Tiere
Gesundheitszentrum statt Tierklinik

Dr. Uwe Romberger stellt für seine Tierarztpraxis die Weichen neu. Statt 24-Stunden-Dienst stehen Spezialangebote im Fokus.

08.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:38 Uhr
Hochwertige Medizintechnik wie hier ein modernes Endoskop wird zur Diagnostik, aber auch zur Therapie benützt. Einem Hund wurden kürzlich mit einem Endoskop zwei verschluckte Steine entfernt. −Foto: Fotos: Romberger

Noch prangt der Schriftzug „Tierklinik“ an den Eingangstüren zur Fachtierärztlichen Praxis für Kleintiere von Dr. Uwe Romberger im Merianweg. Doch der Veterinär hat den Titel „Tierklinik“ Anfang des Jahres zurückgegeben. Nicht weil er gemusst hätte, sondern weil er seine Praxis in eine andere Richtung entwickeln will. Aus der bisherigen Tierklinik Regensburg wird das Tiergesundheitszentrum Regensburg.

„Es ändert sich nicht generell alles, nicht alle Abläufe werden neu geregelt“, erklärt Romberger. Durch das Tierkliniksystem hätte man sich aber gewissermaßen verzettelt. Um den für eine Tierklinik von der Bayerischen Landestierärztekammer vorgeschriebenen 24-Stunden-Notfalldienst aufrechtzuerhalten, seien Mitarbeiter mit Spezialfähigkeiten im Nacht- und Wochenenddienst eingesetzt gewesen – und fehlten dann untertags, um die hochwertige Medizintechnik einzusetzen. „Die Technik nützt mir alleine gar nichts. Ich brauche die Menschen, die diese Technik auch bedienen und die Ergebnisse befunden können“, sagt der Fachtierarzt für Kleintiere und Physikalische Therapie.

Jetzt Dienst von 8 bis 22 Uhr

Aus dem Notdienstsystem verabschieden kann und will Romberger sich nicht. „Die Berufsordnung sagt, dass sich jeder Tierarzt an dem zu organisierenden Notdienstsystem beteiligen muss. In Regensburg gibt es das an den Wochenenden. Da haben wir uns immer eingebracht und sind auch weiter dabei.“ Aber den Rund-um-die-Uhr-Service hat Romberger eingeschränkt. Von 8 bis 22 Uhr steht die Praxis den Patienten und ihren Besitzern zur Verfügung. Bei einem Notfall zwischen 22 Uhr und dem nächsten Morgen müssen die Patienten eine der anderen Tierkliniken aufsuchen, wie die in Haslbach oder Kelheim, zählt Romberger auf.

In der Tierklinik Haslbach merkt man bisher noch nicht viel davon, dass sich Rombergers Einrichtung aus dem 24-Stunden-Dienst zurückgezogen hat. „Vielleicht sind es ein oder zwei Fälle mehr pro Nacht“, sagt eine der Leiterinnen der Haslbacher Klinik, Tierärztin Eva Matthes. Sie glaubt, dass Romberger durch die Öffnungszeit bis 22 Uhr aber auch noch viel auffängt. Wirklich beurteilen, ob Rombergers Abschied aus dem Nachtnotdienst zu einer erheblichen Mehrbelastung führt, wird man erst gegen Ostern können, glaubt Matthes. Januar und Februar seien traditionell ruhige Monate. „Aber wir sind anpassungsfähig.“

Abgesehen vom Rund-um-die-Uhr-Service bietet Rombergers Praxis mit insgesamt rund 18 Mitarbeitern, darunter sechs in Vollzeit fest angestellten Tierärzten und zwei Physiotherapeutinnen, weiterhin alles an, was der Leistungskatalog der Landestierärztekammer für eine Tierklinik vorschreibt. „Wir haben zum Beispiel die stationäre Behandlung beibehalten und nicht aufgelöst. Wir betreuen nach der Operation die Tiere auch weiterhin drei oder vier Tage. Das stellen wir sicher.“

Teil des Tiergesundheitszentrums ist eine große Physiotherapie-Praxis ebenso wie ein Hausbesuchsdienst mit einem eigens dafür ausgestatteten Auto. Damit kann das Team Menschen mit besonders sensiblen und verschreckten Tieren, die den Transport zum Tierarzt nicht gut tolerieren, entgegenkommen. Und auch für den letzten Gang der Hunde oder Katzen, wenn sie eingeschläfert werden müssen, wird gerne der Hausbesuchsdienst gerufen. „Wir sind sehr bemüht, das für den Patienten und den Tierbesitzer in der gewohnten Umgebung zu einem guten Abschluss zu führen.“ Sehr emotionale Momente seien das oft. „Das ist auch für uns Tierärzte nicht so einfach. Ein Tier einzuschläfern, das ist ein krasser Schritt. Um so mehr freuen wird uns, wenn der Besitzer dann mit einem neuen Tier wieder zu uns kommt.“

„In der Humanmedizin geht bei Kliniken der Trend immer mehr hin zu Spezialistenkliniken. Dieser Trend ist seit zwei bis drei Jahren auch in der Tiermedizin stark im Kommen. Man muss nicht alles machen, sondern setzt Schwerpunkte.“ Sein Tiergesundheitszentrum will eine breite Grundversorgung bieten. „Und wir ergänzen das mit dem, was wir wirklich gut können.“ Die Klink hat einen orthopädischen Schwerpunkt, der durch die Physiotherapiepraxis ergänzt wird. Romberger hat Mitarbeiter, die sich auf Junghundprobleme, aber auch geriatrische Probleme spezialisiert haben. „Wir haben eine begnadete Kardiologin. Wir können aber keine kardiologische Sprechstunde anbieten, ohne ein Herzultraschallgerät.“ Technik und Spezialisten bedingen einander.

Starker Trend zur Spezialisierung

Patienten mit Beschwerden, die in einer anderen Klinik besser versorgt werden können, werden dorthin überwiesen. „Wir behandeln zum Beispiel keine neurologischen Patienten mit Bandscheibenproblemen. Die schicken wir in eine neurologische Spezialklinik.“ Sind zur Diagnostik eine Computer-Tomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich, überweist Romberger den Patienten an eine der großen Kliniken in Nürnberg oder München.

Romberger sieht die Verabschiedung vom Tierkliniksystem nicht als Nachteil: „Wir hatten so etwas wie Stillstand und wollten uns aber weiterentwickeln“, begründet er die Strukturveränderung. „Wir können durch die Veränderung besser sicherstellen, dass bei Anfragen oder Überweisungen an uns der Spezialtierarzt den Fall auch übernehmen kann und nicht wegen des Nachtdiensts tagsüber ausfällt.“ Wie kürzlich bei dem als Notfall eingelieferten Hund, der zwei Steine geschluckt hatte. Sie wurden von einer Tierärztin des Teams endoskopisch in kurzer Zeit entfernt. Dem Hund geht es wieder gut. Das ist das Ziel. Deshalb ist Romberger mit der neuen Bezeichnung seiner Großpraxis sehr zufrieden: „Der Titel Tiergesundheitszentrum transportiert das, was wir sein wollen.“

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