Sudetendeutscher Tag in Regensburg
Signal an Putin, Solidarität mit Ukraine – und ein Wunsch für 2024

27.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:19 Uhr

Festakt in der Donau-Arena: Die neuen Karls-Preis-Träger Christian Schmidt (r.) und Libor Rouček (2.v.l.) verfolgten das Geschehen gemeinsam mit der Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (l.) von den Ehrenplätzen aus. F.: altrofoto.de

Der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe nutzte die Verleihung der Karlspreise 2023 für scharfe Kritik am russischen Aggressor Wladimir Putin. Gewürdigt wurden an diesem Tag zwei Männer, die für eine Politik der Versöhnung stehen.



Bernd Posselt schickte bei der Verleihung der Karls-Preise der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Solidarität mit der Ukraine klare Signale an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Europa funktioniert nicht nach dem Prinzip: Und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag‘ich Dir den Schädel ein“, sagte der Bundessprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe am Samstag in Regensburg – bevor er zwei Männer auszeichnete, die für das Gegenteil von Spaltung und Zerstörung stehen: den früheren Bundesminister Christian Schmidt (CSU) – inzwischen Hoher Repräsentant der Staatengemeinschaft für Bosnien-Herzegowina – sowie den ehemaligen Vizepräsident des Europäischen Parlaments, den Sozialdemokraten Libor Rouček.

25. Jubiläum des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums



Beide Männer bilden die Spitze des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, das dieses Jahr 25-jähriges Bestehen feiert und unermüdlich die stückweise Annäherung der Nachbarländer vorangebracht hat. Posselt bezeichnete die neuen Karls-Preis-Träger als „Urgesteine“ der Versöhnung und europäischen Einigung. Rouček sei ein „unbeirrbarer Menschenrechtler“ und zähle zu denen, die schon lange vor Kriegsausbruch vor Putin und dessen Bestreben, Europa zu zerstückeln, gewarnt hätten.

Der Festakt fand im Beisein von mehreren hundert Sudetendeutschen und zahlreichen Vertretern aller Parteien statt – aus der bayerischen Regierung waren Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger und Sozialministerin Ulrike Scharf vertreten, aus Regensburg Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Die Domstadt hatte 1951 die Patenschaft für die Sudetendeutsche Volksgruppe übernommen.

Traum: Sudetendeutscher Tag in Tschechien



Schmidt erinnerte in seiner Dankesrede an die wertvolle Arbeit des Zentrums für Erinnerungskultur an der Universität Regensburg. Der gemeinsame Weg gelinge nur mit dem Wissen, „was gewesen ist, was nie wieder gut gemacht werden kann, was wir aber besser machen müssen für die Zukunft und das Nie-Wieder“. Rouček bekannte sich zu politischen Träumen – schon als Kind mit Fernweh angesichts des Eisernen Vorhangs, später im Prager Frühling, bevor die Demokratie von Kommunisten „unterdrückt und erstickt“ worden sei, noch später im Exil in Österreich getrieben vom Wunsch nach einem vereinten und föderalen Europa.

Die Sudetendeutschen nannte auch er in Regensburg „liebe Landsleute“. In der langen gemeinsamen Geschichte „gab es nicht nur den Nationalsozialismus, den Krieg und die Vertreibung“, betonte er – und skizzierte unter großem Beifall seinen Traum für die nahe Zukunft: Endlich eine Einladung aus einer Stadt in Tschechien, den Sudetendeutschen Tag einmal dort abzuhalten – in Brünn, Karlsbad oder sonstwo, hoffentlich schon nächstes Jahr.