Arno Kruppatz: Opfer oder Täter?

02.06.2006 | Stand 02.06.2006, 11:06 Uhr

Als die Leiche von Arno Kruppatz (54) aus Wald nach einer republikweiten Fahndung am 5. Oktober 2005 bei Brandenburg gefunden wurde, hielten ihn alle für ein Opfer. Im Prozess wegen Kindesmissbrauchs gegen seine Frau Brigitte und den Sexualtäter Fred O. wird nun der tote Großvater selber schwer beschuldigt.

Ein Pilzesammler hatte die skelettierte Leiche von Arno Kruppatz unbekleidet und halb begraben in einer alten Panzerstellung gefunden. Bis heute sind die Umstände seines Todes ungeklärt. Am 7. Februar 2005 hatte ihn eine seiner Töchter zum letzten Mal gesehen. Einen Tag später quittierte er den Erhalt einer Postsendung. Ein DNA-Abgleich bestätigte die Identiät, allerdings ließ der schlechte Zustand der Leiche zunächst keine Rückschlüsse auf die Art des Todes zu. Leitender Oberstaatsanwalt Dr. Johann Plöd von der Staatsanwaltschaft Regensburg wollte gestern noch nicht sagen, ob es Ergebnisse einer Giftanalyse gibt.

Allerdings hat der Oberstaatsanwalt die Möglichkeit, Licht in die Rolle zu bringen, die Arno Kruppatz bei der Mishandlung seiner Enkel gespielt haben soll. Der vorbestrafte Sexualtäter Fred O. beschuldigt den Toten nämlich der Drahtzieherschaft. Er habe ihn mit seinen Vorstrafen erpresst und seine Enkel selbst missbraucht. Kruppatz sei wesentlich raffinierter gewesen, als er sich dargestellt habe. Er besitze auf dem Unterarm die gleiche Tätowierung wie er selbst, so Fred O. Der Angeklagte behauptet, die schwersten Übergriffe bis hin zum Geschlechtsverkehr seien von Kruppatz verübt worden. Die ebenfalls angeklagte Ehefrau schweigt dazu, sprach aber zu Beginn des Prozesses von „einer dritten Person, die nicht auf den Bildern zu sehen ist“.

Oberstaatsanwalt Dr. Plöd kündigt nun neue Beweise an: „Wir kennen die Tätowierungen. Sie sind nicht gleich. Wir gehen davon aus, dass wir beweisen können, wer auf den Bildern ist. Wir warten nur ab, ob das Gericht, die Lage selbst zu klären versucht.“