Guide Michelin 2023 auf Karte
Michelin adelt Oberpfälzer Restaurants - und einem Junior gelingt Coup

04.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:54 Uhr

Gelungener Stabwechsel: Sebastian Obendorfer hat das Zwei-Sterne-Restaurant „Eisvogel“ vom Vater übernommen F.: J. Lange

Die Sensation ist geglückt: Sebastian Obendorfer vom Gourmetrestaurant „Eisvogel“ in Hofenstetten (Landkreis Schwandorf) lässt weiter zwei Michelin-Sterne über der Oberpfalz erstrahlen. Der 32-Jährige kann damit nahtlos die hohe Kochwürde von Vater Hubert übernehmen, der die Verantwortung inzwischen in seine Hände gelegt hat.

Die Freude war bei Sebastian Obendorfer am Dienstag nach der Bekanntgabe der Auszeichnung übergroß. „Sehr cool. Es ist unbeschreiblich“, sagte er. Wohl noch nie seien zwei Michelin-Sterne vom Vater auf den Sohn übergewechselt. „Ich weiß in Deutschland jedenfalls keinen zweiten Fall.“ Wobei zum Erfolgsgeheimnis zählt, dass beide vier Jahre im „Eisvogel“ gemeinsam in der Küche gestanden sind.

Welche Gastronomen in Bayern und der Region mit einem Stern ausgezeichnet wurden, sehen Sie hier in unserer interaktiven Karte:



Die Zeromine zur Präsentation des neuen Restaurantführers „Guide Michelin“ mit der Vergabe von einem bis maximal drei Sternen ging am frühen Abend in Karlsruhe über die Bühne - Obendorfer verfolgte alles daheim in der Oberpfalz via Youtube. Die Auszeichnung ist für ihn ein Ansporn. „Wir sind ein junges, motiviertes Team. Wir haben Bock, etwas zu bewegen und nach vorne zu kommen.“

Obendorfer zählt nun zu den 50 Köchen in Deutschland, die mit zwei Sternen prämiert sind. Die Oberpfalz bleibt auch sonst eine sehr gute Adresse für Feinschmecker, die gerne einmal in die Sterne-Gastronomie hineinkosten. Der Regierungsbezirk hat im „Guide Michelin 2023“ auch sieben Ein-Sterne-Restaurants aufzubieten, deren herausragende Küche bestätigt worden ist. Gregor Hauer vom „Fine Dining“ im Hotel Wutzschleife inRötzmuss dagegen einen Rückschlag wegstecken: Sein Stern ist nach zehn Jahren weg. „Wir überlegen uns, ob wir noch einmal in den Sternekampf gehen wollen“, sagte er in einer ersten Reaktion. In den nächsten Tagen werde es im Team eine Bestandaufnahme geben. Man habe sich zuletzt verstärkt auf die Hotelküche konzentriert, um den Hotelgästen Besonderes zu bieten. „Der Verlust des Sterns ist schade, aber er heißt nicht, dass die Wutzschleife keine hervorragende Küche mehr hat.“

Unter den bestätigten Ein-Sterne-Köchen sticht der Regensburger Anton Schmaus heraus. Er behält die Auszeichnung nicht nur für sein Spitzenrestaurant „Storstad“, sondern auch für sein Sushi-Restaurant Aska, in dem Atsushi Sugimoto die Speisen zubereitet. Dieses Jahr ist er zudem mit dem „Sticky Fingers“ in die Riege der „Bib-Gourmand-Restaurants“ aufgerückt, die für ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis stehen. „Ich freue mich sehr“, sagte Schmaus in einer Kochpause in seiner Weinbar „Tipsy“ über die erneute Bestätigung für ihn und sein Team. Schmaus’ Kochkünste wurden zum inzwischen zwölften Mal mit einem Stern geadelt. „Es ist immer wieder ein spezieller, besonderer Tag“, sagte er. Auch wenn die Nervosität weniger werde. „Es verliert im Laufe der Jahre seinen Schrecken.“

InRegensburgebenfalls einen Namen gemacht hat sich Maximilian Schmidt vom „Roten Hahn“, der das Restaurant nun in dritter Generation zu Erfolgen führt. Den Stern hatte er erstmals 2021 zuerkannt bekommen - und darf sich nun zum dritten Mal in Folge freuen. Er stieß mit seinem Team kurz mit Champagner auf die Auszeichnung an, bevor es erst einmal mit dem Kochen weiterging. Richtig gefeiert werden sollte gegen Mitternacht, wenn die Arbeit getan ist. Weckt der erneute Stern den Ehrgeiz auf mehr? „Der Ehrgeiz muss immer da sein. Sonst würde man ja stehenbleiben“, sagte er.

Auch Stefan und Stefanie Hummel ausDuggendorf(Lkr. Regensburg) behalten den Stern für ihre Gourmet-Stube, den sie 2022 das erste Mal erhalten konnten. „Mir fällt ein Stein vom Herzen“, sagte Stefan Hummel. Vor der Bekanntgabe sei er doch ein wenig nervös gewesen. „So besonders wie es ist, den Stern zu bekommen, so besonders ist es, ihn zu verteidigen.“

„Einer alleine schafft es nicht“

Coolster in der Runde war wohl Stephan Brandl von „Leos“ Fine-Dining im Hotel Bayerwaldhof inBad Kötzting. Er hatte die neue Michelin-Kür für diesen Tag gar nicht auf dem Schirm gehabt - konnte damit in aller Ruhe erneut seinen Stern einheimsen. „Das freut mich sehr“, sagte er - und verwies sofort auf sein Team, allen voran Sous Chef Sascha Erhardt. „Es muss alles wie ein Uhrwerk funktionieren. Einer alleine schafft es nicht.“

Ebenfalls mit einem Stern bestätigt wurden die Küchen des „SoulFood“ in Auerbach und des Cheval Blanc inIllschwang(beide Landkreis Amberg-Sulzbach). In der gesonderten Kategorie „Grüner Stern“ ging die einzige Oberpfälzer Auszeichnung in den Landkreis Neumarkt: Der Landgasthof Meier inPilsachwird damit für nachhaltige Gastronomie mit umwelt- und ressourcenschonender Arbeitsweise gewürdigt. 72 dieser Häuser gibt es nun bundesweit.

Interessant aus Oberpfälzer-Sicht sind auch die drei Sterne für Christian Jürgens' „Überfahrt“ inRottach-Egernam Tegernsee - er hatte viele Jahre auf der Burg Wernberg im Landkreis Schwandorf gekocht.

Bib-Gourmand-Adressen

Messlatte:Die Auszeichnung „Bib-Gourmand“ steht bei Michelin für „richtig gute Küche zu moderaten Preisen“.

Aufsteiger:Neu im Ranking ist das „Sticky Fingers“ inRegensburg, das zum Reich von Sternekoch Anton Schmaus zählt.

Bestätigt:Folgende Oberpfälzer Restaurants behalten die Auszeichnung: das Restaurant Ödenturm inCham, das Restaurant Weißes Roß inIllschwang(Lkr. Amberg-Sulzbach), der Landgasthof Meier inPilsach(Lkr. Neumarkt) sowie die Kandlbinder Küche inMaxhütte-Haidhof, die Esskunst inSchwarzenfeldund die Wirtsstube im Hotel Burkhard inWernberg-Köblitz(alle Lkr. Schwandorf).

In Niederbayern: Das Restaurant Schwögler inBad Abbach, das Asam inAldersbach, Anetseder und Gildibauer-Hof inHauzenbergund das Weingut inPassau.