DEL
Ice Tigers im Wechselbad

Mit dezimiertem Kader haben die Nürnberger erst einen Charakter-Sieg eingefahren, dann aber ein zweistelliges Debakel erlebt.

24.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:35 Uhr
Christian Rupp
Nürnbergs Gregor MacLeod (Nummer 89) musste als Verteidiger aushelfen. −Foto: Thomas Hahn / Eibner-Pressefoto/Thomas Hahn / Eibner-Pressefoto

Die Ausfallliste der Nürnberg Ice Tigers war am Wochenende ellenlang: Mit den Stürmern Charlie Jahnke und Dennis Lobach, den Verteidigern Tim Bender, Andrew Bodnarchuk, Blake Parlett sowie Torwart Alex Dubeau fielen gleich sechs Spieler wegen positiver Coronatests aus. Darüber hinaus standen auch die Abwehrspieler Fabrizio Pilu (Covid-positiv nach U20-WM) und Julius Karrer (Sprunggelenkverletzung) und Angreifer Chris Brown (Fingerverletzung) nicht zur Verfügung.

Entsprechend glich die Nürnberger Aufstellung am Freitag einem Flickenteppich: Mit Oliver Mebus, Marcus Weber und Nick Welsh standen nur drei (!) gelernte Verteidiger bereit. S mussten die Stürmer Tim Fleischer und Gregor MacLeod in der Verteidigung aushelfen. Fleischer wurde in der laufenden Saison bereits zwangsläufig Abwehrmann umfunktioniert, MacLeod kannte diese Position noch aus der Jugend. „Sie haben es hervorragend gemacht“, lobte Trainer Tom Rowe. „Das war beeindruckend. Auch unsere Stürmer haben die Verteidigung gut unterstützt und den Gegner so gut es ging auf den Außen gehalten. Es ist eine besondere Mannschaft. Ich kann an jedem einzelnen Tag nicht schnell genug an die Eisfläche kommen, um sie zu sehen. Es macht so viel Spaß.“

Erfolg als kleine Sensation

Unter diesen Voraussetzungen war der 3:2-Heimsieg gegen den Tabellenzweiten Grizzlys Wolfsburg schon eine kleine Sensation und ein großer Charakter-Sieg. Marko Friedrich (18.) und Doppelpacker Dane Fox (27., im Powerplay; 29.) sorgten für eine 3:0-Führung, von der die Ice Tigers bis zum Schluss zehren sollten. „Das erste Drittel hat das Tempo vorgegeben. Die Jungs sind extrem motiviert ins Spiel gegangen und haben die Herausforderung gegen ein Top-Team in dieser Liga angenommen“, analysierte Rowe den beeindruckenden Auftritt seiner Farben. Allerdings kam Wolfsburg durch die Tore von durch Armin Wurm (33.) und Ryan Button (42.) zwar noch auf 2:3 heran.

Es folgte eine hochspannende Abwehrschlacht im Schlussdrittel mit einigen Phasen in Unterzahl. Die Nürnberger warfen sich in zahlreiche Grizzlys-Schüsse und hatten zudem mit Torwart Niklas Treutle einen starken Torwart, der die drei Punkte festhielt. „Dieser Mannschaft fehlt es nie an der Arbeitseinstellung, sie kämpfen immer und geben alles. Wir haben insbesondere am Ende viele Schüsse geblockt und waren ausgezeichnet im Penalty Killing. Es ist eine überragende Mannschaft und vielleicht eines der charakterlich stärksten Teams, die ich jemals trainiert habe. Ich bin sehr stolz auf die Jungs“, so Rowe.

Am Mittwoch sind die Ice Tigers erneut gefordert. Mehr dazu, erfahren Sie hier:

Aufgabe:Hoffnung:
Die Chance auf Wiedergutmachung hat Nürnberg bereits am Mittwoch (19.30 Uhr) in München. Allerdings wird einerseits der Gegner mit dem EHC Red Bull München kaum einfacher, andererseits dürfte sich die personelle Situation wohl kaum entspannen.München hat sechs seiner letzten neun Spiele verloren, und der letzte Vergleich Mitte Dezember ging mit 3:1 an die Ice Tigers. Aber Vorsicht: Die letzten beiden Duelle in der bayerischen Landeshauptstadt gingen deutlich an die Redbulls, die sich mit 6:0 und 7:0 durchsetzten. Nürnberg muss aufpassen, nicht erneut unter die Räder zu kommen. (nru)

Zwei Tage später traten die Ice Tigers dann beim Angstgegner ERC Ingolstadt an und holten sich dort die nächste Klatsche ab. Das 1:10 wurde gar zum Debakel. Schon nach dem Aufwärmprogramm gab es schlechte Nachrichten: Kapitän Patrick Reimer konnte wegen Rückenbeschwerden nicht spielen, immerhin kehrte mit Pilu ein Abwehrspieler zurück, doch hatte dieser seit Dezember keinerlei Spielpraxis. Es kam, wie es kommen musste: Müde und teils überforderte Nürnberger gingen unter: Samuel Soramies (4.), Ben Marshall (14.) und David Warsofsky (15.), Brandon DeFazio (31., im Powerplay), Frederik Storm (40.) und Louis-Marc Aubry (42.) sorgten für eine 6:0-Führung. Immerhin gelang MacLeod der Ehrentreffer für Nürnberg (45.), doch auch damit war die Blutung nicht zu stoppen: Justin Feser (47.), erneut Warsofsky (49.), Mirko Höfflin (57.) und zum zweiten Mal auch Storm (58.) machten es am Ende sogar zweistellig. Es war die höchste Niederlage der Ice Tigers in der laufenden Saison.

Rowe: „Wirft uns nicht zurück“

Auswärtsspiele in Ingolstadt werden für Nürnberg zum wahren Albtraum. Die Ergebnisse aus den letzten vier Spielen: 0:8, 0:7, 2:7 und nun 1:10. Oder anders gesagt: In den letzten vier Auftritten beim ERC holten die Ice Tigers keinen einzigen Punkt bei einem Torverhältnis von 3:32. „Es fällt mir schwer, dafür Worte zu finden. Wir haben in den letzten zwei Jahren hier brutal auf den Deckel bekommen“, sagte Mebus nach dem Derby-Debakel am Mikrofon von Magenta Sport. „Kurze Bank hin oder her – wir müssen anders in dieses Spiel reingehen und können hier nicht so untergehen. Wir müssen uns kritisch hinterfragen, was wir heute gemacht haben.“

Trainer Rowe hatte Müdigkeit und die Ausfälle in der Defensive als Hauptgründe für die Klatsche ausgemacht, blickte aber schnell wieder nach vorne: „Wir werden uns erholen, das Spiel heute wird uns keine Sekunde zurückwerfen.“