Politik
Alois Karl: Nach 43 Jahren ist Schluss

Der Neumarkter kandidiert nicht mehr für den Bundestag. Er erklärt warum und welche Unwägbarkeiten die CSU erwarten.

24.07.2020 | Stand 16.09.2023, 4:45 Uhr
Alois Karl beendet seine Laufbahn als Berufspolitiker. −Foto: Eva Gaupp

Wenn im September 2021 der neue Bundestag gewählt wird, geht für Alois Karl eine 43 Jahre währende Politikerkarriere zu Ende. Er kandidiert nicht mehr. Aber ihm ist bewusst, dass dies ein besonders herausfordernder Wahlkampf werden wird. Nicht nur für die CSU.

Er war Stadtrat, Kreisrat, Oberbürgermeister, Bundestagsabgeordneter. Doch im November feiert Alois Karl seinen 70. Geburtstag und deshalb will er nun dem Privaten den Vorzug vor dem Leben in der Öffentlichkeit geben. In der Versammlung der drei Kreisverbände Neumarkt, Amberg-Sulzbach und Amberg Stadt am Donnerstagabend hatte er seinen Entschluss bekannt gegeben (wir berichteten). Noch rechtzeitig vor der Sommerpause, damit sich neue Kandidaten positionieren könnten, sagt Karl. „Ich wollte Spekulationen vorbeugen.“

Wegen Corona verzögert sich die Kandidatenkür um einige Monate, denn die 150 Ortsvereine im Wahlkreis konnten bisher noch nicht ihre Delegierten wählen. Das wird wohl im September/Oktober nachgeholt. Dann finden die Versammlungen auf Kreisebene statt, bevor die besonderen Delegierten die Kandidaten wählen. Namen könnten im Herbst feststehen, die Direkt- und Listenkandidaten erst im Januar/Februar, schätzt Alois Karl.

Corona schränkt Wahlkampf ein

So lautet momentan der Zeitplan, wenn es nicht wieder zu Einschränkungen von Versammlungen wegen der Corona-Pandemie kommt. Ob Wahlen auch schriftlich oder per Videochat möglich sind, zweifelt Alois Karl genauso wie sein Mitarbeiter Harald Frank an. Wahlen müssen frei, geheim und unmittelbar sein. „Wem wäre geholfen, wenn gegen ein Ergebnis geklagt würde?“, sagt Frank, der schon seit 30 Jahren für Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Neumarkt/Amberg arbeitet. Auch der Wahlkampf wird wohl unter den Corona-Voraussetzungen etwas anders laufen müssen.

Neue Herausforderungen, die Alois Karl dann nur noch am Rande betreffen werden. Aber schon jetzt signalisiert er: „Wenn ich gebeten werde, unterstütze ich gerne die neuen Kandidaten.“ Bis zum letzten Tag werde er sein Amt als Abgeordneter ausfüllen. „Denn ich höre nicht auf, weil ich die Schnauze voll habe. Im Gegenteil. Mir macht meine Aufgabe Spaß.“

Pläne:
Alois Karl hat noch keine konkreten Pläne. Er will mehr Zeit für seine Familie haben, reisen. „Man wird eine Aufgabe suchen und finden“, sagt er.

Völlig offen ist auch, ob sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin aus dem Landkreis Neumarkt oder Amberg-Sulzbach stammen wird. Für einen regelmäßigen Wechsel gebe es keine Richtlinien, sagt Karl. Allerdings kam die CSU bei der letzten Bundestagswahl 2017 auf mehr Zweitstimmen im Landkreis Neumarkt, so dass die Delegierten auch bei der Abstimmung über den Direktkandidaten oder die Direktkandidatin mehr Stimmen haben: nämlich 83, während Amberg Stadt 18 und Amberg-Sulzbach 59 zählen. Rein rechnerisch könnten die Neumarkter ihren Favoriten durchdrücken. „Das steht auf dem Papier, aber das ist keine Garantie“, sagt Karl.

Seine Gegenkandidatin Barbara Lanzinger habe damals auch nicht alle Stimmen aus den eigenen Kreisverbänden bekommen, erinnert Karl an den offenen Zweikampf. Und er macht auch deutlich, wie unpassend er es damals gefunden hat, dass die Ambergerin noch während seiner Amtszeit bekannt gegeben habe, Direktkandidatin werden zu wollen. „Da ist der Betroffene etwas verstimmt.“ Deshalb habe er rechtzeitig klare Verhältnisse schaffen wollen.

Reform könnte alles ändern

Noch völlig unklar ist jedoch, ob die Zahlenspiele nicht noch kurzfristig durch die Reform des Bundestags komplett durchgewürfelt werden. Das Problem sind die Überhangmandate, die dafür sorgen, dass nicht nur die 299 Direkt- und 299 Listenkandidaten in den Bundestag einziehen, sondern weitere Abgeordnete, wenn die Parteien entsprechend Zweitstimmen bekommen haben. So zählt der Bundestag derzeit 709 Abgeordnete – und es könnten noch mehr werden. Das Bundesverfassungsgericht hatte das Wahlsystem deshalb für verfassungswidrig entschieden.

Doch da eine Vielzahl von Reformvorschlägen vorliegt und die Reform laut EU-Recht eigentlich ein Jahr vor der nächsten Wahl abgeschlossen sein müsste, geht Alois Karl davon aus, dass die Reform erst zur Bundestagswahl 2025 umgesetzt wird.

Und so schaut der 69-Jährige momentan sehr gelassen und voll Freude zurück: „Sowohl im Rathaus als auch im Reichstag war es eine bereichernde Zeit.“ Er habe es geliebt, gestalten zu können.

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