Schwandorf
Müllkraftwerk: Das Interesse an Führungen ist immer noch groß

04.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:01 Uhr
Dietmar Zwick
Kraftwerksmeister Hans Kraus (r.) erläuterte, wie die Auskopplung der Fernwärme funktioniert. Das Leitungsnetz von 50 Kilometern wird stetig ausgebaut. −Foto: Fotos: Dietmar Zwick

Die „Kraftwerkstour für alle“ im Müllkraftwerk Schwandorf feierte Jubiläum. Die 120 Plätze für die 20. Auflage waren schnell vergeben. Den Abschluss der Tour bildete der Ausblick aus 45 Metern Höhe auf die Große Kreisstadt.

Im April 2019 fand die letzte „Kraftwerkstour für alle“ im Müllkraftwerk Schwandorf statt. Im gleichen Jahr besuchten beim Tag der offenen Tür im Oktober anlässlich der 40-Jahrfeier des Zweckverbands Müllverwertung Schwandorf (ZMS) rund 10000 Besucher das Kraftwerk im Süden von Schwandorf. Die geplante Tour im April 2020 musste dann coronabedingt abgesagt werden.

Doch seine Anziehungskraft für interessierte Besucher hat das Müllkraftwerk nicht verloren, wie sich am Freitag bei der 20. „Kraftwerkstour für alle“ herausstellte. Innerhalb kurzer Zeit waren die 120 Plätze vergeben, und die Bürger konnten sich erneut auf die Spur des Mülls begeben konnten. ZMS-Verbandsdirektor Thomas Knoll begrüßte die Gäste, darunter auch Familien mit Kindern, im Sitzungssaal des neuen Verwaltungsgebäudes.

Ein Imagefilm für die Kinder

Die Familien begaben sich mit stellvertretendem Verbandsdirektor Franz Grabinger und dem neuen Betriebsleiter Thomas Kraus in den alten Sitzungssaal. Hier sahen sie den auf Kinder zugeschnittenen Imagefilm und nahmen am Quiz „Wer wird Müllionär“ teil.

Die Erwachsenen informierte zunächst Knoll über die Arbeit des ZMS. Aktuell laufe das Kraftwerk im Volllastbetrieb, und so könne jede Minute eine Tonne Müll entsorgt werden, sagte er. Zudem erklärte er die Aufgaben des Zweckverbands. Im Wesentlichen seien es vier Punkte, sagte Knoll. Der ZMS stelle eine kostengünstige Abfallverwertung sicher, damit die Müllgebühren für die Kommunen nicht überproportional stiegen. Damit verbunden sei ein hoher Umwelt- und Klimaschutz, den der ZMS nachweisen könne.

Das Kraftwerk sei nicht als Müllverbrennungsanlage errichtet worden, sondern ganz bewusst als Müllkraftwerk, das den Brennstoff Abfall einsetze, betonte Knoll. Darüber hinaus bilde der ZMS junge Menschen aus – gegenwärtig seien es 30 Lehrlinge zum Elektroniker, Industriemechaniker und Lagerlogistiker, weit über Bedarf. Als Arbeitgeber beschäftige der ZMS 200 Menschen.

Fünftel der Fläche Bayerns

Knoll fuhr fort, dass 30 Prozent des entstehenden Abfalls im Müllkraftwerk ankämen. Die restlichen 70 Prozent könnten anderweitig verwertet werden. In Schwandorf wird nach seinen Angaben der Müll von 1,89 Millionen Einwohnern von 17 Verbandsmitgliedern in zehn Landkreisen mit einem Entsorgungsgebiet von 15000 Quadratkilometern entsorgt. Das entspreche etwa einem Fünftel der Fläche Bayerns.

Zwei Müllzüge bringen nach Angaben Knolls an jedem Werktag 1500 Tonnen Abfall nach Schwandorf. Dabei kommen 80 Prozent auf der Schiene, die restlichen 20 Prozent werden auf der Straße aus der Umgebung angeliefert. Ofenlinie 4 könne in der Stunde 23 Tonnen, die kleinen Ofenlinie 1 bis 3 jeweils zwölf Tonnen Müll verbrennen. All das bekamen die interessierten Besucher in einem Film veranschaulicht.

Doch im Kraftwerk wird nicht nur Müll verbrannt, sondern auch eine Menge Energie geliefert. 170 Millionen Kilowattstunden Strom werden alljährlich ins öffentliche Netz eingespeist. Zudem erhält die Firma Nabaltec auch Prozessdampf. Ganz wichtig für Schwandorf ist zudem die Versorgung mit Fernwärme.

Thomas Knoll, technischer Betriebsleiter Konrad Rieger und Kraftwerksmeister Hans Kraus führten dann die Gruppen durch das Kraftwerk. Nach einem Blick in den Müllbunker und den Feuerraum der Ofenlinie 4 ging es in die Warte, zur Turbinenhalle, der Fernwärmeanlage, durch das Verwaltungsgebäude zu den Werkstätten. Zum Schluss gab es ein nächtliches Panorama der Stadt aus 45 Meter Höhe.