Ausstellung
Anregende Überlegungen zum Wesen der Malerei

Andreas Exner, Jutta Obenhuber und Herbert Warmuth zeigen ihre „mamamalerei“.

12.04.2011 | Stand 16.09.2023, 21:08 Uhr
Gabriele Mayer

Regensburg.Die Künstler der aktuellen Ausstellung im Neuen Kunstverein sind alle um die 50 Jahre alt und Absolventen der Städelschule. Das Thema ihrer künstlerischen Bemühungen ist das Bild als Bild. „Was ist ein Bild?“, lautet der Titel eines berühmten Buchs. Jedenfalls ist es nicht mehr unbedingt die Darstellung von etwas außerhalb des Bildes Existierendem. Mit der Autonomisierung der Kunst geht auch die Loslösung von der Darstellungsfunktion einher. Und man lenkte sein Interesse auf das Medium selbst: auf die Farbe, die Fläche, die Linie, den Malgrund der Leinwand – und setzte sie, wie in der Konkreten Kunst, fulminant in Szene.

Bei der Leinwand setzen die Überlegungen von Jutta Obenhuber an. Doch den Bildern sieht man diese Reflexionsarbeit nicht an. Man braucht Begleitwissen und das liefert ein kleiner, informativer Katalog. Obenhubers Arbeiten könnte man auch einfach für moderne Stick-Bilder halten. Sind sie aber nicht. Die Leinwand als Gewebe wurde von der Künstlerin entzerrt, verletzt, einzelne Fäden herausgezogen. Und da und dort wurden neue bunte Fäden eingezogen und damit das Gewebe „überschrieben“. Es soll sichtbar gemacht werden in seiner Eigenständigkeit: ein freies ästhetisches Objekt, ein Wahrnehmungsgegenstand, der nicht Abbild oder Design ist.

Herbert Warmuth macht Wandobjekte, die aus verschiedenen Materialien und Elementen zusammengesetzt sind und in ihren Formaten und den (Farb-)Unterteilungen an Fahnen erinnern. Die Fahne war zunächst ein wichtiges Kriegsrequisit und ist ein merkwürdiger Kult- und Repräsentationsgegenstand. Manchmal sind Warmuths Objekte bemalt, manchmal so als würden sie zerzauste Falten werfen, manchmal liegen sie partiell tatsächlich in Falten. Teilweise bestehen sie nämlich aus getragenen Kleidungsstücken des Künstlers selbst und adeln die Gebilde, indem sie das, was mit der Fahne, zum Beispiel als Kapitulationsfahne, mitgemeint sein kann, simulieren und nicht nur darstellen.

Andreas Exners Werke bestehen aus Holztafel-Arrangements. Von der einen Seite aus fällt zum Beispiel die unterschiedliche Maserung der einzelnen Holztafeln auf, die aus Stücken der Natur herausgeschnitten worden sind. Auf der anderen Seite sind die Tafeln plakat- und collagenartig mit Fundstücken, mit allerlei Reklame und Ankündigungs-Design beklebt und verstellt, mit dem man sich im Kunstbetrieb Geltung verschaffen will. Dokumentarische Abbilder also – und gleichzeitig in der Aufarbeitung neue Kunstobjekte. Alles in allem eine anregende Ausstellung.