Ausflug ins Grüne
Im Botanischen Garten: Neue Leiterin Lena Fraundorfer zeigt ihre Highlights

08.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:30 Uhr
Anna Mayr
Lena Fraundorfer leitet den Botanischen Garten seit Anfang Mai. Die 26-Jährige möchte ihn bekannter machen. −Foto: A. Mayr

Der Botanische Garten der Universität Regensburg blüht. Grüne Pflanzen, soweit das Auge reicht. Mittendrin: Lena Fraundorfer. Die 26-Jährige leitet seit Anfang Mai die 4,5 Hektar große Anlage. Auf einem Spaziergang zeigt sie einen Teil der 5000 verschiedenen Pflanzenarten.

Fraundorfer wartet am Eingang des Gartens. Als erstes geht sie geradeaus und biegt dann nach links ab. Den Hügel aufwärts passiert sie die Schattenpflanzen, die unter einem Holzpergola wachsen. Beim pharmazeutischen Bereich bleibt sie stehen. Hier befinden sich Getreide und Kräuter, aber auch Heilpflanzen, wie Maiglöckchen und Fingerhut.Der Botanische Garten gehört zum Lehrstuhl Ökologie und Naturschutzbiologie. „Die Professoren bringen den Studenten die Pflanzen näher, zum Beispiel mit Bestimmungsübungen“, sagt Fraundorfer.

Weiter geht‘s vorbei am Felsengarten zum Bereich der Didaktik Studenten, die dort Obst und Gemüse anbauen. Links vom Hochbeet steht ein hölzernes Insektenhotel. „Das ist hier so eine Art Hausgarten, den die Studenten später in der Lehre einbringen wollen“, sagt Fraundorfer.

Dann öffnet sie ein Gatter und geht hindurch, hier liegt der parkähnliche Teil. Unter den hohen Bäumen stehen Holzbänke. Die Wiesen laden zum Ausruhen und Picknicken ein. Manche Besucher machen hier Yoga. Es kommt sogar vor, dass frisch vermählte Paare ihre Hochzeitsbilder im Garten schießen lassen. „Nur Grillen darf man hier nicht“, meint die Leiterin.

Nach Kontinenten gegliedert

Der Park ist unterteilt: Unterhalb findet man die stammesgeschichtlich ältesten Pflanzen weiter oben die jüngeren. Auf der linken Seite sind die Bereiche geografisch nach den Kontinenten Amerika, Asien und Europa gegliedert. Bei den asiatischen Pflanzen angekommen zeigt Fraundorfer eine ganz besondere Art: den Lebkuchenbaum. Bei der richtigen Temperatur und Feuchtigkeit versprüht er einen süßlichen Duft. „Obwohl ich persönlich nicht sicher bin, ob es nach Lebkuchen riecht“, sagt sie.

Fraundorfer führt zurück auf den Weg. Mit einem Lächeln zeigt sie auf einen knapp seschs Meter hohen Baum in der Mitte der Wiese. Um ihn herum liegt frisch aufgeschüttete Erde. „Hier sieht man meinen ersten im Garten gepflanzten Baum“, sagt sie. Der Schnurbaum, auch Styphnolobium japonicum, ist sehr trocken- und hitzeverträglich, „also ein richtiger Zukunftsbaum.“

Der Rundgang geht weiter, vorbei an einer atlantischen Heide. Fraundorfer bleibt beim Moor stehen: „So findet man es mittlerweile leider viel zu selten in der Natur.“ Kleine Holztritte sind schleifenartig durch das Moor angelegt. Sie betritt den kleinen Pfad. Der Boden ist weich, mit jedem Schritt sinkt der Fuß ein bisschen ein.

Lena Fraundorfer ist seit Anfang Mai zuständig für die technische Leitung des Botanischen Gartens. Sie hat Wirtschaftsingenieurswesen mit Schwerpunkt Agrarmarketing und später Gartenbau in Freising studiert. Ihr Arbeitstag beginnt um 7 Uhr. Dann geht sie einmal durch den Botanischen Garten und macht sich Notizen. „Ich möchte den Garten gerade am Anfang besser kennenlernen“, sagt sie. Im Büro kümmert sie sich um Organisatorisches und die Öffentlichkeitsarbeit. Sie bestellt Samen, betreut Ausfälle, plant größere Umgestaltungen. Außerdem möchte sie den Garten in der Öffentlichkeit bekannter machen, die Homepage aufbauen und in den Sozialen Medien aktiv werden.

Heimat vieler Tierarten

Draußen betritt Fraundorfer gerade das Auenland. Ein kleiner Pfad führt hangabwärts, ein künstlich angelegter Bach fließt nebenher. Im April und Mai ist hier die Hochphase, dann blühen zum Beispiel Schachbrettblumen und Bärlauch.Unten angekommen biegt sie nach rechts ab. Hier ist ein kleiner Weiher angelegt, Seerosen schwimmen auf dem Wasser. „Wir haben eine hohe Vielfalt an tierischen Gästen, wie Libellen“, sagt Fraundorfer. Auch Eichhörnchen springen oft durch den Garten. Für die Vögel gibt es zahlreiche Nistkästen.

Kurz vor den Gewächshäusern bleibt Fraundorfer stehen. In einem Bereich auf der rechten Seite liegen die Rote-Liste-Arten, also besonders gefährdete Pflanzen. In Regensburg wachsen davon 300 verschiedene. Die 26-Jährige zeigt auf eine relativ bekannte, bedrohte Art: die Pfingst-Nelke mit rosafarbenen, gezähnten Kronblättern. Sie ist unter anderem im deutschen Jura beheimatet und wegen Luftverschmutzung, Trittbelastung durch Wanderer und Abgrabungen privater Sammler gefährdet.

Der Rundgang mündet bei den Gewächshäusern. Früher dienten sie nur zu Forschungszwecken, mittlerweile sind sie auch für Besucher zugänglich. Im ersten Gewächshaus wachsen Kakteen und andere Wüstenpflanzen. „Das hier ist mein Highlight“, sagt Fraundorfer und zeigt auf eine rubinrote Staude: Echium wildpretti oder auch Wildprets Natternkopf. Sie stammt von den kanarischen Inseln. Der turmartige Blütenstand ist mit unzähligen kleinen Blüten besetzt.

Fraundorfer geht weiter ins angrenzende Gewächshaus. Hier befinden sich tropische Pflanzen wie der Kakaobaum. Auch zwei Besucher sehen sich gerade im Gewächshaus um.

Zurück am Eingang angekommen bleibt die 26-Jährige stehen. „Für mich und die Gärtner ist das ein großer Zusatzlohn, wenn viele Besucher kommen und es ihnen gefällt.“