Alte Sorten begehrt
Der Jungpflanzentag in Neuenschwand lockte zahlreiche Naturfreunde an

08.05.2023 | Stand 15.09.2023, 0:07 Uhr
Renate Ahrens
Dicht umringt waren den ganzen Tag die Stände mit teilweise alten und seltenen Gemüse- und Blumenpflanzen. Alles wurde biologisch angebaut.Das schätzen die Kunden. −Foto: Renate Ahrens

Ein eigenes Gemüsebeet oder zumindest einige Balkonblumen zu pflanzen ist beliebt, vor allem wenn alles biologisch angebaut wurde. Das wurde beim fünften Jungpflanzentag am Samstag auf dem Gelände des rund 250Jahre alten Bauernhofs bei Feld- und Feingemüse Dahlem in Neuenschwand deutlich.

Trotz kühler Temperaturen war hier angesichts der frischen grünen Pflänzchen der Frühling eingekehrt. Von Beginn an war die bunte Mischung an verschiedenen – auch alten und seltenen – Sorten sehr begehrt. Viele Besucher nutzten das Angebot, auch um mit den Anbietern ins Gespräch zu kommen und zu fachsimpeln und sich so manchen Tipp zur Pflege geben zu lassen.

Keinen Jungpflanzentag hier versäume Birgit Sperl aus Bruck, wie sie erklärt und kleine Tomaten-, Paprika- und Gurkenpflänzchen verstaut. „Hier habe ich erstmals Wasabino-Salat entdeckt und meine ganze Familie ist davon begeistert. Es ist ein hervorragender Asiasalat und ich kaufe ihn seitdem jeden Mai.“ Für die Biobauern sei es allerdings wegen der lang anhaltenden Kälte bisher ein „sehr schwieriges Jahr“ gewesen, zum Beispiel für Tomaten, erklärt Holger Dahlem. Die Anbieter am Jungpflanzentag arbeiten ohne fremde Mittel wie Heizung sowie CO2- und klimaneutral. Die Pflänzchen werden zum Beispiel auf einem Mistbeet unter einem Folientunnel gezogen.

Früchte in allen Größen und Farben erhältlich

Dafür verwende man bewährte, samenfeste Sorten. Doch das habe viele Vorteile. Diese schätzt Monika Finken aus Bruck: „Die Pflanzen von hier gelingen immer. Samenfeste Sorten kann man außerdem vermehren“, sagt sie und kauft mehrere Kohlrabipflanzen.

Bei den 26 Tomatensorten fällt die Wahl schwer: Früchte in allen Größen und Farben versprechen die Täfelchen, und man bekommt richtig Lust, sie zu pflanzen. Die Organisation des Jungpflanzentags hat Holger Dahlem vor einigen Jahren an die Pächter seines Hofs weitergegeben, an die studierten Landwirte Matthias Wenger und Susanne Winkler. Die beiden haben die Tradition und die Philosophie des Dahlem-Hofs übernommen: Noch nie wurde auf den direkt in der Nähe gelegenen Äckern Chemie gespritzt. Ohne lange Wege gelangt das Biogemüse frisch in den Hofladen oder auf die Märkte.

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Hobby-Biobäuerin Birgit Nägelsbacher hat hier einige Jahre lang gearbeitet und sich dann als Kräuterexpertin ein zweites Standbein geschaffen. Heute verkauft sie am Jungpflanzentag. „Kräuter sind meine Leidenschaft“, sagt sie und berät ausführlich die Kunden über seltene Sorten wie Hirschhornwegerich, Bernsteinminze, Olivenkraut, Kaskadenthymian oder Kugelthymian. Aus ihren Kräutern macht Nägelsbach auch Tee. Die Besucher am Samstag schätzten die Qualität aller Angebote.

Die Freude an die Kunden weitergeben

Etwa 80 bis 90 Prozent Stammkunden habe man, sagt Dahlem, der vor etwa 20 Jahren auf zunächst 400 Quadratmetern Fläche damit begann, Gemüse zu ziehen, ganz ohne Hilfsmittel wie Bewässerungssysteme.

Um anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, zu Hause selbst Gemüse anzubauen und die Freude dabei zu erleben, geben er und seine Kollegen ihre kleinen Pflänzchen daher jedes Jahr im Mai an einem Tag weiter. Und das ist längst kein exklusiver Geheimtipp mehr, wie man an den hohen Besucherzahlen sieht.