Politik
Albert Füracker ist jetzt Finanzminister

Der bisherige Staatssekretär aus dem Neumarkter Kreis rückt als Nachfolger des neuen Ministerpräsidenten Markus Söder auf.

21.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:14 Uhr
Lothar Röhrl

Albert Füracker (vorne rechts) folgt Markus Söder (links neben ihm) als Finanzminister. Foto: Ropohl

Landrat Willibald Gailler hat den Satz des Tages geprägt – und ihn auch so in der Glückwunsch-Mail an Albert Füracker formuliert: „Der Landkreis steht kopf“. In einer Stellungnahme gegenüber dem Neumarkter Tagblatt wiederholte der Kreis-Chef und CSU-Parteikollege, was er dem zum Finanzminister ernannten Degerndorfer kurz nach Bekanntwerden der Entscheidung durch Ministerpräsident Markus Söder geschrieben hatte. Dennoch erwartet Gailler nicht viel Neues von Füracker: „Er hat sich ohnehin schon sehr stark für den Landkreis Neumarkt eingesetzt. Er hat dem Kreis und seinen Kommunen viele Türen geöffnet, um an Fördermittel heranzukommen.“

Ohnehin habe er Füracker dafür bewundert, dass er trotz seiner Berufung als Staatssekretär des Ministeriums für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat so oft bei Terminen im Landkreis Neumarkt gewesen sei, sagte Landrat Gailler. Dennoch würde er es ihm nicht übelnehmen, wenn diese Präsenz jetzt abnehmen würde. Er glaube aber nicht, dass dies in einem deutlich vernehmbaren Umfang ausfallen werde. „Denn Albert Füracker ist ein sehr heimatverbundener Mensch.“ Als große politische Stärke lobte der Neumarkter Landrat Fürackers Fähigkeit, zukunftsorientiert zu denken. Damit habe er bei Markus Söder, aber auch in der gesamten CSU und sogar bei anderen Parteien viel Vertrauen erworben.

Erst der zweite Minister aus dem Kreis

Albert Füracker ist damit das erst dritte Mitglied in einem bayerischen Kabinett, das aus dem Landkreis Neumarkt stammt. Und vor allem erst der zweite Minister aus dem Neumarkter Bereich. Das erste war Dr. Otto Schedl, der als ehemaliger Neumarkter Landrat (1948 bis 1957) 1970 ins Kabinett von Ministerpräsident Alfons Goppel als Finanzminister berufen worden war. Dieses Amt übte Schedl bis 1972 aus. Schon gleich dem Ende seines Amtes als Landrat hatte Schedl ab 1957 als bayerischer Wirtschaftsminister gewirkt. Im Alter von 82 Jahren ist der gebürtige Sinzinger 1995 gestorben.

Es dauerte bis 1988, ehe mit dem Wahl-Parsberger Hans Spitzner das bis dahin erst zweite Kabinettsmitglied aus dem Landkreis Neumarkt kam. Zunächst bekleidete der gebürtige Berchtesgadener (Jahrgang 1943) im Kabinett von Max Streibl das Amt des Staatssekretärs im Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen. Dieses Funktion endete 1990. 1993 berief ihn Edmund Stoiber als neuen Wirtschafts-Staatssekretär in sein Kabinett. Spitzner blieb immerhin 14 Jahre in dieser Funktion. 2007 schied er mit dem Wechsel von Stoiber auf Beckstein aus der Staatsregierung aus.

Mit dem noch lebenden Hans Spitzner hat sich die Mittelbayerische unterhalten. Der Wahl-Parsberger äußerte sich gleich euphorisch über den Degerndorfer: „Ich bin sehr stolz auf ihn!“ Schon früh habe Albert Füracker über seine Verwurzelung als Sohn eines Landwirts hinaus gesunden wirtschaftlichen Sachverstand gezeigt. „Ich dachte, dass er deshalb irgendwann einmal im Wirtschaftsministerium landen wird.“ Spitzner bewertete es als „bemerkenswert“, wie sich Albert Füracker in den vergangenen Jahren als Staatssekretär im Finanzministerium unter anderem beim Neuverhandeln des Länderfinanzausgleichs und beim Aufstellen der neuen Jahreshaushalte des Freistaats geschlagen habe. „Er ist daher kein echter Neuling in der Ministerriege. Es ist für ihn denn auch ein großer Vorteil, dass er den Apparat Ministerium schon gut kennt.“

Alter Freund gratulierte als Erster

Einer der ersten Gratulanten war Professor Dr. Elmar Forster aus Parsberg. Forster ist heute Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken. Beide kennen sich aus der gemeinsamen Jugendzeit. Forster war in den vergangenen Jahren sozusagen der engste Begleiter und Beobachter der politischen Karriere von Albert Füracker. Denn er leitete jede anstehende Wahl des CSU-Kreisverbandes Neumarkt. So war er mit dabei, als in Schwarzach Albert Füracker erstmals zum Kreisvorsitzenden gewählt worden war. Oder, als der Lupburger die Nachfolge von Hans Spitzner als Bewerber um das Direktmandat aus dem Landkreis Neumarkt bei der Landtagswahl erstmals angetreten hatte. Immer wieder hatte Albert Füracker fast an die 100 Prozent reichende Ergebnisse eingefahren, weil er fast nie einen Gegenkandidaten hatte. Zuletzt war Forster Ende Juli 2017 als Walleiter tätig, als der Kreisverband Albert Füracker erneut als Bewerber um das Direktmandat für die Landtagswahl 2019 aufgestellt hatte. Dafür hatten sich 99,4 Prozent der anwesenden gut 200 Delegierten ausgesprochen.

Gegenüber der Mittelbayerischen sagte Forster: „Durch seine Berufung zum Finanzminister setzt Albert Füracker seinen Aufstieg auf der politischen Karriereleiter konsequent fort. Damit hat die Oberpfalz und speziell der Landkreis Neumarkt wieder einen Spitzenpolitiker in der ersten Reihe des bayerischen Kabinetts - und das ist gut so. Dies wird unsere Heimat weiter voranbringen. Wir kennen uns seit über 30 Jahren und es war in jungen Jahren schon klar, dass in Albert Füracker ein großes, politisches Talent schlummert. Ohne Hau-drauf-Rhetorik hat er – vom Gemeinderat bis zum Kabinettsmitglied – immer eine glaubwürdige Sachpolitik betrieben ohne den politischen Gegner zu verletzen. Trotz seines Aufstiegs ist er immer bodenständig und ansprechbar geblieben. Ich bin stolz, ihn als Freund zu haben und wünsche ihm alles Gute und vor allem eine stabile Gesundheit.“

Glückwünsche übermittelte auch der Stadtverband der Neumarkter CSU. Im Namen von Partei und Fraktion der CSU Stadt Neumarkt gratulierten Marco Gmelch als Stadtverbandsvorsitzender und Markus Ochsenkühn als Fraktionsvorsitzender. „Albert Füracker ist einer von uns und hat lange kommunalpolitische Erfahrung, die er nun verstärkt für sein neues Amt benötigen wird. Er wird sich auch weiter für die Menschen aus Neumarkt einsetzen.“, sagte Gmelch. Der CSU-Fraktionsvorsitzende des Neumarkter Stadtrates, Markus Ochsenkühn, meinte: „Gerade als Finanz- und Heimatminister kann er sich noch besser für die Städte in Bayern und deren Belangen einsetzen. Er ist die richtige Wahl von Ministerpräsident Dr. Markus Söder.“ Zuletzt haben die beiden Albert Füracker und Dr. Markus Söder bei der Evangelischen Kirche beim Gesprächskreis zum Thema „Mein Glaube und ich“ in Neumarkt getroffen. Dies wird sicher nicht das letzte Treffen in Neumarkt gewesen sein, meinten sich abschließend in ihrer Mitteilung.

Wunsch eines Unternehmers

Mit Dr. Franz Ehrnsperger äußerte sich ein profilierter Neumarkter Unternehmer auf Bitte der Mittelbayerischen. Der neue Finanzminister sollte natürlich in erster Linie für einen weiterhin soliden Haushalt in Bayern kämpfen und im Bundesrat seine Kollegen ebenfalls dazu motivieren, damit der Länder-Finanzausgleich sich eines Tages erübrigt. Das Patentrezept heiße „Mittelstandsförderung“ nicht nur in Sonntagsreden. Ein gesunder Mittelstand sorge nach Überzeugung des Besitzers der Lammsbrauerei Neumarkt für stabile Wohlstandsverhältnisse im ganzen Land.

Lange mehr Familienvater und Landwirt

Albert Füracker zeigte in dieser Hinsicht über lange Zeit ein mindestens genauso umfangreiches Engagement. Zusammen mit Gattin Evelyne erzog er vier Kinder. Dazu unterhielt er früher eine Landwirtschaft. Daher meldet er sich noch heute bei agrarpolitischen Themen zu Wort.

Türenöffner für CSU-Prominz

Albert Füracker lotste immer wieder Spitzenpolitiker der CSU in den Landkreis Neumarkt wie hier Horst Seehofer. Füracker traute sich übrigens 2017 kurz nach der für die CSU so schlecht verlaufenen Bundestagswahl als Erster, Seehofer öffentlich in Frage zu stellen.

„Ich will Kümmerer bleiben“

Auch als er Staatssekretär war, legte er Wert auf viele Termine im Landkreis Neumarkt. „Ich habe mich bemüht, nicht weil ich Staatssekretär war, sondern trotz dem ich es war. So weit es meine Kraft erlaubt, will ich das auch als Minister so halten“, sagte er am Mittwochabend der Mittelbayerischen.

CSU-Aushängeschild

Albert Füracker gelang es, als Kreis-Chef von 2005 bis 2015 zumindest die CSU auf Kreisebene wieder zu stabilisieren. Selbst fuhr er Traumresultate wie im Juli 2017 bei der Wahl zum Direktkandidaten für die Landtagswahl 2018 ein: 99,4 Prozent.

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