Bauordnung
Heftige Brandschutzmängel im Velodrom

Die Spielstätte des Theater Regensburg muss saniert werden. Die aktuellen Inszenierungen laufen trotzdem weiter.

09.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:02 Uhr
Heinz Klein

Die Theaterspielstätte Velodrom mit 600 Plätzen erfüllt Brandschutzvorschriften nicht mal annähernd. Die große Bühne steht auf brennbarem Material, zum Zuschauerraum gibt es keine brandschutztechnische Abtrennung. Foto: Archiv/Jochen Quast

„Was mir als Traum erschien – nackte Wahrheit ist’s“, heißt es beim „Käthchen von Heilbronn“, das derzeit furios im Velodrom gespielt wird. Die nackte Wahrheit, was den Zustand des Theaters betrifft, wurde dagegen in der jüngsten Kulturausschusssitzung deutlich: Das Bauordnungsamt der Stadt stellte fest, dass die heute geltenden Anforderungen der Versammlungsstättenverordnung nicht annähernd erfüllt werden.

Dies betrifft vor allem den mit 264 Quadratmetern als Großbühne geltenden Bühnenbereich, „der brandschutztechnisch nicht vom Zuschauerbereich abgetrennt ist und eine Tragekonstruktion aus brennbaren Baustoffen besitzt“, heißt es dazu in der Sitzungsvorlage des Kulturausschusses – und weiter: „Ferner hat sich gezeigt, dass der Brandschutzanstrich der Stahl-Dachkonstruktion nicht wirksam ist.“

Keine aktuelle Gefährdung

Muss Heinrich Kleists Satz vom erschienenen Traum bald als Alptraum umgeschrieben werden? Sicher sei, dass die unbestritten notwendige Sanierung des Velodroms nicht bei laufendem Spielbetrieb erfolgen kann, sagte Juliane von Roenne-Styra, Sprecherin der Stadt Regensburg. Doch mit der Behebung der vielen Mängel wird es nicht so schnell gehen. Für das kommende Jahr wurden 800 000 Euro für vorbereitende Untersuchungen und die Planung der Sanierung in den Haushalt eingestellt. Dann müssen Gutachter gesucht und per Ausschreibung zunächst ein Planungsbüro und später entsprechende Fachfirmen zur Ausführung gefunden werden, sagt Michael Hübner. Der technische Direktor des Regensburger Stadttheaters spricht von einem sehr komplexen Bauvorhaben, bei dem ja auch die Denkmalschützer ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Deshalb rechnet Hübner nicht mit einem Beginn der Sanierungsarbeiten vor dem Jahr 2022.

Doch kann der Spielbetrieb angesichts der vielen und gravierenden Mängel so lange aufrechterhalten werden? „Wir haben Gutachten eingefordert und erbracht und ich gehe nicht davon aus, dass der Spielbetrieb in Gefahr ist“, sagte Hübner auf Fragen der Mittelbayerischen. Das Velodrom sei ja immerhin in einem genehmigten Zustand, auch wenn es nicht dem heutigen geforderten Standard entspricht.

Der Brandschutz sei in all den Jahren immer wieder verschärft worden. Deshalb könne ein vor 20 Jahren saniertes Gebäude auch nicht den heute aktuellen Anforderungen entsprechen. Doch sei die Fluchtwegesituation deutlich verbessert worden. Eine aktuelle Gefährdung kann Michael Hübner im Velodrom daher nicht sehen.

Mit Beginn der Sanierung wird das Velodrom, das ja einmal selbst als Ausweichspielort konzipiert war und nun eine dauerhafte Konstante im Spielbetrieb ist, selbst ein Ausweichquartier brauchen. „Ja, da brauchen wir eine alternative Spielstätte“, versicherte Michael Hübner. „Und wir haben auch schon Ideen dazu.“ Welche, das wollte der Technische Direktor allerdings noch nicht beantworten.

Stadt bleibt Antworten schuldig

Im Gegensatz zur Fortführung des Spielbetriebs im Velodrom waren bei Nichteinhaltung der Brandschutzvorschriften im Landkreis verschiedene Veranstaltungsorte wie beispielsweise die Disco Airport in Obertraubling gesperrt worden. Deshalb fragte die MZ nach und legte der Stadtverwaltung zu Details der Sanierung und einer eventuellen Gefährdungssituation einen Fragenkatalog vor. Die Pressestelle sah sich allerdings nicht in der Lage, diese Fragen tagesaktuell zu beantworten.

Die Behebung der genannten und weiterer Mängel ist die Pflicht. Daneben gibt es bei der Sanierung auch eine Kür, die der weiteren Optimierung der Spielstätte dienen soll. So soll, wie dem Kulturausschuss vorgetragen wurde, untersucht werden, inwieweit die bestehende Bühne noch vergrößert werden kann, ohne in die denkmalgeschützte Substanz einzugreifen. Auch die Nutzungsvariabilität des Zuschauerraums und dessen Akustik sollen optimiert werden.Wie Theatergänger wissen, heizt sich das Velodrom im Sommer stark auf. Zudem muss es im Winter mit hohem Energieaufwand beheizt werden. Darum sollen die komplette Heiz- und Lüftungsanlage erneuert und das Gebäude mit zusätzlicher Klimatechnik ausgestattet werden. Im Sinne der Inklusion ist der Einbau einer Gehörlosenanlage erwünscht. Auch die Barrierefreiheit soll optimiert werden.

Zunächst muss aber geklärt sein, dass das Velodrom, das nach dem Ende des Erbbaurechtsvertrags zwischen der Stadt und Oswald Zitzelsberger am 31.12.2021 wieder in den Besitz der Stadt zurückfällt, weiterhin als Spielstätte des Theaters genutzt wird. Dem stimmte der Kulturausschuss zu. Die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie samt Kostenrahmen sollen dem Stadtrat vorgelegt werden, der dann einen Grundsatzbeschluss zum Weiterbetrieb und der Sanierung fällen muss.

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