Auto
BMW geht ab Freitag in Zwangspause

Die Nachfrage bricht ein. Das Regensburger Werk stoppt die Produktion. Abweichende Regelungen gelten am Standort Wackersdorf.

18.03.2020 | Stand 16.09.2023, 5:11 Uhr

Blick in die BMW-Produktion: Der Autobauer stoppt die Produktion, auch am Standort Regensburg.

Nachdem Volkswagen, Audi und Daimler ihre Werke herunterfahren, stoppt nun auch BMW seine Bänder in europäischen Werken für vier Wochen. In Regensburg wird die Produktion sukzessive ab Donnerstagabend heruntergedimmt.

Stillstand bis 19. April

Die Produktion im Werk Regensburg ruht ab Freitag, nach aktuellem Stand bis 19. April. Das teilte Sprecher Eric Metzler auf Nachfrage der Mittelbayerischen mit. Abweichende Regelungen gelten für das Presswerk und den Standort Wackersdorf. Von dort aus werden weiterhin außereuropäische Werke versorgt werden. Metzler: „Hier wird die Lage weiter beobachtet und abhängig von der Nachfrage gegebenenfalls in den nächsten Tagen neu bewertet.“

„Wir halten die Zahl unserer Mitarbeiter stabil.“Oliver Zipse

In Regensburg sind rund 9000 Menschen vom Produktionsstop betroffen. Während der Schließung werden um die 200 Beschäftigte weiter im Werk arbeiten, um die Betriebsfähigkeit des Standortes zu erhalten. Das betrifft unter anderem Bereiche wie die Energieversorgung, Werkssicherheit oder Teile der Instandhaltung.

Kurzarbeit wird gerade geprüft

Wie die Auszeit für die Mitarbeiter gemanagt wird, ist noch nicht klar. „Um den Arbeitsausfall während der Werksschließung abzufangen, werden zunächst alle betrieblich vereinbarten Flexibilitätsbausteine wie etwa Zeitkonten genutzt“, sagt Metzler. Außerdem würden gerade die betrieblichen und individuellen Voraussetzungen für Kurzarbeit geprüft. Audi und der Lastwagenbauer MAN haben bereitsKurzarbeit beantragt.

Autokäufer bleiben in der Corona-Krise aus, viele Händler in Europa haben bereits geschlossen. Zulieferer stoppen die Produktion. Deshalb müssen rund 30 000 BMW-Mitarbeiter in europäischen Werken und am Standort Rosslyn in Südafrika vier Wochen eine Zwangspause einlegen, verkündete BMW-Vorstandschef Oliver Zipse am Mittwoch in München. Kurzarbeit sei möglich, aber zunächst einmal gingen die Arbeitszeitkonten bis zu 300 Stunden ins Minus, sagte Personalchefin Ilka Horstmeier.

Die Ausbreitung des Corona-Virus soll mit allen Mitteln gestoppt werden, falls erforderlich auch mit harten Einschnitten. Bayern hat deshalb den Katastrophenfall ausgerufen.An bayerischen BMW-Standortensind erste Corona-Fälle aufgetreten: Mitarbeiter in Dingolfing und im Forschungszentrum München sind betroffen, außerdem Beschäftigte in Leipzig und Steyr, wurde der Mittelbayerischen bestätigt. In Regensburg ist bisher keiner der Beschäftigten vom Corona-Virus tangiert, hieß es am Mittwoch.

Vorsichtiger Optimismus

Betriebsratschef Manfred Schoch sagte, die Gesundheit der Mitarbeiter müsste geschützt und ihre Arbeitsplätze und Einkommen abgesichert werden. Dazu gebe es drei mit dem Betriebsrat vereinbarte Instrumente: Arbeitszeitkonten, Homeoffice und Kurzarbeit. Ein Tarifmitarbeiter bekomme auch bei Kurzarbeit mindestens 93 Prozent seines Nettolohns. Mit diesen drei Instrumenten werde BMW die Belegschaft sicher durch die Corona-Krise steuern.

„Es gibt eine Zeit während Corona. Und es wird eine Zeit nach Corona geben.“Oliver Zipse

Oliver Zipse zeigte sich vorsichtig optimistisch. „Es gibt eine Zeit während Corona. Und es wird eine Zeit nach Corona geben“, sagte er und verwies auf grundlegend stabile Trends wie die steigende Nachfrage nach Elektro- und nach Premiumautos. 2021 werde ein Viertel der BMW-Neuwagenflotte elektrifiziert sein. In elf Werken würden heute schon Plug-in-Hybride oder Elektroautos gebaut.

„Wir halten die Zahl unserer Mitarbeiter stabil“, sagte der BMW-Chef, ohne den Stellenabbau bei Daimler oder VW zu erwähnen. In Deutschland beschäftigt BMW etwa 90 000, weltweit 134 000 Menschen. „Jeder dritte Mitarbeiter wurde für E-Mobilität qualifiziert“, sagte Zipse. Bis 2025 investiere der Konzern über 30 Milliarden Euro in Zukunftstechnologien.

In China brach der Absatz im Februar ein, dort seien jetzt erste Anzeichen einer gewissen Erholung zu sehen, sagte Vertriebschef Pieter Nota. In Europa legte BMW im Februar zu. Aber wegen der aktuellen Ausbreitung des Virus in Europa und den USA werde BMW beim Verkauf 2020 insgesamt „deutlich unter dem Vorjahr“ liegen, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter, selbst wenn sich die Nachfrage nach einigen Wochen wieder normalisieren dürfte. Deshalb rechne BMW 2020 mit einem weiteren Gewinneinbruch.

Deutlich weniger Gewinn

Die Ergebnismarge im Autogeschäft dürfte von 4,9 Prozent auf nur noch 2 bis 4 Prozent vom Umsatz fallen, erklärte Peter. Bei den Finanzierungen rechne er mit weniger Neuverträgen und einer höheren Risikovorsorge. Der Konzerngewinn vor Steuern dürfte „deutlich zurückgehen“. Er war bereits 2019 von 9,6 auf 7,1 Milliarden Euro gefallen. Hohe Investitionen und eine drohende Kartellstrafe in Milliardenhöhe hatten 2019 die Bilanz verhagelt – obwohl die Verkaufszahlen gestiegen waren.

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