Tradition
Blick in die Marktchronik von 1687: Vor 337 Jahren stellte Beratzhausen den ersten Maibaum auf

26.04.2024 | Stand 26.04.2024, 10:00 Uhr
Reinhard Seidl

Die Trachtler des Heimatvereins Beratzhausen platteln um den Maibaum. Foto: Reinhard Seidl, Archiv

Für viele Besucher ist es eine Riesengaudi, für die Brauchtums-Getreuen eine alte Tradition, die unbedingt beibehalten gehört: das Maibaumaufstellen. Das Aufstellen der mächtigen Birken, manchmal auch Fichten, ist auch in unserer Gegend sehr beliebt.

Seine Anfänge werden mindestens in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückdatiert. Dass der Brauch nach 337 Jahren in Beratzhausen noch so hochgehalten wird, ist dem heimischen Trachtenverein zu verdanken. „Unsere Vorfahren hätten sich dies sicherlich gewünscht, aber zweifelsohne nicht träumen lassen, dass es nach so vielen Jahren noch der Brauch ist“, so das Credo der Vorsitzenden Monika Herold.

In der Marktgemeinde Beratzhausen ist der Brauch schon in den Jahrbüchern des 17. Jahrhunderts erwähnt. Aus der im Archiv aufbewahrten Gemeinderechnung des Jahres 1687/88 ist nämlich die Ausgabe von 15 Kreuzern (Kleingeldmünze) an Gemeindediener für das Aufstellen von zwei Maibäumen vor dem Rathaus belegt. Ob nun kräftige Männer auch über drei Jahrhunderte lang durchgehend einen Baum aufgestellt haben, ist eher anzuzweifeln. Tatsache ist jedoch, dass sich seit weit über 60 Jahren der heimische Trachtenverein, unterstützt von Mannsbildern aus den ortsansässigen Vereinen, dieses Kraftakts gemeinschaftlich annimmt. In den letzten Jahrzehnten wird die fast 30 Meter lange Birke zudem unter den Klängen bekannter Marschmelodien auf zwei Radachsen zu einem Langholzwagen verspannt und von Hand gezogen vom westlichen Ortsrand durch die Marktstraße zum Aufstellungsort Essenbügl buxiert. Anschließend wird diese in gut einer Stunde mit althergebrachten Hilfsmitteln und viel Muskelkraft in die Senkrechte gebracht. Anschließend tanzt die Gruppe des Heimatvereins zu den Klängen der Beratzhausener Gautrachtenkapelle um den Baum. Losmarschiert wird um 18 Uhr am früheren Edeka-Markt über die Marktstraße zum Essenbügl. Um 20 Uhr ist Tanz in den Mai im Gasthaus Hummel, bis der Wonnemonat anbricht.