Archäologie
Die Suche nach dem Römer-Hafen

Am Regensburger Donaumarkt wird mit Nachdruck gegraben. Die tieferen Schichten sind noch für viele spannende Überraschungen gut, glauben die Experten

02.10.2012 | Stand 16.09.2023, 21:05 Uhr
Claudia Böken

Der städtische Denkmalpfleger Dr. Lutz-Michael Dallmeier auf dem Grabungsgelände am Donaumarkt. In der Hand hält er alte Aufnahmen, wie der Hunnenplatz Anfang der 1960er-Jahre aussah.Foto: Lex

Vor drei Wochen haben die archäologischen Grabungen am Donaumarkt begonnen. Auf dem etwa 1000 Quadratmeter großen Areal sind inzwischen die Grundrisse früherer Bebauung ans Tageslicht gekommen, sogar das alte Hirschlinger Pflaster, das bis zur Mitte der 1960er-Jahre den Hunnenplatz und die schmalen Gassen zwischen den Häusern bedeckte, ist noch großräumig zu sehen, war seinerzeit einfach zugeschüttet und mit Teer bedeckt worden.

Was momentan im Zuge der Verlegung des Hauptsammlers ausgegraben wird, ist unter anderem das Gebäude der früheren Essigfabrik Hengstenberg. Es besaß einst für Regensburg so große Bedeutung, dass die Eiserne Brücke, die neben dem Donaumarkt verläuft, bis heute im Volksmund den Namen Hengstenberg-Brücke trägt. Die Bebauung fiel in den 60er-Jahren den Plänen zum Opfer, an dieser Stelle die Bayerwaldbrücke zu bauen, die vierspurig über die Donau hätte führen sollen.

Die Bebauung des Donaumarkts

Aus dem freigelegten Erdreich schauen zwei verrostete Räder heraus. „Das stammt bestimmt von der Werkstatt Männer, die hier einen Betrieb zur Reparatur von Fahrrädern und Motorrädern hatte“, ist der städtische Denkmalpfleger Dr. Lutz-Michael Dallmeier überzeugt. Hunnenplatz, St.-Georgen-Platz und Heldengässchen waren der westliche Teil des Platzes, der heute als Donaumarkt bekannt ist. Die Fundamente, die ans Tageslicht kommen, stammen größtenteils von barocken Anwesen mit mittelalterlichen Grundrissen.

Das erste Planum sei fast geschafft, erklärt der Archäologe. In der nächsten „Etage“ sind Vorgängerbauten aus Holz zu erwarten, „wahrscheinlich hohes Mittelalter“, weiß Dr. Dallmeier aufgrund der benachbarten Ausgrabungen am Ostermeier-Gelände und in der Trunzergasse, die bereits abgeschlossen sind. Unter dem ehemaligen Stadtlagerhaus, dessen Grundmauern vor zwei Jahren ausgegraben, untersucht und wieder verfüllt wurden, hatte man eine Menge Eisenschlacke gefunden. Sie ließ auf ein mittelalterliches „Gewerbegebiet“ schließen, das an der Donaulände – wegen der Feuergefahr – gut angesiedelt war. Darüber, ob das Oberpfälzer Eisen dort nur umgeladen oder vor Ort verhüttet wurde, darüber könnten weitere Funde Aufschluss geben.

Mit dem Spaten in die Römerzeit

So interessant das Grabungsgelände sich den zahlreichen Schaulustigen jetzt schon präsentiert, der städtische Denkmalpfleger kann sich gut vorstellen, dass in den tieferen Schichten noch Spannenderes zum Vorschein kommt. Schließlich wartet die Fachwelt immer noch auf einen römischen Hafen. Dass das Legionärslager Castra Regina wenigstens ein befestigtes Ufer gehabt haben muss, wenn nicht einen richtigen Hafen mit einem Becken, daran besteht bei Archäologen kein Zweifel. Dallmeier will nicht ausschließen, dass man mitten unter dem Donaumarkt auf derartige Relikte stoßen könnte. Die Donau dürfte nämlich vor 1800 Jahren etwa 15 Meter weiter südlich ihr Bett gehabt haben – etwa dort, wo momentan die Grabungskante verläuft.

Im Hinblick auf den Bau des Museums der Bayerischen Geschichte steht für nächstes Jahr eine weitere große Grabung an. Um zu wissen, wie tief die Befunde reichen, werden schon jetzt Grabungsschlitze mit einer Tiefe von drei bis vier Metern gezogen. Dass man dabei auf römische Relikte stößt, steht fast zu erwarten.

Und wenn man dann vielleicht in einigen Metern Tiefe auf die Überreste eines römischen Schiffs stieße, würden die Archäologen-Herzen höher schlagen. Den Zeitplan dürfte so ein Fund trotzdem nicht wesentlich beeinträchtigen. Schließlich soll am Donaumarkt 2018 das Museum der Bayerischen Geschichte eingeweiht werden.