten warten und wieder neu reingehen, dann sitzt der Betroffene oft wieder ganz ruhig drin. Diese Situationen legen sich schnell wieder.

Wann ist ein Zeitpunkt erreicht, wo es zu Hause nicht mehr geht?

Wenn jemand mit der Diagnose Demenz alleine lebt, dann muss man ganz früh handeln und zum Beispiel einen Besuchsdienst ins Haus kommen lassen. Man sollte möglichst offen damit umgehen, dass die Situation schwierig ist und der Angehörige auf absehbare Zeit nicht mehr alleine leben kann. Spätestens, wenn der Tag-Nacht-Rhythmus gestört ist und Nahrung nicht mehr allein aufgenommen werden kann, dann muss auch Hilfe in Form einer Tagespflege in Anspruch genommen werden. Und wenn die Krankheit so weit fortschreitet, dass eine pflegerische Komponente dazukommt, etwa bei Inkontinenz oder wenn Nahrung eingegeben werden muss, dann ist oft ein Heimaufenthalt nicht mehr zu umgehen. Das ist meist ab dem dritten Stadium der Fall, das sechs bis acht Jahre nach der Diagnose auftritt.