Paralympics
Mit der Prothese aus Nittenau zu Bronze

Denise Schindler gewinnt auf der Bahn die gewünschte Medaille und erreicht ihr Zeitziel. Deutsche Rollstuhlfechter hadern.

25.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:05 Uhr
Tobias Brinkmann
Mit einem lautem Jubelschrei ließ Radsportlerin Denise Schindler ihrer Freude freien Lauf. −Foto: Tim Goode/dpa

Die erste Paralympics-Medaille bei den Spielen in Tokio wollte sich Denise Schindler mit Gummibärchen versüßen. Die 35 Jahre alte Radsportlerin holte nicht nur Bronze in der 3000-Meter-Verfolgung, sondern gewann auch die erste in der japanischen Hauptstadt vergebene Paralympics-Medaille. „Ich stand so unter Druck, ich war den ganzen Tag nicht ansprechbar“, sagte sie: „Am Ende sind mir so viele Steine vom Herzen gefallen, das hat die ganze Bahn gehört“, fügte die Münchnerin hinzu.

Mit einem lautem Jubelschrei ließ die „Killerbiene“ genannte Schindler ihrer Freude im Izu Velodrome freien Lauf. In 3:55,120 Minuten besiegte sie im Bronze-Rennen die US-Amerikanerin Clara Brown (4:01,523) deutlich, auch dank der Unterstützung der deutschen Delegation um DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher. „Der Präsident höchstpersönlich hat mich heute zu Bronze geschrien“, sagte sie. Das erste Paralympics-Gold holte die Australierin Paige Greco.

Auch Obama staunte

Schindler rutschte als Zweijährige in ihrer Geburtsstadt Chemnitz auf eisigem Weg unter eine Straßenbahn und verlor ein Bein. Ihre Prothese lässt sie mit einem 3D-Drucker erstellen und brachte damit auf der Hannover-Messe 2016 den damaligen US-Präsidenten Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Staunen. Die Prothese für Japan wurde nach vielfältigen Tests von Prototypen erst vier Tage vor dem Abflug nach Tokio fertig und in Nittenau gebaut. „Sie wiegt 600 Gramm. Die Vorarbeit lief ein halbes Jahr bis Jahr, die Fertigung selbst dauerte eine Woche“, erläutert Spezialist Thomas Wellmer von Schindlers Rehatechnik-Partner „Wellmer und Schmidbauer“.

Bereits bei den Paralympics in London 2012 und 2016 in Rio de Janeiro holte Schindler zweimal Silber und einmal Bronze, allerdings auf der Straße. Nun klappte es im ersten Rennen in Tokio. „Ich bin unheimlich dankbar und glücklich“, betonte sie und peilt weiteres Edelmetal auf der Straße an.

Der frühere Olympia-Dritte Robert Förstemann ist bei seiner Paralympics-Premiere als Partner des sehbehinderten Radsportlers Kai Kruse schon nach 1000 von 4000 Metern aus Sicherheitsgründen ausgestiegen. Kruse stürzte in der vergangenen Woche und fokussiert sich auf das 1000-Meter-Zeitfahren am Samstag.

„Vielleicht zu schnell für mich“

Verdauen müssen auch die Rollstuhlfechter ihr Aus. Sylvi Tauber verlor im Viertelfinale gegen die ukrainische Favoritin Olena Fedota mit 9:15. „Ich weiß nicht, warum ich nicht reingekommen bin. Vielleicht war alles ein bisschen zu schnell für mich. Aber insgesamt bin ich trotzdem hochzufrieden“, sagte Tauber.

Begrüßung:Streit:
IOC-Präsident Thomas Bach schlägt erneut Kritik entgegen. Der oberste Corona-Berater der japanischen Regierung, der Mediziner Shigeru Omi, äußerte im Parlament Unverständnis, dass Bach zur Eröffnungsfeier der Paralympics erneut nach Japan gereist war.Omi verwies auf die verschärfte Infektionslage. „Wenn eine Begrüßung notwendig ist, warum kann er das nicht online machen?“ Normale Bürger, die wegen Corona zu Hause arbeiten sollen, stellten da die Sinnfrage. Das IOC verteidigte dagegen die Bach-Anreise. (dpa)

Maurice Schmidt unterlag bei seiner Paralympics-Premiere im Achtelfinale gegen Rio-Paralympics-Sieger Andrii Demtschuk (Ukraine) nach 14:12-Führung unglücklich 14:15. Am Donnerstag hat Schmidt im Degen-Wettbewerb eine neue Chance.

Erfolgreich haben die ambitionierten Goalballer ihre Mission Gold begonnen. Gegen die Türkei gewann das Team der Trainer Johannes Günther und Stefan Weil mit 6:4 (4:2). Am Donnerstag geht es gegen die Ukraine weiter.