Fussball
Endstation für den SSV Jahn im Pokal

Der SV Werder Bremen ist im Viertelfinale das glücklichere Team. Einem Japaner gelingt das Tor des Abends.

07.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:23 Uhr
Jubel: Werder feiert den Torschützen Yuya Osako, Jann George dreht enttäuscht ab. −Foto: Nickl Andreas

Die traumhafte Pokal-Reise des SSV Jahn endet im Viertelfinale. Der Regensburger Fußball-Zweitligist unterlag am Mittwochabend im eigenen Stadion Werder Bremen mit 0:1 (0:0). Eine sehr engagierte Vorstellung des Teams von Cheftrainer Mersad Selimbegovic reichte letztlich nicht, um dem Bundesligisten Paroli zu bieten. Dabei gestaltete der Jahn die Begegnung streckenweise ausgeglichen, war zumindest ebenbürtig, spielte vor allem in der Schlussphase auch einige gute Chancen heraus.

Der Japaner Yuya Osako (52. Minute) sorgte mit seinem ersten Pflichtspieltor der Saison für die Entscheidung im Regensburger Jahnstadion. Am 30. April trifft Werder im Halbfinale zu Hause auf den derzeitigen Bundesliga-Zweiten RB Leipzig. Das Endspiel in Berlin steigt am 13. Mai.

Selimbegovic: Nicht gut genug

An der Berechtigung des Bremer Erfolgs war insgesamt nicht zu rütteln. Das erkannte auch Selimbegovic nach dem Abpfiff an: „Es war nicht schlecht von uns, aber es war nicht gut genug, um Werder vor größere Probleme zu stellen. Es war eine packende Partie, in der wir am Anfang zu viel Respekt hatten. Da haben wir glasklare Fehler gemacht, die uns normalerweise so nicht unterlaufen“, sagte der 38-Jährige.

„In den „letzten zehn Minuten wurde es für uns noch mal sehr kribbelig.“ Florian Kohfeldt

Werder-Trainer Florian Kohfeldt sprach den Regensburgern einen „Glückwunsch zu dieser Pokalsaison“ aus. In der ersten Halbzeit habe sein Team sehr viel Kontrolle übers Spiel ausgeübt und sei später nach einer taktischen Umstellung auch besser in die Tiefe gekommen. In den „letzten zehn Minuten wurde es für uns noch mal sehr kribbelig“, räumte Kohfeldt ein.

Selimbegovic hatte erwartungsgemäß der Startformation des Aue-Spiels am Ostersonntag wieder sein Vertrauen geschenkt. Zentral offensiv agierte erneut Jann George, der damit auch das Mittelfeld verdichtete, um Werder nicht wie gewünscht zur Entfaltung kommen zu lassen. Während bei den Hausherren lediglich Sebastian Nachreiner (Aufbautraining nach Muskelfaserriss) auf der Verletztenliste stand, musste Bremens Coach Florian Kohfeldt größere personelle Umbauten vornehmen. Kapitän Niklas Moisander vertrat Ömer Toprak (Schulterverletzung) in der Innenverteidigung, Osako rückte für Romano Schmid ins offensive Mittelfeld und Joshua Sargent, der bei der 0:1-Niederlage zuletzt in Stuttgart gelbgesperrt war, ersetzte Niklas Füllkrug (Zehenbruch) im Sturmzentrum.

Schwierige Platzverhältnisse

„Mit voller Kapelle draufgehen“, diese Losung hatte Selimbegovic im Vorfeld ausgegeben. Kollege Kohfeldt forderte von seinen Schützlingen eine klare Struktur und mehr Zielstrebigkeit im letzten Drittel. „Werder muss versuchen, von Anfang an die Spielkontrolle zu haben. Wenn es zu einem offenen Schlagabtausch kommt, wird es gefährlich“, prophezeite TV-Experte Stefan Effenberg vor dem Anpfiff.

Bei leichtem Schneefall und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ergriffen die Gäste sofort die Initiative und schnürten den Jahn in dessen Hälfte ein. „Das Wetter haben wir so bestellt“, hatte Selimbegovic am Dienstag augenzwinkernd zu den äußeren Bedingungen und den Platzverhältnissen angemerkt.

Benedikt Saller sah nach einem taktischen Foul an Kevin Möhwald bereits nach fünf Minuten Gelb. Eine Hypothek für die restliche Spielzeit. Der Bremer Anfangselan flaute schnell ab, und der Jahn tastete sich in die Partie. Die Regensburger schafften es jedoch zunächst nicht, ihr Spiel aufzuziehen und eigene Akzente zu setzen. Hohe Bälle auf Andreas Albers in der Sturmspitze waren das Mittel der Wahl. Die Kopfballablagen des Dänen fanden aber selten Abnehmer.

Leichte Beute für Meyer

Da Werder zwar mit viel Tempo, aber überschaubarer spielerischer Brillanz an Werk gingen, entwickelte sich ein rassiges, aber bisweilen auch zerfahrenes Kampfspiel. Scott Kennedy hatte nach einem Freistoß in den Strafraum eine erste vage Chance, kam jedoch mit dem langen Bein nicht an den Ball. Erik Wekesser bediente nach einem beherzten Solo Sebastian Stolze, dessen Hereingabe die Werder-Abwehr klärte. Auch Bremens Milot Rashica startete eine Einzelaktion. Sein Schuss war jedoch für Alexander Meyer im Jahn-Tor eine leichte Beute.

5:0 lautete das Eckballverhältnis nach 35 Minuten zugunsten von Werder. Aber aus diesen Standardsituationen resultierte kaum Gefahr. Ein schöner Seitfallzieher von Albers verfehlte das Bremer Tor um einige Meter. Es war aus Jahn-Sicht die letzte bemerkenswerte Szene im ersten Abschnitt. Auf der Gegenseite setzte Möhwald einen Freistoß neben den Kasten.

Gedankliche Auszeit

Beim SSV Jahn ersetzte David Otto den schwachen Babis Makridis. Nach einem schnell ausgeführten Einwurf von Wekesser kam Andreas Albers frei zum Abschluss, hob den Ball aber übers Tor. Nun häuften sich die Gelegenheiten. Moisander visierte mit einem Kopfball nach einer Ecke den Pfosten an. Wenig später war das Jahn-Glück endgültig aufgebraucht.

„Da müssen wir hin. Das darf so nicht passieren.“ Mersad Selimbegovic

Osako nahm einen weiten Ball von Marco Friedl aus dem Mittelfeld mustergültig mit der Brust an und verwandelte ungestört aus der Drehung. Die Jahn-Abwehr hatte sich in dieser Situation eine gedankliche Auszeit genommen. „Es war ein schöner Pass. Aber da müssen wir hin. Das darf so nicht passieren“, kritisierte Selimbegovic.

Die Regensburger benötigten einige Zeit, um diesen Rückschlag wegzustecken. Werder fasste sofort nach und hatte abermals durch Osako die Chance, den Vorsprung auszubauen. Der Jahn warf seinen Kampfgeist in die Waagschale. Selimbegovic brachte Albion Vrenezi und Jan-Niklas Beste für George und Saller. Die Werder-Defensive wackelte in einigen Szenen, hielt aber dem Druck letztlich stand.

Statistik

DFB-Pokal, Viertelfinale

Jahn Regensburg – Werder Bremen 0:1 (0:0)

SSV Jahn Regensburg: Meyer - Saller (80. Beste), Elvedi, Kennedy, Wekesser - Besuschkow, Gimber (86. A. Becker) - Stolze (86. Caliskaner), George (75. Vrenezi), Makridis (46. Otto) - Albers

SV Werder Bremen: Pavlenka - Gebre Selassie, Friedl, Moisander, Augustinsson (75. Agu) - M. Eggestein, Groß, Möhwald - Sargent (73. Selke), Osako (86. Erras), Rashica (73. Schmid)

Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken);Tor: 0:1 Osako (52.); Gelbe Karten: Saller (1) – Agu (1)

Hier der Liveticker zum Nachlesen: