Ermittlungen
Kind stellte sich freiwillig der Polizei

Drei Verdächtige hat die Polizei nach dem Brand in Pirkensee. Für die betroffene Familie zählt, dass „es weitergehen muss“.

03.04.2017 | Stand 16.09.2023, 6:39 Uhr

Beatrice und Stefan Berger dankten allen Helfern ausdrücklich – sie bekamen sehr viele Hilfsangebote von Kollegen. Die Polizei hat indes drei Tatverdächtige ermittelt. Foto: Baumgarten

Zwei Tage nach demverheerenden Feuer in Englbrunn bei Pirkensee, einem Ortsteil von Maxhütte-Haidhof (Lkr. Schwandorf), mit rund 600 000 Euro Schaden sind drei Tatverdächtige ermittelt worden. Das bestätigte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz auf eine Nachfrage unseres Medienhaus am Montagvormittag. Es handelt sich laut Kriminalhauptkommissar Armin Bock um zwei Kinder und einen Jugendlichen. Indizien deuteten darauf hin, dass „durch Handlungen der zwei Kinder und des Jugendlichen die Scheune in Brand geraten sein kann“. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei in Amberg dauerten jedoch noch an.

Bereits unmittelbar nach Ausbruch des Brands am Samstagabend, kurz nach 18 Uhr, hatte eine Zeugin drei Kinder oder Jugendliche bei der alleinstehenden Halle gesehen, die mit Fahrrädern in Richtung Pirkensee wegfuhren. „Man weiß jetzt, wer das ist“, sagte Bock. Einer der drei hatte sich nach Informationen der MZ offenbar selbst bei der Polizei gestellt und seine beiden Kumpels verraten. Dennoch sei alles offen: „Ob der Nachweis zu führen sein wird, ist derzeit unklar.“ Die Brandermittler würden weiter in alle Richtungen und zu allen Ursachen recherchieren. Ob die mutmaßlichen Brandstifter geraucht oder gezündelt hatten, wollte Bock nicht kommentieren „Wir müssen die Ermittlungen abwarten.“

Sehen Sie hier das Video vom Einsatz der rund 130 Ehrenamtlichen, die am 1. April gegen die Flammen kämpften:

Die ganze Nacht selbst mitgelöscht

„Im ersten Moment, da fehlen dir die Worte“, sagte Stefan Berger am Montag mit Blick auf seine bis auf die Grundmauern abgebrannte Halle. „Warum wir; wie soll es weiter gehen?“, schoss dem 40-Jährigen zunächst durch den Kopf. Der Vater von drei Kindern ist selbst Feuerwehrmann und hatte bis in die frühen Morgenstunden mit seinen Kameraden das Feuer gelöscht. Als er am Samstag aus dem Stall kam, nachdem er die gut 40 Milchkühe versorgt hatte, bemerkte er die schwarze Rauchsäule. „Ich war nur zwei Stunden davor selbst dort“, erzählte er der MZ, „um noch etwas für diese Woche vorzubereiten“. Dass dabei der Brand ausgelöst wurde, schloss er aus.

Entdeckt hatte das Feuer ein Nachbar, der sofort den Notruf wählte und die Sirene am Feuerwehrhaus selbst auslöste. Neun Feuerwehren mit rund 130 Ehrenamtlichen aus Pirkensee, Ponholz, Maxhütte-Winkerling, Leonberg und Burglengenfeld sowie aus Schönleiten, Steinsberg und Diesenbach (Lkr. Regensburg) wurden alarmiert; dazu BRK-Rettungsdienst, dazu auch der Rettungsdienst. Sie kämpften letztlich über 12 Stunden gegen die Flammen in der rund 25 auf 15 Meter großen Lagerhalle. Bis alle Glutnester gelöscht waren, wurde es 6.30 Uhr am Sonntag. Das Technische Hilfswerk (THW) aus Schwandorf rückte mit schwerem Gerät an, um die in der Scheune gelagerten je 50 Großballen Heu und Stroh sowie Reste des Gebäudes auseinanderzuschieben.

Den gemeinsamen Einsatz von THW und Feuerwehren dokumentierten auch die Helfer des BRK auf ihrer Facebookseite:

Ein so hoher Sachschaden – laut Polizei mindestens 600 000 Euro – entstand bei dem Brand, da neben dem Futter offenbar neuwertige und äußerst hochwertige Maschinen in der Halle gelagert waren. Wie ein Maissägerät, das der leidenschaftliche Landwirt gemeinsam mit drei Kollegen gekauft hatte. Diese Maschine steht jetzt zwischen den verkohlten Resten der Halle mit zwei Kippern, vielen anderen Geräten und beispielsweise dem großen Mähwerk. „Und das haben wir erst im Dezember bezahlt“, erklärte Stefan Berger, der den Hof erst im Januar 2015 von seinem Adoptivvater übernommen hatte.

Dank an alle Einsatzkräfte

Von Kindesbeinen an war der gebürtige Pirkenseer auf dem Bauernhof. Er liebt Tiere und auch die Landwirtschaft, wenngleich der 40-Jährige in Teilzeit als Werkzeugmacher arbeitet. Ehefrau Beatrice findet auch zwei Tage nach dem Brand keine Worte dafür: „Schrecklich“, sagte sie im MZ-Gespräch. Sie radelte selbst direkt zum Brandort – „aber da stand schon nichts mehr“. Sie besorgten Getränke für die Einsatzkräfte und Essen – die ganze Familie half zusammen. „Das ganze Dorf hat geholfen“, ergänzte Berger. Den neun Feuerwehren, THW und allen Helfern zu danken, ist ihm ein großes Anliegen. „Vor allem den Atemschutzträgern, die bei diesem Brand richtig viel leisten mussten.“

Nur unter schwerem Atemschutz konnten die Helfer sich dem Gebäude nähern. Das Dach brach noch während der Löscharbeiten in sich zusammen; teils rissen die Teile auch die Außenwände der Scheune mit um. Verletzt wurde durch das Feuer allerdings niemand – nach seinem kräftezehrenden Einsatz unter Atemschutz wurde lediglich einer der ehrenamtlichen Feuerwehrmänner nach einem leichten Schwächeanfall vom BRK vor Ort versorgt. Ins Krankenhaus musste der Freiwillige aber nicht, wie Einsatzleiter Thomas Billmeier betonte, der Kommandant der FF Pirkensee.

Problematisch war der Einsatz am Samstagabend in vielerlei Hinsicht: Die schweren Fahrzeuge der Einsatzkräfte sanken im aufgeweichten Boden rund um die freistehende Halle schnell ein. Durch das Löschwasser verwandelte sich die Fläche rund um die Brandstelle zudem in eine große Schlammwüste. Um überhaupt ausreichend Löschwasser für die zahllosen Strahlrohre vor Ort zu haben, kamen Pumpen in zwei Weihern zum Einsatz; zudem wurde ein Pendelverkehr mit mehreren Tanklöschfahrzeugen eingerichtet. „Das örtliche Leitungsnetz hat leider nicht genügend Druck hergegeben“, sagte Billmeier der MZ.

Dennoch zog er eine zufriedene Bilanz: „Es gab keine Verletzten, das ist das Wichtigste“. Es sei eine richtige Materialschlacht gewesen, die selbst die neun Feuerwehren nahe an ihre Grenzen brachte. Billmeier lobte ganz besonders „die Zusammenarbeit sogar über Landkreisgrenzen hinweg, ebenso mit den Kollegen vom THW“. Gegen 9.30 Uhr seien die Kameraden der Pirkenseer Feuerwehr nochmals zur Nachschau angerückt und musste erneut letzte Glutnester ablöschen. „Gegen Mittag war das dann beendet.“

Beeindruckende Hilfsbereitschaft

Beeindruckt sind Beatrice und Stefan Berger von der großen Hilfsbereitschaft, die sie seit dem Brand am Samstag erfahren. Landwirt Andreas Graf vom Almenhof beispielsweise versorgte seine Kollegen mit Silage, Heu und Stroh. Denn das Futter für die Tiere lagerte teilweise in der Halle am Ortsrand und ist verbrannt oder unbrauchbar geworden. „Es haben so viele ihre Hilfe angeboten“, staunte Berger. „Das ist eben richtiger Zusammenhalt.“ Auch die Bürgermeisterin Dr. Susanne Plank erkundigte sich mehrfach bei ihnen.

In Kürze startet die Bestellung der gut 46 Hektar Ackerland – bis dahin setzt der 40-Jährige auf eine baldige Lösung durch die Versicherung, die den Schaden am Montag bereits aufgenommen hat. Auch wenn das „bloß eine Maschinenhalle“ gewesen sei, ohne diese ganzen Geräte könne er nicht arbeiten. Doch selbst für nötige Lagerflächen haben die Bergers schon Hilfsangebote bekommen. Dass Kinder und ein Jugendlicher den verheerenden Brand möglicherweise gelegt haben und wer sie waren, sei für ihn nebensächlich. „Das ändert für uns nichts; es muss weitergehen.“

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