Druckbranche
„Gutes Drucken“ reicht nicht mehr aus

Die renommierten Unternehmen der Druckereibranche in Ostbayern setzten auf eine intensive Zusammenarbeit.

17.11.2017 | Stand 16.09.2023, 6:22 Uhr
Gerd Otto

Das Mittelbayerische Druckzentrum (MDZ) in Hartung. In Ostbayern ist die Druckereibranche sehr gut aufgestellt. Foto: Mittelbayerisches Druckzentrum

Gut zu drucken allein reicht längst mehr aus, um erfolgreich auf einem immer internationaleren Markt bestehen zu können. Wie renommierte Unternehmen der ostbayerischen Druckbranche der Wirtschaftszeitung erklärten, ist der Qualitätsaspekt kein Alleinstellungsmerkmal, sondern vielmehr eine Grundvoraussetzung. So hält Johannes Helmberger, Geschäftsführer der Fr. Ant. Niedermayr, der seit 1801 in Regensburg tätigen und inzwischen europaweit erfolgreichen „Grafischen Kunstanstalt“, sogar industrialisierte, standardisierte Produktionsprozesse für erforderlich. In sechs Generationen hat sich das Familienunternehmen Niedermayr zu einem Mediendienstleister mit dem Schwerpunkt Rollenoffsetdruck weiterentwickelt.

Druck sei, so Johannes Helmberger, lediglich ein „Ausgabekanal“; erst durch Digitalisierung und das Handling von multimedialem Content könne das Angebot erweitert werden. Zusätzlicher Mehrwert könne durch die Dienstleistung „Druck & Medien“ generiert werden. Da man nur noch Leistungen anbiete, für die das Unternehmen perfekt ausgestattet ist, werde der Rest von entsprechenden Spezialisten zugekauft. Diese Vorgehensweise sei praktiziertes Tagesgeschäft. Derartige Kooperationen mit Wettbewerbern kann Stefan Aumüller sogar mit konkreten Zahlen hinterlegen. Wie der Geschäftsführer der Aumüller Druck GmbH & Co. KG betont, mache sein Unternehmen bis zu 20 Prozent seines Umsatzes mit anderen Druckereien. „Das heißt, wir drucken für diese Druckereien Aufträge, die bei uns aufgrund unserer technischen Ausstattung besser aufgehoben sind.“ Umgekehrt vergebe auch Aumüller, der als einer der leistungsfähigsten Bogendrucker Deutschlands gilt, Aufträge an Kollegenbetriebe. Der Hintergrund dieser Entwicklung sei, dass die aufgrund eines verschärften Wettbewerbs permanent sinkenden Preise von den einzelnen Betrieben nur durch Produktivitätssteigerung oder Spezialisierung aufgefangen werden könnten. Immerhin sieht nicht zuletzt Jürgen Frischmann, Geschäftsführer der Frischmann Druck und Medien GmbH in Amberg, sogar eine Halbierung der ohnehin von 13000 auf etwas über 8000 Anbieter gesunkenen Zahl der Betriebe voraus. Umso wichtiger erscheint es Thomas Leckert, dem Geschäftsführer der Spintler Druck und Verlag GmbH mit Sitz in Weiden, den Service und die Logistik bei Standardprodukten sowie Digitallösungen und individuelle Angebote in den Mittelpunkt zu rücken. Gerne kooperiere Spindler auch mit Partnerunternehmen. Eine Vernetzung von Unternehmen, durchaus auch ein Cluster, sei „immer von Vorteil“. Print 4.0 bezeichnet Thomas Leckert im Übrigen keineswegs als eine Form der Spezialisierung, sondern als moderne Arbeitsweise, die zwingend ist für den Erfolg.

Auch Markus Schmid von der Firma Meiller GHP mit Sitz in Schwandorf ist überzeugt, dass nur ein Unternehmen, das offline und online in der Zukunft vernetzen könne, überleben werde. Als eines der führenden Unternehmen für individualisierte Kundenkommunikation in Europa steht Meiller für maßgeschneiderte Lösungen, vom Massenmailing zum One2One-Mailing mit der richtigen Datenbank, verknüpft mit der passenden Digitaldruckmaschine. Neben der Optimierung des klassischen Geschäfts richten gerade auch in Ostbayern viele Druckereien beziehungsweise Lettershops ihre Produktion schon digital aus. Und wie beurteilt Markus Schmid die Zusammenarbeit mit Wettbewerbern? Für den Meiller-Geschäftsführer sind Kooperationen im Bereich Daten-Handling sehr wichtig, um den Erfolg der Werbemittel sicherzustellen.

Evelyn Köhler, die Geschäftsführerin des Mittelbayerischen Druckzentrums (MDZ), sieht die Branche in Ostbayern sehr gut aufgestellt und nennt neben den bereits erwähnten Unternehmen noch den Verlag Friedrich Pustet für Bücherdruck und Anbieter wie Erhardi-Druck, Medienhaus Reidl, Schmidl & Rotaplan und piwe Siebdruck oder Hueck-Constantia, einen Tief-/Flexodrucker auf dem Gebiet der Verpackungen.

Kooperation spiele, so Köhler, schon deshalb eine Rolle, weil nicht jede Druckerei alles anbieten könne: „Druckmaschinen und das sonstige Equipment sind sehr teuer und spezialisiert auf bestimmte Produkte.“ Da der Wettbewerb untereinander jedoch sehr groß ist, stelle Kooperation auch eine gewisse Gratwanderung dar: „Man hat immer das Risiko, dass der Kooperationspartner den Kunden abwirbt oder der Kunde das zugekaufte Produkt beim nächsten Mal direkt beim Kooperationspartner beauftragt.“ Das gegenseitige Vertrauen der Partner sei hier sehr wichtig. Und ein Cluster? Braucht die Branche dieses Instrument? „Wir sind im Verband und deshalb vernetzt“, sagt Evelyn Köhler.

Dieser Text ist ein Beitrag aus der Wirtschaftszeitung. Hier geht es zum E-Paper:www.die-wirtschaftszeitung.de/epaper

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