Tiere
70 Katzen sind zu viel für das Tierheim

Täglich kommen drei neue Katzen ins Regensburger Heim. Die Haustiere sind sogar auf der Männer-Toilette untergebracht.

05.11.2016 | Stand 16.09.2023, 6:37 Uhr
Julia Weidner

300 bis 350 Katzen werden pro Jahr ins Tierheim gebracht.

Christine Hirschberger ist im Stress. Gerade klingelt wieder das Telefon. Ein Regensburger möchte seine Katze vorbeibringen. Seine Tochter ist allergisch auf Katzenhaare, das hätten sie erst jetzt bemerkt. Christine Hirschberger verspricht der Katze einen Platz im Tierheim. Damit zieht heute schon die fünfte neue Katze dort ein. Der Platz ist knapp, aber was soll sie auch anderes tun, als die Tiere aufzunehmen?

„Wenn wir die Katzen nicht nehmen, werden sie ausgesetzt.“Christine Hirschberger, Leiterin des Katzenhauses beim Tierschutzverein Regensburg

„Das Motto vieler Katzenbesitzer ist: Jetzt habe ich doch keine Zeit für ein Haustier, also gebe ich die Katze ans Tierheim. Und wenn ich wieder eine will, hole ich mir eben eine neue“, sagt Christine Hirschberger. Sie ist die 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins Regensburg und Umgebung und gleichzeitig Leiterin des Katzen- und Kleintierhauses. Seit 18 Jahren arbeitet sie schon für den Verein, bezeichnet sich selbst als Inventar. Doch auch sie hat noch nie so viele Katzen auf einmal im Tierheim gehabt. 70 Stück sind zur Zeit unter ihrer Obhut, 20 davon sind abholbereit. Die anderen haben entweder Würmer, sind verletzt oder haben andere Krankheiten. Oder sie werden erst noch kastriert.

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Katzen werden leicht abgegeben

„Wenn alle Regensburger vernünftig wären und ihre Katzen kastrieren würden, gäbe es kein Katzenproblem“, sagt die Leiterin des Katzenhauses. Im Schnitt werden drei Katzen am Tag ins Tierheim gebracht. Die Mentalität habe sich nach Meinung von Christine Hirschberger hin zum Abgeben der Katzen verändert: „Das fällt vielen ganz leicht.“ Dabei sind die Regensburger erfinderisch: Offiziell geben sie Fundkatzen ab oder ihre Kinder sind allergisch. „So viele allergische Kinder kann es gar nicht geben“, sagt sie.

Den Grund für die vielen Katzen, die gerade im Tierheim sind, sieht Christine Hirschberger darin, dass viele Katzen nicht kastriert sind. Mit den vielen Jungen kommen die Besitzer nicht zurecht und wollen diese loswerden. Deshalb geht jedes Jahr ab Mai der Bestand aufwärts. Der Rekord liegt bei zwölf gebrachten Katzen am Tag. Christine Hochreiter erzählt von der „Story, dass jede Katze einmal Junge vor dem Kastrieren haben sollte“. Das sei vollkommener Blödsinn.

Mit den 70 Katzen stößt das Tierheim an seine Grenzen. Wenn man einen Blick in die Personaldusche wirft, sieht man Katzenkäfige, die sich darin stapeln. Und auch in der Männertoilette tollen die Tiere umher.

Die Mitarbeiter im Tierheim machen die Besitzer zwar auf Hilfe aufmerksam, wenn sie sich die Katze nicht mehr leisten können. Es gibt unter anderem eine Tiertafel, bei der die Besitzer Futter abholen können. Aber oft hilft auch diese Angebot nicht weiter und im Notfall findet sich natürlich eine Ecke im Heim für die Katze. „Denn wenn wir sie nicht nehmen, wird sie ausgesetzt“, beschreibt Christine Hirschberger die Situation.

„Es findet sich immer jemand“

Das Tierheim kann aber auch Erfolge verzeichnen. Jedes Jahr werden zwischen 200 und 300 Katzen vermittelt. Ideal ist laut Christine Hirschberger eine Abholung im Herbst. Denn in den ersten vier Wochen sollte sich die Katze an das neue Zuhause gewöhnen und darf deswegen nicht raus. Wenn dann natürlich Sommer ist und immer die Terrassentür geöffnet ist, wird das schwierig. Die meisten Tiere bleiben einige Wochen oder teilweise Monate im Katzenhaus. Nur wenn die Katze schon sehr alt und wenig zutraulich ist, kann es vorkommen, dass sie fast ein Jahr in der Obhut des Tierschutzverbandes ist.

Wieder klingelt das Telefon von Christine Hirschberger. Während sie telefoniert, hellt sich ihre Miene auf. Es ist ein Interessent, der sich letzte Woche eine Katze angesehen hat und sie jetzt zu sich nach Hause holen möchte. Sie machen einen Termin dafür aus. „Es findet sich immer wieder jemand, der eine Katze abholen will“, sagt sie erleichtert. Genauso erleichtert wird sie ab Januar sein. Denn die ersten drei Monate im Jahr sind die ruhigsten. Bis alles wieder von vorne beginnt und die Katzen ab Ende Mai Junge bekommen.