Vielfältiges Programm
Schwandorfer Zwickl-Festival zeigt preisgekrönte Dokus – und hilft Iranern

14.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:41 Uhr
Vorfreude aufs kommende Festival: Schwandorfs Oberbürgermeister Andreas Feller (vorne, Mitte) und Festivalleiterin Anne Madlene Schleicher (vorne l.) mit Mitgliedern des Zwickl-Teams und Vertretern beteiligter Organisationen −Foto: Jan Lange

Fußballfans sind meist an Schals, Mützen oder T-Shirts ihres Lieblingsvereins auszumachen. Auch für die Freunde des Zwickl-Dokumentarfilmfestivals in Schwandorf gibt es nun ein besonderes Erkennungsmerkmal.

Aus alten Bannern, mit denen im Vorjahr für das Filmfest geworben wurde, sind Rucksäcke genäht worden. Der Stoff sei so schön, dass es schade gewesen wäre, ihn wegzuwerfen, erklärte Diakonie-Mitarbeiter Daniel Klinke bei der Zwickl-Pressekonferenz am Montag in der Spitalkirche. So wurden die Stoffbanner zu 35Rucksäcken verarbeitet. Die können vor und während des Filmfestivals für jeweils 15 Euro erworben werden.

Besucher können sich als Festivalfan outen

Damit können sich die Besucher als Zwickl-Fan outen, meinte Oberbürgermeister Andreas Feller (CSU). Die Rucksäcke seien auch „made in Schwandorf“, erklärte das Stadtoberhaupt begeistert. Sie wurden im Diakonie-Tageszentrum SchwaTz angefertigt.

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Die Aktion gibt es laut Daniel Klinke das zweite Mal. Die Idee dazu geht auf Kerstin Scherl zurück, die früher bei der Diakonie beschäftigt war und heute zum Zwickl-Team gehört. Sollte die Nachfrage groß sein, könnten noch weitere Rucksäcke genäht werden, kündigte Klinke an. Alte Banner seien dafür noch vorhanden. Am Montag ging es aber nicht nur darum, die Zwickl-Rucksäcke zu präsentieren, sondern in erster Linie das diesjährige Festivalprogramm vorzustellen. Mehr als 30 lange und kurze Filme sind vom 3. bis 12. März zu sehen. Dabei gibt es von den meisten Werken mehrere Vorstellungen.

Eröffnungsfilm über Gastarbeiter aus der Türkei

Eröffnet wird das Zwickl-Dokumentarfilmfestival in der Spitalkirche mit „Liebe, D-Mark und Tod“, einem Film über Gastarbeiter aus der Türkei. Im Programm finden sich auch Dokumentationen über die Band Scooter („FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter“), die weltgrößte Seniorenstadt, in der größtenteils weiße republikanische Wähler und Trump-Anhänger jenseits der 60 leben („The Bubble“), eine Berliner Influencerin („Girl Gang“), den russischen Regimekritiker Alexei Nawalny („Nawalny“) und das zivile Seenotrettungsschiff Lifeline („Nichts Neues“).

Letzterer Streifen gehört zu den fünf Beiträgen, die um den Bayerischen Dokumentarfilmpreis Zett konkurrieren. Der wird am 11. März in der Spitalkirche verliehen. Über den Siegerfilm entscheidet eine dreiköpfige Jury, zu der auch die Regisseurin und Zett-Preisträgerin von 2021, Narges Kalhor, gehört.

Iranerin sitzt in der Jury

Die 38-Jährige stammt aus dem Iran und lebt seit 2009 in Deutschland, nachdem sie sich an den Protesten gegen die damalige Präsidentschaftswahl beteiligt hatte und daraufhin ihre Heimat verlassen musste. Ihre Biografie hat viele Parallelen zu den aktuellen Protesten im Iran. Viele, die derzeit auf die Straße gehen und demonstrieren, werden verhaftet und manche sogar hingerichtet. 24iranische Demonstranten sitzen momentan in der Todeszelle, weiß Barbara Beck von Amnesty International.

Die Schwandorfer Ortsgruppe der Menschenrechtsorganisation wird gemeinsam mit den Zwickl-Festivalmachern den Film „Born in Evin“ präsentieren. Darin geht die Schauspielerin und Autorin Maryam Zaree – bekannt aus dem Berliner „Tatort“ – auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit. Die heute 39-Jährige wurde in Evin, dem Folter-Gefängnis des Irans, geboren. Für ihr Regiedebüt erhielt Zaree unter anderem den Deutschen Filmpreis als bester Dokumentarfilm.

Die Schwandorfer Amnesty International Gruppe will die Vorführungen des Films „Born in Evin“ in der Spitalkirche dafür nutzen, Unterschriften für die Freilassung inhaftierter Demonstranten zu sammeln. Bei einer ähnlichen Aktion im Vorjahr hatten sie 120 Unterstützer gefunden. Für welchen Häftling man sich diesmal einsetze, werde sich kurzfristig entscheiden, kündigte Barbara Beck an. Die Petition werde später an den iranischen Justizminister geschickt, so Beck weiter.

Eintrittspreis von zwei auf vier Euro erhöht

Die Karten für die Filmvorführungen in der Spitalkirche können ab dem 20. Februar im Schwandorfer Tourismusbüro erworben werden. Für die drei Filme, die im Lichtwerk-Kino gezeigt werden, sind die Karten separat im Kino erhältlich. Sie kosten den regulären Kinoeintrittspreis.

Die Festivalbeiträge in der Spitalkirche kann man sich zum Preis von vier Euro anschauen. Damit hat das Festivalteam den Preis aufgrund der allgemeinen Teuerungen etwas erhöht – bisher lag der Eintritt bei zwei Euro (einem Zwickl). Man habe länger überlegt, begründete die Festivalleiterin den Schritt. Man sei aber trotz der Erhöhung immer noch günstig und behalte den sozialen Grundgedanken bei.

Andreas Feller freut es, dass die Spitalkirche nach 2019 wieder Spielstätte ist. Er sei auf die Filme gespannt und wünschte allen Besuchern viel Spaß.