Experten-Interview
Wie man Igeln im Herbst helfen kann

Jetzt verlassen die Jungtiere, die in diesem Jahr geboren wurden, ihren Unterschlupf. Lisa Ruder erklärt, was sie brauchen.

08.10.2021 | Stand 15.09.2023, 23:48 Uhr
Annabelle Neu
Lisa Ruder von der Igelhilfe mit einem ihrer Patienten. −Foto: Renate Ahrens

Um diese Zeit im Jahr sind immer viele Igel zu sehen. Manche brauchen Hilfe, manche nicht. Expertin Lisa Ruder hat Tipps, wie man das erkennt und was man den stacheligen Gesellen im Garten sonst noch Gutes tun kann.

Wie kann ich Igel jetzt im Herbst unterstützen?

Das Wichtigste wäre im Herbst, Strauchschnitt und Laub zu einer Igelburg anzuhäufen. Laub auch unter Sträucher zu rechen, womit sie sich ein natürliches Winternest bauen können. Je natürlicher ein Garten gepflegt wird, umso leichter hat es der Igel sich anzusiedeln. Nur dort finden Wildtiere Unterschlupf und natürliche Nahrung. Natürliche Höhlen erhalten und unter Paletten und Holzstapeln Hohlräume für Schlaf- und Winternester schaffen. Selbstgebaute Igelhäuser (tolle Anleitungen findet man unter:www.igelschutzhilfe-regensburg.de) versteckt platziert, unter Hecken und Sträuchern, erleichtern den Jungigeln den ersten harten Winter.

Was tue ich, wenn ich einen kleinen oder kranken Igel sehe?

Kleine Igel sieht man im Herbst zuhauf, denn sie sind bereits mit 150 g unterwegs und machen auch tagsüber erste Ausflüge ohne Mama. Man sollte auf jeden Fall gut beobachten, ob die Mama in der Nähe ist und diese den Ausflug über kurz oder lang beendet. Wird ein Igeljunges über mehrere Stunden gesehen, setzen sich bereits Fleischfliegen auf den Igel oder hat er sogar bereits Fliegeneierbesatz – kleine, gelbliche, reiskornähnliche Gebilde, dann bitte sofort reagieren und sichern. Erstversorgung besteht aus einem kleinen Karton mit einer Wärmflasche und einem kleinen Handtuch drüber. Danach kontaktiert man umgehend eine Igelstation in der Nähe. Ebenso verfährt man, wenn man einen verletzten oder augenscheinlich schwachen Igel sieht. Bitte rufen Sie lieber einmal zu viel als einmal zu wenig an. Wir beraten und unterstützen im Zweifelsfall sehr gerne.

Ist es sinnvoll, im Winter Katzenfutter für Igel rauszustellen?

Wir von der Igelhilfe Regensburg haben uns dazu entschlossen, ganzjährig zuzufüttern. Maßgeblich für diese Entscheidung ist, dass wir täglich völlig abgemagerte Igel zu uns auf die Stationen bekommen. Igel sind reine Fleischfresser! Geeignet ist hochwertiges Katzenfutter mit mindestens 60 Prozent Fleischanteil und ohne Getreide, ein leckeres Rührei oder auch mal gebratenes Rinderhack. Sauberes Wasser sollte bereitstehen. Futterplätze müssen täglich gereinigt werden. Da der Igel auch im Winter aufwacht und vielleicht hungrig umherirrt, sollte stets eine Schale hochwertiges Trockenfutter bereitstehen. Denn wenn man ganzjährig zufüttert, dann wissen sie auch, wo sie im Winter Futter finden können. Anleitungen für Futterhäuser findet man auch auf unserer Homepage.

Ein Igel wohnt bei mir im Garten – was muss ich beachten?

Schaffen Sie Igeln in durchgehenden Zäunen oder Mauern geeignete Durchlässe und gestalten Sie auf lange Sicht Ihren Garten naturnah, so findet er auch natürliche Nahrung. Nehmen Sie bei der Frühjahrsarbeit Rücksicht, der Igel schläft manchmal bis in den Mai. Sind Sie bei Mäharbeiten vorsichtig und gehen vorab die zu mähenden Bereiche ab. Verzichten Sie auf Chemie und sichern Sie Kellerschächte, in welche die Tiere fallen können.