Bauruine
Abrissbagger nagt die Opitz-Klinik weg

Die Arbeiten in der Luitpoldstraße in Regensburg kamen am Sonntag gut voran. Am Montag ist die Straßensperrung aufgehoben.

04.04.2016 | Stand 16.09.2023, 6:50 Uhr
Die Abrissarbeiten an der ehemaligen Opitz-Klinik in der Regensburger Luitpoldstraße sind am Sonntagmittag bereits weit fortgeschritten. Der Bagger beseitigt gerade das angebaute Treppenaus (links) −Foto: Seidl

Der Abriss der ehemaligen Opitz-Klinik in der Regensburger Luitpoldstraße kommt gut voran. Große Teile des Hauptgebäudes sind bereits dem Erdboden gleichgemacht. Am Sonntagmittag nagt sich der große Abrissbagger bereits durch das Treppenhaus des ehemaligen Krankenhauses. Es wurde erst später an das Hauptgebäude, das in seinen Grundzügen aus dem Jahr 1900 stammt, angebaut.

Der Baggerfahrer muss in diesem Bereich besonders vorsichtig vorgehen. Denn das Treppen- und Aufzughaus befindet sich fast direkt an der westlichen Grundstücksgrenze. Das nächste Gebäude ist nur wenige Meter entfernt. Die große Greifzange des Baggers löst immer nur kleine Stücke aus dem Mauerwerk und der Decke – und das so, dass sie möglichst nach innen fallen.Am Ausleger eines Kranwagens hängt außerdem ein Bauschuttcontainer direkt an der Außenwand des Anbaus. Er soll Mauertrümmer abfangen, die bei den Abrissarbeiten nach außen fallen. Der Container wird immer wieder neu platziert, damit diese Trümmer nur wenige Meter nach unten fallen.

Der Abriss der Klinik lockt seit dem Start der Arbeiten am Samstag viele Schaulustige an. Dabei ist der Blick auf die Baustelle nur teilweise möglich. Entlang des Fuß- und Radwegs auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben die Mitarbeiter des Abriss-Unternehmens einen Bauzaun aufgestellt, der zum Schutz der Passanten vor Staub mit Folien verkleidet ist, allerdings dadurch auch den Blick behindert.

Um die Staubentwicklung bei den Abbrucharbeiten in Grenzen zu halten, setzen die Mitarbeiter der Abrissfirma ein Sprühgebläse – ähnlich einer Schneekanone – ein, das einen feinen Wassernebel erzeugt. Zusätzlich kommt ein Wasserschlauch zum Einsatz. Trotzdem hat sich auf dem Gehweg mittlerweile eine feine Staubschicht gebildet.

Vor allem Kinder können von dem Spektakel nicht genug bekommen. Oft sitzen sie auf den Schultern ihrer Väter und haben von dort freien Blick auf die Baustelle. „Da, da fällt die ganze Mauer runter“, ruft der fünfjährige Daniel begeistert und zappelt aufgeregt auf den Schultern seines Vaters herum. Der nimmt die Aufregung seines Sohnes gelassen. „So etwas sieht man ja auch nicht alle Tage.“ Dass die ehemalige Klinik dem Erdboden gleichgemacht wird, findet er in Ordnung. „Durch die vielen An- und Umbauten war es ja kein wirklich schönes Gebäude mehr.“ Er hofft, dass sich der Neubau gut in die Luitpoldstraße einfügt.

Die eigentlichen Abrissarbeiten starteten am Samstag um 12.30 Uhr. Der Vormittag gehörte den Vorarbeiten. Auf der Straße wurde Sand aufgeschüttet, um die Fahrbahn zu schonen. Auf der rechten Seite des Abbruchhauses steht nun eine Wand aus acht alten Baucontainern, die das Nachbarhaus schützen soll. Zusätzlich hielt der Kranwagen eine mehr als zehn Meter hohe mobile Schutzplane jeweils dort, wo gearbeitet wurde, in die Höhe.

Der erste „Biss“ mit der riesigen Greifzange des Baggers riss ein Stück Dachverkleidung heraus. Binnen einer Viertelstunde war ein Drittel dieser Dachverkleidung entfernt, genug um die Betondecke anzuknabbern,die Bauleiter Günther Balej von der Tectum Baubetreuungs GmbH mit Hauptsitz in Roding im Landkreis Cham als größtes Problem bezeichnete.Denn sie lagerte nur auf den Außenwänden und einigen Stahlstützen.

Ein zarter Biss, ein kleiner Schubs

Der Abriss der Decke erwies sich in der Praxis als problemlos. Stück für Stück knabberte die Baggerzange die Decke weg. Inzwischen ist sie weitgehend entfernt. Für die Ziegelwände der Außenbauern reichten ein zarter Biss und manchmal ein kleiner Schubs. Die Ziegel regneten geradezu herunter. Nach einer Stunde war bereits ein gutes Stück der oberen Stockwerke entfernt, die Öffnung gab den Blick auf das völlig entkernte Gebäude frei, das nur mehr von den Deckbalken durchzogen war.

„Bisher läuft alles sehr gut. Wir wollen am Wochenende möglichst viel wegreißen, damit die Straße am Montag wieder frei befahrbar ist“Bauleiter Günther Balaj

Mit dem Fortschritt der Abrissarbeiten ist Balaj sehr zufrieden. „Bisher läuft alles sehr gut. Wir wollen am Wochenende möglichst viel wegreißen, damit die Straße am Montag wieder frei befahrbar ist.“ Die Fachleute der Abrissfirma sind zuversichtlich, die Klinik bis Sonntagnacht so weit wegreißen zu können, dass die Straße wieder geräumt werden kann. Während der Woche würden die Arbeiten den Berufsverkehr in der Luitpoldstraße stören, weshalb sie in Absprache mit der Stadt am Samstag und Sonntag stattfinden müssen.

Die restlichen Abbrucharbeiten sollen dann in der kommenden Woche auf dem Grundstück selbst weitergehen. Der Bauleiter schätzt, dass man noch die ganze Woche benötigen werde, bis von der früheren Opitz-Klinik nichts mehr übrig ist. Allein die Kosten für den Abbruch beziffert Balaj auf rund 80000 Euro.

Die Umleitung des Verkehrs – die Luitpoldstraße war ab der Roritzerstraße komplett gesperrt – klappte an beiden Tagen reibungslos. Offenbar waren die meisten Autofahrer über die Wochenendsperrung informiert und umfahren den Baustellenbereich weiträumig. Am Montag kann es an der Baustelle zu einzelnen Behinderungen kommen. Die Sperrung ist aber aufgehoben.

Stadtvilla und Gartenhaus

Ab Mai will Tectum dann bis Ende 2017 auf dem Grundstück eine Stadtvilla und ein modernes Gartenhaus errichten. Dieses Konzept des Regensburger Architekten Hans Wittmann, das 19 Wohnungen vom 25-Quadratmeter-Apartment bis zum 225 Quadratmeter-Penthouse auf insgesamt knapp 1500 Quadratmeter Wohnfläche vorsieht, hat der Gestaltungsbeirat der Stadt abgesegnet. 5,4 Millionen Euro netto sollen die Herstellungskosten betragen, dazu kommen die Nebenkosten, so dass Tectum mit einer Brutto-Investitionssumme von gut sieben Millionen Euro rechnet.

Die Abrissarbeiten in unserem Video:

Das Gebäude wurde im Jahr 1900 als Wohngebäude für einen fürstlichen Amtsrichter geplant und ab 1929 73 Jahre lang als Klinik genutzt. Zunächst war Chirurg und Frauenarzt Dr. Franz Zeitler dort der Chef. Von 1970 an betrieb dort Dr. Georg Opitz eine Frauenklinik. So kannten viele Regensburger das blassgrüne Gebäude, weil sie oder ihre Kinder dort geboren wurden. Das Krankenhaus Barmherzige Brüder überführte 2002 die Betten und die Organisation des Hauses in die Klinik St. Hedwig in Prüfening und verkaufte das Haus dann weiter.

Die Abrissarbeiten an der Opitz-Klinik zeigt unsere Fotostrecke:

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Zunächst begann ein Münchner Investor mit der Instandsetzung des Hauses. Noch 2011 bewarb er sein Projekt als „Schmuckkästchen mit Villencharakter“. Die Firma aus der Landeshauptstadt brach dann aber die Arbeiten ab und hinterließ das Gebäude, in dem Wohnungen zum Teil schon verkauft waren, als Sanierungsruine. Gläubiger leiteten die Zwangsvollstreckung ein. Ein Bauträger aus der Region erwarb das Haus bei der Zwangsversteigerung im Dezember 2014 am Amtsgericht Regensburg.Da es nicht mehr zu retten ist, lässt er es abreißen, um dort neu zu bauen.

Wie das Haus kurz vor dem Abriss aussah, sehen Sie hier:

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