Wälder jetzt kontrollieren
Borkenkäfer im Kreis Cham: Wer noch immer nicht handelt, riskiert eine saftige Rechnung

06.05.2024 | Stand 06.05.2024, 5:00 Uhr

Auch Wipfelstücke wie hier gilt es nun möglichst schnell aufzuarbeiten und aus den Wäldern zu entfernen. Foto: cls

Wälder jetzt sofort kontrollieren! Diesen Appell richten Forstdirektor Dr. Arthur Bauer und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an die Waldbesitzer. Schließlich steht der erste Schwärmflug in der Borkenkäfersaison zeitnah bevor. Und leider sind die Schneebruch- und Sturmschäden vom Winter noch nicht überall aufgearbeitet.



Weil das Handeln jetzt so wichtig ist, fand in dieser Woche ein Waldbegang mit Stellungnahme zur Waldschutzsituation im Landkreis Cham statt. Anfang Dezember 2023 wurden in einigen Regionen des Landkreises Cham zahlreiche Bäume von Nassschnee gebrochen, später traf es bestimmte Regionen zusätzlich durch Winterstürme. Besonders starke Schäden waren bei der Baumart Fichte zu verzeichnen und wiederum massiv betroffen zeigten sich die Bereiche im Raum Traitsching, Schorndorf und Falkenstein sowie im Raum Pemfling, Rötz und Schönthal.

Aufarbeitung versäumt

Während des Winters haben viele Waldbesitzer die gebrochenen Bäume aufgearbeitet und aus dem Wald abtransportiert. Leider wurde aber nicht überall mit der Aufarbeitung begonnen, wie zahlreiche abgebrochene Wipfel und stehende Stammteile zeigen. Diese Bruchstücke sind nun ein gefundenes Fressen für die gefährlichen Fichtenborkenkäfer, Buchdrucker und Kupferstecher. Bereits in der Woche nach Ostern haben sich diese Borkenkäfer in Wipfelstücke und stehende Stümpfe eingebohrt und Bruten angelegt. Die kalte Witterung der nachfolgenden Wochen hat diesen Prozess nur verlangsamt, nicht aber aufgehalten. Mit dem Temperaturanstieg in den letzten Tagen haben die Buchdrucker und Kupferstecher ihren Schwärmflug fortgesetzt und weitere Bruten angelegt. Frischer Befall durch Borkenkäfer ist an braunem Bohrmehl auf der Rinde leicht zu erkennen.

In den zurückliegenden Jahren konnten die beiden Borkenkäferarten ihre Populationen infolge Hitze und Trockenheit stark aufbauen. Finden sie nun geeignetes Brutmaterial, ist mit einer explosionsarten Massenvermehrung zu rechnen. Je nach Witterungsverlauf und Temperaturen dauert die Entwicklung vom Ei bis zum fertigen Borkenkäfer sechs bis acht Wochen. „Deshalb muss fängisches Bruchholz spätestens jetzt umgehend aufgearbeitet und aus dem Wald entfernt werden“, so Forstdirektor Bauer. Das Vermehrungspotential des Buchdruckers ist enorm. Die Brut aus einem Baum reicht aus, um 20 weitere Bäume neu zu befallen. Wird fängisches Material nicht konsequent aufgearbeitet, können sich mit der Brut aus einer Fichte innerhalb eines Jahres 60 Millionen Borkenkäfer entwickeln. Diese Zahl an Borkenkäfern würde ausreichen, um 8000 Fichten zu befallen.

Gemäß Bekanntmachung der Regierung der Oberpfalz vom 7. November 2023 müssen Waldbesitzer in der Zeit vom 1. April bis 30. September mindestens im Abstand von vier Wochen ihre Nadelwälder und Nadelbaum-Mischbestände auf Befall durch Borkenkäfer kontrollieren und befallenes Holz wirksam bekämpfen bzw. bekämpfen lassen. Forstdirektor Dr. Arthur Bauer empfiehlt den Waldbesitzern, die nächsten Wochen zu nutzen, um ihre Wälder intensiv und regelmäßig zu kontrollieren. Diese vorbeugende Maßnahme im Frühjahr ist auch in Regionen wichtig, in denen bisher nur geringe Borkenkäfer-Schäden aufgetreten sind. Fängisches, bruttaugliches Fichtenholz muss zügig aufgearbeitet und abgefahren oder mit einem Abstand von mindestens 500 Metern vom nächstgelegenen Nadel-Misch-Wald gelagert werden. Anzeichen für befallene Bäume sind häufig rotverfärbte Kronen, grüne Nadeln am Boden oder abfallende Rinde. Im Zweifel hilft auch ein Blick unter die Rinde. Sind Borkenkäfer vorhanden, gilt es schnell zu handeln und auch die umliegenden Bäume intensiv zu untersuchen und weiter zu beobachten.

Es kann teuer werden!

Unterstützung und Beratung erhalten Waldbesitzer von den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Infos zur Borkenkäfergefahr und eine Praxishilfe zum Erkennen von Befall gibt es im Internet unter www.borkenkaefer.org. Für Fragen und Informationen zur Borkenkäferbekämpfung und zur waldbaulichen Förderung sollten sich Waldbesitzer an die zuständigen Beratungsförster wenden. Diese sind unter www.waldbesitzer-portal.bayern.de zu finden. Forstdirektor Dr. Arthur Bauer ist unter Tel. (09971)4852011 oder arthur.bauer@aelf-ch.bayern.de zu erreichen.

„Bitte, bitte, jetzt handeln“, so der Aufruf des Forstdirektors. Ansonsten kommt im ersten Schritt ein Schreiben mit Fristen vom Amt.

Passiert wieder nichts, ordnet das Landratsamt auf Vorschlag des AELF eine Ersatzvornahme an und beauftragt dafür Unternehmen. Das kostet dann aber richtig. Denn auf der Rechnung landen nicht nur die Holzfäller und deren Anfahrt, sondern auch die der Forstmänner, die mit der Kontrolle und der Nachkontrolle beschäftigt waren. „So weit soll es aber natürlich nicht kommen“, betont Bauer, „wir rücken lieber dem Borkenkäfer auf den Pelz als dem Waldbesitzer“.

cls