Experten-Interview
Was tun, wenn der große Zeh schmerzt?

Der Hallux Valgus ist eine häufige Zehenfehlstellung. Der Regensburger Orthopäde Prof. Joachim Grifka erklärt, was hilft.

28.08.2021 | Stand 16.09.2023, 0:49 Uhr
Die schiefstehende Zehe beim Hallux Valgus kann in geschlossenen Schuhen drücken. −Foto: Andrea Warnecke/picture alliance / Andrea Warnec

Für Betroffene können die Beschwerden quälend werden: Der Hallux valgus ist eine der häufigsten Fehlstellungen des Fußes. Mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland leiden darunter. Prof. Joachim Grifka, Inhaber des Lehrstuhls für Orthopädie an der Universität Regensburg und Direktor der Orthopädie an der Asklepios Fachklinik in Bad Abbach, erklärt die Therapiemöglichkeiten.

Woran können Betroffene erkennen, dass sie an einem Hallux valgus leiden?

Beim Hallux valgus besteht das Problem darin, dass die Großzehe schief steht, die Kleinzehen zur Seite drückt und die Zehen sich so verkrümmen. Zum einen sehen die Betroffenen eine knöcherne Vorwölbung am Zehengrundgelenk. Zum anderen ist es oft der Schuhdruck, der Schuh scheuert und ist zu eng. Das kann bis zu Rötungen und Entzündungen führen.

Ab wann sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen?

Welche Therapieoptionen gibt es denn bei einem Hallux valgus?

Zunächst wird man versuchen, das konservativ zu therapieren. Wobei man gleich sagen muss: Es macht keinen Sinn, Zehenspreizer zu nutzen. Denn die Großzehe ist die stärkste Zehe und das führt nur dazu, dass die kleinen Zehen noch weiter verdrängt werden. Die schiefe Großzehe ist häufig vergesellschaftet mit einem Spreizfuß. Dann ist eine Einlagenversorgung sinnvoll. Bei leichten Formen ist das etwas, was man machen kann.

Wann ist tatsächlich eine Operation nötig, um den Hallux valgus zu behandeln?

Das ist angeraten, wenn die Großzehe und der Ballen schmerzt und die Kleinzehen zunehmend bedrängt werden. Auch wenn die Schuhe nicht mehr passen oder Schmerzen beim Abrollen des Fußes auftreten, dann ist die Indikation zur Operation gegeben. Grundsätzlich wird gelenkerhaltend, minimalinvasiv operiert. Denn je kleiner der Eingriff, desto besser ist das für den Patienten. Die Heilung ist dann günstiger.

Wie lange dauert die Genesung nach einer Hallux-valgus-Operation?

Man muss immer mit ungefähr sechs Wochen rechnen. Der Fuß hat nur Haut und Knochen. Wenn man da operiert, dann ist das wie bei einer Verletzung und es gibt die Tendenz, dass der Fuß anschwillt. Deswegen ist es wichtig, nach der Operation den Fuß zu entlasten. Dafür gibt es extra Verbandsschuhe, die man trägt. Man muss den Fuß hochlagern und dafür sorgen, dass die Heilung schnell und gut abläuft.