Neumarkter lüftet Siebener-Geheimnis

26.05.2006 | Stand 26.05.2006, 16:21 Uhr

Das Siebener-Geheimnis, das die Feldgeschworenen von Generation zu Generation weitergaben, ist gelüftet. „Weil es heute aufgrund moderner Technik nicht mehr angewendet wird, kann ich das schon ausplaudern“, lacht Karl-Heinz Zweckerl, der Chef des Neumarkter Vermessungsamtes, verschmitzt. Der 53-Jährige, der aus Wenzenbach im Landkreis Regensburg stammt, erzählt denn auch, dass früher die Feldgeschworenen sich lieber die Zunge abgebissen hätten, als eben jenes Geheimnis einem Außenstehenden preis zu geben.

Die sieben Feldgeschworenen, die vom Gemeinderat oder Bürgermeister bestimmt worden waren, hatten allesamt ein vereinbartes Stück, das in einem bestimmten Abstand unter die Grenzsteine gelegt worden waren. „Das konnten beispielsweise Glasscherben sein“, erzählt der Verwaltungsdirektor, „oder Steine einer bestimmten Sorte“. Manche Gemeinden hatten aber auch eigene Zeichen. Die Feldgeschworenen legten diese Erkennungsstücke so unter die Steine, dass auch ganz gewiefte Grenz-Betrüger nicht das Geheimnis lösen konnten. Entweder wurde in genau vorgeschriebener Position ein zweiter Stein gelegt oder eben die Scherbe in einem ganz bestimmten Winkel, so dass man den Betrügern später auf die Schliche kam. Etwa drei Dutzend der Steine haben die Vermessungsamts-Leute in einem Schaukasten ausgestellt.

„Da gab es sehr schöne solcher Exemplare“, weiß Karl-Heinz Zweckerl. Einige hatten Buchstaben eingebrannt, andere waren mit Mustern versehen und wieder andere bestanden aus besonderen Formen. Karl-Heinz Zweckerl: „Dreiecke sind ebenso darunter wie Fünfecke oder Quadrate“. Besonders lange angewandt wurde das Siebener-Geheimnis im fränkischen Raum. „Während in Niederbayern oder der Oberpfalz die Bauern ihre Wiesen, Felder und Wälder meist an den erstgeborenen Sohn vererbten, wurde das Erbe in Franken zu gleichen Teilen an die Kinder aufgeteilt“, erzählt der Vermessungsamts-Chef.

Daher hatten die Feldgeschworenen in diesem Bereich auch besonders viel zu tun. Denn aus den früher großen Feldern wurden immer kleinere Fleckerln, die zum Schluss kaum mehr bewirtschaftbar waren. „Aus diesem Grund hatte auch die Flurbereinigung in Franken sehr viel zu tun“, weiß der Neumarkter Verwaltungsdirektor. Denn durch sie wurden die Felder zusammengelegt und schließlich von den Bauern getauscht, so dass wieder eine Bewirtschaftung möglich war.

Doch auch in der Oberpfalz sind die Feldgeschworenen „ganz wichtige Leute“ (Zweckerl). Denn sie haben nicht nur eine Vertrauensposition, sondern auch eine besondere Stellung. Geändert hat sich allerdings auch ihre Zahl, längst habe man nicht mehr exakt sieben davon in jeder Gemeinde.

Früher führte das sogar soweit, dass man bei der Zusammenlegung der Stadt Berching aus zwanzig Gemeinden 140 Feldgeschworene hatte. „Das war dann doch zu viel“, lacht Karl-Heinz Zweckerl.