Bodenwöhr wird heuer 900 Jahre alt , denn 1123 wurde die Hammerseegemeinde – damals „Potenwre“ geschrieben – erstmals in einer Urkunde des ehemaligen Benediktinerstiftes Ensdorf erwähnt. Das wird bald mit einem dreitägigen Volksfest gefeiert.
Bei der Urkunde handelt es sich um den so genannten „Codex traditionem“, der vom Gründungsjahr des Kloster im Jahr 1121 bis 1495 fortgeschrieben wurde und in dem man sämtliche Besitztümer festhielt. Vom 2. bis 4. Juni begehen die Bodenwöhrer ihrJubiläummit einem dreitägigen Volksfest auf der Klause – neben dem Bürger- und Hammerseefest ein weiteres Veranstaltungshighlight.
Derzeit verlegt der Bauhof Leitungen für Kanal, Wasser und Strom neben dem Friedhof, um die notwendige Infrastruktur für einen Festplatz zu schaffen. Im nächsten Jahr wird dann auch die Bodenwöhrer Feuerwehr ihr 150. Jubiläum auf diesem Festplatz feiern.
Bürgermeister Georg Hoffmann und die neue Tourismusfachkraft Patricia Wiendl haben vorab der Mittelbayerischen das Programm des Volksfestes vorgestellt. Los geht es am späten Freitagnachmittag. Die Vereine der gesamten Gemeinde treffen sich um 17 Uhr im Hof der Brauerei Jacob, wo die Seebarner Blasmusik ein kurzes Standkonzert gibt und Hoffmann das erste Fass für eine kleine Freibierprobe ansticht.
Vereine ziehen gemeinsam zum Festzelt
Angeführt von einem traditionellen Bierwagen der Brauerei Jacob, der von einem Pferdegespann gezogen wird, und begleitet von der Blasmusik aus Seebarn ziehen die Vereine dann von der Brauerei zum Festzelt auf der Klause, wo alle Bürger zum Tag der Betriebe willkommen sind. Ab 20 Uhr wird die vom letztjährigen Bürgerfest noch bestens bekannte Band „Narrisch“ aus Seebarn für Festzeltstimmung sorgen. Ab 21 Uhr öffnet die Bar und die starken Männer lassen dann bei einem Bierfass-Stemm-Wettbewerb ihre Muskeln spielen.
Der Samstag beginnt um 14.30 Uhr mit einem farbenfrohen Generationennachmittag für Alt und Jung sowie mit musikalischer Unterhaltung durch die „Ukulele Fever Band“, die vielen Besuchern des Hammerseefestes noch bekannt sein dürfte. Wie beim Bürgerfest erhalten alle Senioren, die 70 und älter sowie persönlich anwesend sind, eine 900-Cent-Wertmarke im Wert von neun Euro zum Verzehr. Sie müssen nur ihre Einladung mit Gutschein mitbringen, der dann gegen die 900-Cent-Marke umgetauscht wird.
Ehrenamtsempfang für 100 Bürger
Ab 17 Uhr findet ein Ehrenamtsempfang statt, bei dem rund 100 Bürger, die sich im Vereinsleben engagiert und um das Ehrenamt verdient gemacht haben, mit 100 Euro geehrt werden. Am Abend ist dann Stimmung garantiert, wenn die „Stoasberger Lumpen“ aus Steinsberg getreu ihrem Motto „bayerisch – rockig – fetzig – live“ zum Marsch blasen und das Publikum musikalisch auf die Partyspitze treiben.
Begleitet vom Musikverein Seebarn, beginnt der Sonntag um 9.15 Uhr mit einem Kirchenzug, der bei der Brauerei Jacob startet, und einem anschließendem Festgottesdienst im Zelt. Um einen Bezug zur Geschichte Bodenwöhrs herzustellen, hat Bürgermeister Hoffmann aus dem von der Gemeinde eingelagerten Hüttenwerksschatz extra einen eisernen Corpus Christi aufbereiten lassen, der, befestigt an einem Kreuz, beim Festgottesdienst verwendet wird.
Nach Frühschoppen und Mittagstisch im Festzelt werden acht Festdamen, vier Aktive und vier Kinder der Feuerwehr Bodenwöhr, die 2024 ihr 150. Jubiläum feiert, ab 14.30 Uhr mit einer Modenschau die Blicke auf sich ziehen. Hierbei werden sie Trachten, Dirndln, Blusen, Janker, Lederhosen und Haferlschuhe vom Modegeschäft „Wirkes Dirndl, Trachten & Ledermoden“ aus Regensburg auf dem Laufsteg vorführen.
Zum Abschluss der 900-Jahrfeier gibt es dann noch ein Highlight. Mit Oberpfälzer Blasmusik, frechen Gstanzln und Couplets werden die aus Funk und Fernsehen bekannten Tanngrindler Musikanten zusammen mit ihren Freunden, den Bauernseufzern – auch unter dem Namen Fuxdeiflswild bekannt – gegen alle Nerv-Faktoren des Alltags musizieren. Die Tanngrindler Musikanten konnten erst vor wenigen Wochen beim Jacobator-Anstich im Brauereigewölbe Jacob begeistern. Damit die Bodenwöhrer Bürger und Vereine, die schon Bürger-, Hammersee- und Brauereifest ausrichten und deshalb stark belastet sind, bei diesem Fest mitfeiern können und nicht arbeiten müssen, wurde die Organisation an einen Festwirt übergeben. Lediglich beim Auf- und Abbau wird um tatkräftige Unterstützung des gemeindlichen Bauhofs und der Mannschaft des Festleiters gebeten.
Bierzelt stand früher an der Werkstraße
Bis Anfang der 1990er Jahre feierte man in Bodenwöhr alljährlich im Sommer ein viertägiges Volksfest, das immer von Freitag bis Montag stattfand. Auf dem Festplatz entlang der Werkstraße, zwischen dem Sandfeld und der Firma Dickert gelegen, wurde ein Bierzelt aufgebaut und mehrere Schausteller bereicherten mit ihren Fahrgeschäften, Schaukeln und Ständen das Geschehen. Veranstalter war die Gemeinde Bodenwöhr. Seit jeher wurde bei diesem Volksfest auch das Bier der örtlichen Brauerei Jacob ausgeschenkt. Zugkräftige Kapellen sorgten abends für stimmungsvolle Unterhaltung. Viele Besucher, vor allem die jüngere Generation, kehrten zu später Stunde dann noch in die direkt daneben liegende Diskothek Eden ein.
Alle freuten sich darauf und feierten in der Hammerseegemeinde fröhlich mit. Ende der 80er Jahre ließ das Interesse jedoch spürbar nach und der damalige Gemeinderat entschied, anstelle eines Volksfestes im Jahr 1992 erstmals ein zweitägiges Bürgerfest, das vor allem von den örtlichen Vereinen ausgerichtet wird, in der Ortsmitte zu veranstalten.
Für die 900-Jahr-Feier wurde mit der 900-Cent-Marke eine eigene Währung im Wert von neun Euro geschaffen, die während des Volksfestes überall eingelöst werden kann. -Foto: Randolf Alesch
Dieser Corpus Christi aus dem Hüttenwerksschatz wurde aufbereitet und ist beim Festgottesdienst zu sehen. -Foto: Georg Hoffmann
Tourismusfachkraft Patricia Wiendl und Bürgermeister Georg Hoffmann präsentieren das Plakat zum Volksfest. -Foto: Randolf Alesch