Fundstücke
Was die Regensburger 2018 verloren haben

Krücken, Schlauchboot, Pulsuhr: In der Stadt kamen im letzten Jahr 6800 Fundsachen zusammen – darunter auch Kurioses.

29.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:51 Uhr
Gustav Wabra

Die Fundsachen warten ein halbes Jahr auf ihre Besitzer, dann werden sie versteigert.

Wo ist nur das verflixte Schlauchboot hingekommen? Lange Zeit grübelte ein Regensburger im vergangenen Jahr vermutlich über dieser Frage. Beim Fundamt fragte er allerdings nicht nach, dann hätte er sein Boot gefunden. Es zählt zu den kuriosesten Dingen, die 2018 in Regensburg zum Fundamt gebracht wurden. Ein Klettergurt, ein Hörgerät, Krücken: Es stellen sich viele Fragen, bei den Fundsachen des Jahres. Zum Beispiel bei einem zehn Kilo schweren Werkzeugkoffer.

„Da fragt man sich schon, wie man den vergessen kann“, sagt Manfred Stuber. Er managt seit 20 Jahren das städtische Fundamt. Die Liste der merkwürdigen Fundsachen des Jahres geht aber noch weiter. Ein Teppich wurde abgegeben und wartet auf seinen Besitzer. Weichspüler und Paprikagewürz werden wohl im Fundlager der Stadt nie abgeholt, genauso wie verschiedene Malstifte oder ein Glätteisen fürs Haar. „Solche Dinge werden selten gesucht“, weiß Manfred Stuber.

Trompete und Baseballschläger

Doch wer gibt überhaupt ein Päckchen Paprikapulver ab? Stuber zuckt mit den Achseln: „Wenn’s die Leut’ für abgebenswert halten.“ Ein halbes Jahr dürfen die Dinge in den Regalen auf ihre schusseligen Besitzer warten – dann werden sie entweder entsorgt, versteigert oder der Finder bekommt sie. Übrigens müssen Fundort und Aussehen vieler Fundsachen geheim bleiben. „Nur so können wir überprüfen, wem der Gegenstand gehören könnte. Sonst kann ja jeder kommen“, sagt Manfred Stuber.

So sieht es im Fundlager aus: Auf dem 360-Grad-Bild können Sie sich umsehen. Klicken Sie einfach in das Bild, um zu starten, und nutzen Sie dann ihre Maus (oder ihren Finger, wenn Sie ein mobiles Endgerät nutzen), um sich im Bild zu bewegen.

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Jedes Fundstück hat seinen Platz und einen Zettel. Darauf wird alles vermerkt und im Computersystem katalogisiert. Die Geschichten hinter den Fundsachen sind nur schwer herauszufinden, sagt Manfred Stuber. 6800 Sachen wurden letztes Jahr in Regensburg abgegeben, darunter 670 Fahrräder. Am meisten vergessen die Regensburger allerdings Regenschirme, Jacken, Mützen, Schlüssel und Handys, und das im Bus. Vor allem montags rufen viele an und klagen über den Verlust ihres Handys, sagt Stuber.

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Aber nicht nur im Bus gehen Sachen verloren, auch die Polizei findet täglich Dinge auf Streife und bringt sie zum Fundamt. Dazu kommen Sammellieferungen aus den Schulen, Arenen, Schwimmbädern und Kaufhäusern. In der ganzen Stadt wurden 2018 mehrere Kinderwagen, eine Trompete, ein Baseballschläger, eine Pulsuhr, eine Gebetsschnur, eine CD mit Röntgenaufnahmen, ein Mathematikheft, ein Autokindersitz und eine Fernbedienung neben den üblichen Fundsachen abgegeben. Wer etwas auf der Straße verliert, hat die geringste Chance, dass er es jemals wieder bekommt, weiß Manfred Stuber.

Nicht nur das vergangene Jahr hielt kuriose Fälle bereit. Vor einiger Zeit wurde im Westbad ein Geldbeutel mit Karten und viel Bargeld gefunden. Das Portemonnaie gehörte einem ungarischen Schwimmer. Die Kommunikation verlief folglich recht schwierig, da der Besucher kein Deutsch und nur wenig Englisch sprach, gibt Stadtwerksprecher Martin Gottschalk Auskunft. Der Geldbeutel fand aber am Ende wieder den Weg in die Hände seines Besitzers.

Fundsachen finden neue Besitzer

Ebenfalls vor ein paar Jahren wurde im Westbad eine Rolex im Wert von 9000 Euro gefunden. „Diese hatten wir dann im eigenen Safe aufbewahrt. Die Uhr wurde nach ein paar Tagen dann aber vom Besitzer abgeholt“, sagt Gottschalk. In Zusammenhang mit Geld weiß Manfred Stuber noch von einem Fall. Im Jahr 2009 etwa fand ein Mann in Burgweinting ein Kuvert mit 11000 Euro. Der ehrliche Finder gab es bei der Polizei ab. Das Kuvert stammte von einer Schweizer Bank. Die Bank konnte aber auch nicht weiterhelfen. Der Eigentümer meldete sich nie. Nach Schätzungen von Manfred Stuber findet etwa ein Drittel der Menschen, die im Fundamt etwas vermuten, ihren verlorenen Gegenstand hier wieder.

Übrigens: Der Finderlohn ist gesetzlich genau geregelt. Bis 500 Euro gibt es fünf Prozent für den Finder, darüber drei Prozent. Geldbeträge bis zu zehn Euro dürfen sogar – ganz legal – eingesteckt werden. Darüber ist man verpflichtet, sie abzugeben. Wenn sich innerhalb von sechs Monaten kein Eigentümer gemeldet hat, kriegt der Finder das Geld. Was seine Zeit als Fundsache im Regal der Stadt abgesessen hat, kommt oftmals unter den Hammer. Viermal im Jahr lädt Manfred Stuber zur Fundsachenversteigerung – dieses Jahr im Marinaforum (30. Januar). Unter den Hammer von Manfred Stuber kommen Fahrräder (besonders begehrt), aber auch Jacken und Schmuck. Fundstücke, die wertvoll aussehen, lässt die Stadt vorher schätzen. Oliver Skoda geht seit Jahren zu den Versteigerungen der Stadt. Der 48-Jährige sucht vor allem Fahrräder, an denen er selbst noch rumschrauben kann, oder auch Handys oder Schmuck. Bei echten Versteigerungen, die mit Auktionen im Internet nicht vergleichbar sind, ist es wie bei einem Überraschungsei, erklärt er seine Leidenschaft. „Du weiß nicht, was es geben wird“, sagt er. „Am Ende ist es wie ein Sieg bei einem Spiel, wenn du den Zuschlag erhältst.“

Wer zu solchen Veranstaltungen geht, weiß in der Regel, was er tut, sagt er. Zu den Auktionen kommen viele Flohmarkthändler, aber auch Studenten, die nur ein günstiges Fahrrad wollen, erklärt er. Der Erlös der Fundsachenversteigerung landet in der Stadtkasse. Nach Informationen der Stadt sind es jährlich knapp 15000 Euro.

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