Glaube
Neue Töne bei Mutter Kirche

Die Diözese Regensburg will fernstehende Katholiken wieder in den Schoß der Kirche holen. Das soll mit „Gran.Dios“ gelingen.

18.05.2018 | Stand 16.09.2023, 6:13 Uhr
Helmut Wanner

Tobias Liminskis Firma „media21.tv“ ist Dienstleister der Diözese Regensburg. Er hat das neue Heft auf dem Schirm. Ausgeliefert wird es ab Fronleichnam.Foto: Wanner

Mutter Kirche schlägt neue Töne an. Und einer der Komponisten dieser Töne ist Tobias Liminski, Geschäftsführender Gesellschafter und Gründer der Firma media21.tv. Der 40-Jährige ist ein neuer Dienstleister der Pressestelle des Bistums. Er verantwortet „Zahlengesichter“, dieTransparenz-Offensive der Finanzen des Bistums.

Liminski steckt auch hinter „Gran.Dios“, einem kostenlosen Magazin, das nach seiner Darstellung in Machart und Verbreitung einzigartig in Deutschland ist.

Liminski umschreibt die Intention des Heftes mit zwei Sätzen: „500 000 Menschen, fast die Hälfte der Gläubigen der Diözese Regensburg, zahlen zwar Steuern, aber nehmen nicht mehr am Gemeindeleben teil.“ Mit diesen vernachlässigten Mitgliedern trete die katholische Kirche nun mit einem neuen Format in den Dialog.

Auch Liminski ist guter Hoffnung

Es heißt „Gran.Dios“. Liminski bevorzugt wegen seiner venezolanischen Ehefrau Flavia die spanische Betonung. „Gran.Dios“ ist ein nachhaltig produziertes Themen-Magazin, das von einem interaktiven Online-Auftritt begleitet wird. Im November kam das erste Heft heraus. An Fronleichnam kommt das zweite. Diesmal ist „Hoffnung“ das Thema. Damit kann Liminski viel anfangen. Denn seine Frau ist guter Hoffnung. „Zusammen mit dem Heft kommt unser erstes Kind zur Welt“, sagt der Medienmacher.

„500 000 Katholiken zahlen zwar Steuern, aber nehmen nicht am Gemeindeleben teil. Mit ihnen treten wir in den Dialog.“Tobias Liminski

Das Geschlecht wollen die Eltern nicht wissen. „Es ist ein Geschenk und das packt man nicht vorher aus“, sagt der wertkonservative Katholik. Er ist das fünfte von zehn Kindern der Großfamilie Liminski. Vater Jürgen war Redakteur beim Deutschlandfunk, der junge Bruder Nathanael war mit 31 Jahren Deutschlands jüngster Leiter einer Staatskanzlei. Er ist Ministerpräsident Armin Laschets rechte Hand in NRW.

Über „Gran.Dios“ mag der werdende Vater lieber sprechen. Es ist seine Herzensangelegenheit. Der Magazin-Titel spielt mit der Doppelbedeutung des Wortes. Wer denkt, ein weiteres Produkt für die Papiertonne, der täuscht sich. „Gran.Dios“ ist zwar ein kleiner Stein, aber ins Wasser geworfen, zieht er Kreise in der Zielgruppe.

Tobias Liminski steckt hinter dem kostenlosen Magazin, mit dem der Regensburger Oberhirte mit allen seinen Schäfchen in den Dialog treten will:

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Jugendliche sagen nach der Firmung in Scharen „good bye Jesus“. Einer, der im Boot der Kirche blieb, ist Martin Kellermeier (22). Ostbayerns jüngster Pfarrgemeinderatsvorsitzender stellt fest: „Junge Leute kann man mit keiner Nachtschicht und keiner Kreuzwegandacht mehr locken. Es geht nicht mehr darum, den Bestand zu verwalten, sondern die Zukunft zu gestalten.“ Das habe auch die Bistumsleitung erkannt. „Und das mit dem erhobenen Zeigefinger geht gar nicht mehr.“

Kellermeier hat im Bistum offene Türen eingerannt. Kellermeier hatte von Bistumssprecher und „Gran.Dios“-Herausgeber Clemens Neck gehört, dass an Fronleichnam das Hoffnungs-Heft herauskommt. Das hat bei Kellermeier sofort „gematchet“ – wie Liminski sagt. Für Kellermeier wiederum ist Tobias Liminski „ein moderner Missionar“. Denn er arbeitet multimedial und legt großen Wert aufs Bewegtbild. Das sei heute zeitgemäß. Für das Magazin liegen 60 000 Bestellungen aus den Pfarreien vor. Allein 5000 davon gehen nach Roding. Denn der Pfarrgemeinderat hat aus dem Heft eine Bewegung gemacht. Roding startet vom 17. Juni an eine „Hoffnungswoche“, die sogar mit einem eigenen Kinospot beworben wird. Es wird eine geniale Fete werden wie sie das Rodinger Kirchenvolk noch nicht gesehen hat – samt Hoffnungsfeuer und Hoffnungsgala mit den Singer-Songwritern Sarah Ko und „A.VJU.“ Sarah Ko, eine junge Mainburgerin, ist das Titelmädchen des neuen Heftes. „Das nennt man Verzahnung“, freut sich Kellermeier. Pfarrer Holger Kruschina, vielen Regensburgern bekannt als ehemaliger Pfarrer von Harting und Leiter des Vokalensembles Hubert Velten, steht hinter dem Konzept.

Das Magazin riecht nicht katholisch. „Leistung“ – die muss jeder bringen. „Hoffnung“ – ohne die kommt kein Mensch aus. Wenn man das hochwertig produzierte Heft in die Hand nimmt, merkt man, da sind Werte behandelt und Themen, die sich jedem Mensch im Alltag stellen.

Dafür sorgt das Kreativteam um Liminski. Das Thema Hoffnung war ihnen zwei Tage Brainstorming wert. Dabei wurde natürlich auch gut gegessen. „Essen ist Kommunikation“, sagt der Macher. Man sieht es ihm an. Der ehemalige Sendungsmanager und Reporter der „Landesschau Baden Württemberg“ liebt das gute Leben. Am 1. August zieht Liminski mit seiner Firma von München in ein Haus der Kirche in die Roritzerstraße. Acht Schreibtische werden dort stehen. Weil er erst seit kurzem in Regensburg lebt und arbeitet, braucht er die Hilfe der Pfarrgemeinden. Er fährt zu ihnen raus und fordert sie auf: „Es ist Euer Heft. Zeigt uns Eure Helden!“ So kam zum Beispiel der Uhrenaufzieher Clemens Laumer mit einer Doppelseite ins erste Heft.

Mediamarkt-Gründer outet sich

Den größtenErfolg hatte das Interview mit dem Gründer und Ideengeber der Mediamarktkette („Ich bin doch nicht blöd“). Walter Gunz überraschte mit der Aussage: „Der Glaube an das Wunder, dass die Hostie bei der Eucharistie der Leib Christi ist, und nicht ein Symbol dafür, hat mich zum katholischen Glauben bewegt.“ Gunz bedankte sich nach dem Interview im Priesterseminar: „Es war eine Fügung, dass ich zum Inhalt des Magazins beitragen konnte.“ Das Heft mit einer Startauflage von 75 000 Exemplaren musste nachgedruckt werden. „Bis heute haben wir 120 000 Hefte ausgeliefert.“„Grand.Dios“ kommt nicht ungefragt, es kommt auf Bestellung. Es dürfen auch, wie jetzt in Roding, 5000 Exemplare auf einmal sein. Martin Kellermeier ist nicht bang, sie alle unters Kirchenvolk zu bekommen. Denn Sarah Ko, das Mädchen von Seite 1, singt.

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