Regensburg
UKR: Spitze in Lungenkrebs-Therapie

Die Uni-Klinik gehört zu den deutschlandweit 15 besten Anlaufstellen. Verschiedene Fachbereiche arbeiten eng zusammen.

02.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:21 Uhr
Hauptverantwortlich für die Aufnahme ins Nationale Netzwerk für Genomische Medizin (v.li.): Prof. Dr. Matthias Evert, Direktor des Instituts für Pathologie der Universität Regensburg, Prof. Dr. Tobias Pukrop, Leiter der Interdisziplinären Tagesklinik für Tumortherapie des UKR, und Prof. Dr. Christian Schulz, Sprecher des Lungenkrebszentrums des UKR. −Foto: Domenica Golka/UKR Regensburg

Zum Weltkrebstag am 4. Februar können Universitätsklinikum und Universität Regensburg (UKR bzw. UR) herausragende Neuigkeiten in der Behandlung von Patienten mit Lungenkrebs vermelden. Als neues Mitglied im „Nationalen Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs“ (nNGM) bietet das UKR als eines von wenigen Deutschen Zentren Spitzenmedizin für die Diagnostik und Therapie von Patienten mit Lungenkrebs an, so eine Pressemitteilung der Uni-Klinik.

Anna S. (Name geändert) war 58 Jahre alt, Erzieherin und lebenslange Nichtraucherin. Als sie Ende 2019 in einem Krankenhaus mit Lungenproblemen vorstellig wurde, war von einem Tag auf den anderen nichts mehr wie zuvor, Diagnose: Lokal fortgeschrittenes, nicht kleinzelliges Lungenkarzinom, Lungenkrebs.

Behandlungsversuche scheiterten zunächst

Der Versuch, den Tumor mit Hilfe einer chemotherapeutischen Vorbehandlung auf ein operables Stadium einzudämmen, scheiterte, weil dieser bereits zu weit fortgeschritten war und metastasiert hatte. „Die Prognose in diesem Fall war nicht besonders gut“, sagt Professor Dr. Tobias Pukrop, Leiter des Interdisziplinären Centrums für medikamentöse Tumortherapie (ICT) und Leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III.

Wie das Institut für Pathologie der Universität Regensburg (UR) mittels moderner molekularer Diagnostik herausfinden konnte, lag in diesem Fall eine sehr seltene Mutation der Tumorzellen vor, welche eine präzise Anpassung der Therapie ermöglichte. „Die exakte und schnelle Analyse genetischer Veränderungen bei Lungenkrebs erlaubt es uns, Mutationen bei Betroffenen zu identifizieren und Patienten nachfolgend einer individualisierten und zielgenauen Therapie zuzuführen“, erklärt Professor Dr. Matthias Evert, Direktor des Instituts für Pathologie der Universität Regensburg.

Therapie umgestellt

Entsprechend den Ergebnissen der molekularen Untersuchung wurde auch die Therapie für Anna S. umgestellt, mit Erfolg. „Wir haben die Patientin, nach der pathologischen Analyse des Tumorgewebes hier am Lungenkrebszentrum auf eine passgenaue Therapie mit zwei Tabletten pro Tag umgestellt, und so eine nahezu vollständige Rückbildung des Tumors erreicht“, so Professor Dr. Christian Schulz, Leiter des Lungenkrebszentrums und Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR.

Dieses enge Zusammenspiel der verschiedenen Akteure – Pathologie, interdisziplinäres Centrum für medikamentöse Tumortherapie und Lungenkrebszentrum – und insbesondere die Spitzenmedizin im Rahmen des Nationalen Netzwerks für Genomische Medizin Lungenkrebs ermöglicht es der Patientin laut der Pressemitteilung heute, dass sie wieder in ihren geliebten Beruf als Kindergärtnerin zurückkehren kann.

Das nNGM umfasst bisher 15 universitäre Krebszentren, darunter alle 13 onkologischen Spitzenzentren, die aktuell von der Deutschen Krebshilfe gefördert werden. Ziel des bundesweiten Netzwerks ist es, Lungenkrebspatienten flächendeckend Zugang zu modernster molekularer Diagnostik und neuesten, personalisierten Therapieformen zu gewähren.

Das Institut für Pathologie der UR und das Lungenkrebszentrum am UKR wurden nun als weiteres Spitzenzentrum in das nNGM aufgenommen. Es überzeugt mit seinem hohen Niveau in der Diagnostik und in der Therapie von Lungenkrebspatienten und erfüllt damit alle Kriterien dieses besonderen Netzwerkes, so die Pressemitteilung.

Engere Zusammenarbeit mit anderen Krebszentren

„Dass wir als Lungenkrebszentrum des UKR jetzt in einer Reihe mit etwa der Charité Berlin, den beiden Münchner Universitätsklinika, Heidelberg und Freiburg stehen, ist eine hohe Auszeichnung, aber auch Ansporn, jeden Tag aufs Neue alles für unsere Patienten zu tun – diagnostisch, therapeutisch, aber auch wissenschaftlich“, freut sich Professor Schulz. Mit der Aufnahme ins nNGM ergibt sich für das Lungenkrebszentrum des UKR und das Institut für Pathologie eine noch intensivere Zusammenarbeit mit weiteren Krebszentren in Deutschland, was direkt den Patienten zugutekommt.

Innerhalb Ostbayerns besteht zwischen dem Lungenkrebszentrum am UKR und zahlreichen an der Patientenbehandlung Beteiligten (Kliniken, Ärzte, Reha-Einrichtungen etc.) eine enge Vernetzung, die jetzt noch weiter intensiviert werden kann. Konkret besteht für interessierte Kliniken und Praxen die Möglichkeit, als Partner des Netzwerkzentrums Regensburg dem nNGM beizutreten. „Wir können die molekulare Diagnostik und die damit verbundene individualisierte Therapie nun auch in dieser Form unseren Partnern in der Region anbieten und somit eine Versorgungslücke schließen“, resümiert Professor Pukrop.

Im Lungenkrebszentrum des UKR arbeiten Spezialisten verschiedener Fachbereiche mit dem Ziel zusammen, die Krebserkrankung umfassend zu diagnostizieren und dem Patienten die optimale Tumortherapie zu ermöglichen. Dies garantieren wöchentliche, multiprofessionell durchgeführte Tumorkonferenzen, in welchen jeder einzelne Fall besprochen wird. Das Lungenkrebszentrum des UKR ist Teil des Universitären Onkologischen Zentrums Regensburg (UCC-R).