„Respektlos“
Kahn wird Stadion-Besuch untersagt: Viel Wirbel und Kritik am Aus der Bayern-Bosse

28.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:19 Uhr

Ernste Mienen im Bayern-Vorstand: Die Entlassung des Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn (rechts) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (Mitte) ist offiziell. Kahns Nachfolger Jan-Christian Dressen (links) steht bereits fest. Präsident Herbert Hainer (vorne) hat diese Entscheidungen mit dem Aufsichtsrat beschlossen. −Foto: IMAGO/MIS

Auch nach der überraschenden Meisterschaft des FC Bayern gibt es keine Ruhe im Verein. Zu spektakulär ist die Entlassung der Bayern-Bosse Salihamidzic und Kahn. Letzterem wurde sogar der Besuch im Stadion untersagt. Am Zeitpunkt der Bekanntgabe gibt es heftige Kritik.





Der bisherige Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn hat nach eigenen Angaben auf Geheiß der Verantwortlichen des FC Bayern nicht mit zum Spiel der Münchner beim 1. FC Köln reisen dürfen. „Ich würde gerne mit euch mitfeiern, aber leider kann ich heute nicht bei euch sein, weil es mir vom Club untersagt wurde“, schrieb Kahn nach dem Gewinn der Meisterschaft auf Twitter.

Auch bei der Meisterschaftsfeier am Abend in der Motorworld in Freimann sei er nicht erwünscht, konkretisierte er bei Bild. „Das war der schlimmste Tag meines Lebens, es mir zu nehmen, mit den Jungs zu feiern“, ließ sich Kahn in der Sendung Sky90 zitieren.

Hamann: „Respektlosigkeit“, „Unwürdig“



Unter anderem der frühere Bayern-Profi Dietmar Hamann hält nicht mit Kritik an der Mitteilung kurz nach Abpfiff zurück. „Das ist an Respektlosigkeit nicht zu überbieten“, sagte der frühere Nationalspieler in seiner Funktion als Experte des TV-Senders Sky am Samstag.

„Das ist unwürdig“, sagte Hamann (49) über den Zeitpunkt und die Art und Weise. Wenn der FC Bayern denke, dass es so besser werde, werde er sich „umschauen“. Er habe „überhaupt kein Verständnis“ für den Vorgang, sagte Hamann. „Das ist dem FC Bayern unwürdig. Sie müssen aufpassen, dass sie sich nicht auseinanderdividieren.“

Sandro Wagner fehlen die Worte



Auch der frühere Nationalstürmer Sandro Wagner sieht in dem Aus von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic beim FC Bayern München eine „Niederlage für den ganzen Verein“. „Irre. Mir fehlen wirklich die Worte. Art und Weise, Zeitpunkt“, sagte der 35 Jahre alte frühere Bayern-Profi im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF über die Entscheidung.

Aus Sicht von Wagner war der Übergang von den langjährigen Bayern-Bossen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß zu Kahn und Salihamidzic „eigentlich perfekt“. Dass es nun mit dem neuen Führungsduo nicht langfristig funktioniert habe, sei für alle „unschön. Da sitzt ja auch keiner zu Hause und freut sich.“ Wagner leidet auch mit Salihamidzic und Kahn. „Für die beiden bedeutet Bayern München was, für die ist es natürlich auch schrecklich“, sagte er.

Trotz allem: Kahn lobt das Team



Unabhängig davon war Kahn, der seinen Posten als Klubchef für den langjährigen Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen räumen muss, nach dem 2:1-Sieg voll des Lobes für die Mannschaft. „Unglaublich! Ein ganz großes Kompliment und Gratulation Jungs! Ich hab‘s euch immer gesagt! Immer bis zum Schluss alles geben und niemals aufgeben. Ich bin unheimlich stolz auf euch und diese Leistung!“, schrieb er.

Kahn ergänzte, er freue sich auf die nächste Saison: „Da werden wir nicht nur zum 12. Mal deutscher Meister werden! Lasst euch feiern!“

Salihamidzic dankt Team und Nagelsmann

Hasan Salihamidzic hat sein Aus mit Bedauern aufgefasst. „Es gab ein Gespräch mit dem Aufsichtsrat, ich hätte natürlich gerne weitergemacht, aber akzeptiere das“, sagte Salihamidzic. „Ich habe es den Jungs gesagt: Ich bin einfach stolz auf diese Mannschaft, die Qualität, Charakter, Stärke, Willensstärke hat“, betonte Salihamidzic: „Es ist für mich emotional keine einfache Situation. Trotzdem wünsche ich allen viel Glück, viel Erfolg.“ Er wolle sich „bei der Mannschaft ganz herzlich bedanken für die wunderbare Reise, die wir zusammen gemacht haben. Sechs Meistertitel in sechs Jahren - eine gute Zahl. Der FC Bayern steht über allem.“ Er wolle ein „Freund des FC Bayern bleiben“.

Zudem bedankte sich Salihamidzic bei Ex-Trainer Julian Nagelsmann, dessen Aus er und Kahn nach dem 1:2 der Bayern bei Bayer Leverkusen am 25. Spieltag entschieden hatten. „Auch ihm gratuliere ich, das gehört sich so. Es ist auch wichtig für ihn, zu wissen, dass wir ihn sehr schätzen, dass er ein richtig guter Trainer ist“, sagte Salihamidzic. Er wollte Nagelsmann einen „Gruß“ schicken, „er ist ein guter Kerl“.

Über die berufliche Zukunft von Vorstandschef Kahn (53) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (46) in München war seit Wochen spekuliert worden. Ursprünglich waren Entscheidungen erst auf der auf den kommenden Dienstag verschobenen Aufsichtsratssitzung erwartet worden. Es soll aber nun schon zuvor eine außerordentliche Sitzung des Gremiums um Ehrenpräsident Uli Hoeneß gegeben haben.

− dpa/sid