Christentum
Aschermittwoch: Eine Wende im Kirchenjahr

In der Fastenzeit geht es um weit mehr als um das beste Abnehm-Programm: Tipps für mögliche Fastenvorsätze.

01.03.2022 | Stand 15.09.2023, 7:04 Uhr |
Ein Priester legt das Aschenkreuz auf. − Foto: Edmund Speiseder

Der Fasching ist vorüber, der die Gemüter in dieser Pandemie-Zeit ohnehin nicht besonders tangiert hat; nun beginnt aber die Fastenzeit! – Worum geht es dabei? Sind die Pfunde nach den 40 Tagen Fastenzeit dann weg? Für die evangelischen Christen heißt diese Jahresphase Passionszeit. 46 Tage sind es exakt. Die sechs Sonntage sind vom Fasten ausgenommen und werden zur Fastenzeit nicht mitgerechnet. Seit dem II. Vatikanischen Konzil spricht die Kirche von der Fastenzeit als der österlichen Bußzeit. Die liturgische Farbe ist nun Violett, die Farbe der Umkehr und Buße.

Es geht also nicht um das beste Abnehm-Programm, um das Schlank-werden und oder darum, ob die Badehose noch passt, sondern um ein weitreichenderes Bewusstsein um eine Bewusstseinsänderung.

Von Aschermittwoch bis Karsamstag sind es genau 40 Tage, die Sonntage ausgenommen. Die Zahl „40“ ist symbolisch zu sehen. Sie steht für das äußerste Maß (= ein umfassender Zeitraum, mehr geht nicht), aber auch für Neubeginn und Wende.

Alte Fastenordnungen

Die kirchliche Ordnung legte fest, dass als Fastenspeisen ab Aschermittwoch für 40 Tage weder Alkohol noch Fleisch von warmblütigen Tieren zum Verzehr erlaubt seien. Daher verbreitete sich auch die Alternative, Fisch sei doch ein Kaltblütler und dürfe verzehrt werden. Im Mittelalter waren die Fastenregeln sehr streng ausgelegt. 1486 erlaubte Papst Innozenz VIII. ausdrücklich, auch Milchprodukte in der Fastenzeit zu verzehren.

Das Zweite Vatikanische Konzil stellte den Fleischverzicht und den Verzehr von Fischspeisen neu ins Bewusstsein. Wie kam es denn dazu, dass Fisch am Freitag als Fastenspeise anerkannt wurde? Man bedenke, dass Fleischspeisen ohnehin nicht täglich den Mittagstisch bestimmten! Für gläubige Christen war es eine Selbstverständlichkeit, aus Solidarität mit dem Heiland, an seinem Todestag, dem Freitag, ein Opfer zu erbringen.

Wenn man nur Fisch verzehrt und kein Fleisch, das ja teurer und kostbarer war als Fischspeisen, dann kann man das ideell Ersparte als Almosen spenden, daher ist es sinnvoll, nur Fisch für den Esstisch zu wählen. „Fisch“ blieb, doch die Konsequenz und die Folge ging verloren. Das Zweite Vatikanum stellte diesen Sinn wieder in den Mittelpunkt und empfahl dem Gläubigen, die Art seines Verzichtes selbst wählen zu können.

Menschen achten heute stärker auf den Gehalt und die Gesinnung, die sich unter dem Gedanken „Umkehr“ verbirgt. Eine moderne Form des Fastens ist zum Beispiel Smartphone-Fasten: Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig das Smartphone ist – um auch in schwierigen Situationen und unter erschwerten Bedingungen mit den Liebsten Kontakt zu halten. Trotzdem nehmen Messenger-Dienste, Soziale Netzwerke und Spiele auf dem Handy viel Zeit in Anspruch.

Ein möglicher Fastenvorsatz wäre, sich ein Zeitlimit für den Handykonsum zu setzen. Dafür kann man im Vorfeld die eigene Nutzung des Smartphones über einen bestimmten Zeitraum beobachten. Verschiedene Apps messen im Hintergrund beispielsweise die tägliche Bildschirmzeit oder auch die Display-Berührungen. Weniger Zeit am Handy kann bedeuten: mehr Zeit für die „echte Welt“ – eine echte alternative Fasten-Methode. So oft wie möglich auf das Smartphone verzichten. Oder: Plastik-Fasten: Ein Blick in den Kühlschrank zeigt oftmals Joghurts in Plastikbechern, Milch in Kartons und verpacktes Gemüse. In der Fastenzeit auf Essens-Lieferdienste zu verzichten und auch unverpackt einzukaufen ist gut für die Ernährung und gut für die Umwelt. Das impliziert auch, sich selbst ein „Mülllimit“ zu setzen. Dabei kann man auch gleichzeitig den eigenen Wochenverbrauch nicht aus den Augen zu verlieren.

Moderne Formen des Fastens

Oder: Verkehrsmittel-Fasten: Manche Menschen sind auf das Auto angewiesen; viele aber auch nicht – und sie nutzen es trotzdem täglich. All jene könnten in der Fastenzeit auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen oder mit dem Rad in die Arbeit fahren, soweit dies irgendwie möglich ist. Vor allem in größeren Städten ist das Fahrrad oft das schneller Fortbewegungsmittel, außerdem macht Radfahren auch Spaß; vor allem wenn das Frühjahr beginnt und die kühle Luft am Morgen das Wachwerden begünstigt.

Oder: Suchtmittel-Fasten: Zu den Fastenklassikern zählt der Verzicht auf Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten. Wer sich gesund ernährt, weniger Alkohol trinkt und nicht raucht, könnte auch den eigenen Kaffee-Konsum unter die Lupe nehmen. Das heißt, auf die eine oder andere Tasse zu verzichten; möglich wäre es auch, darauf zu achten, dass der Kaffee fair gehandelt wurde.

Oder: Konsum-Fasten: Eine weitere Möglichkeit wäre, einen Monat darauf zu achten, nur das Notwendigste zu kaufen und das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen. Das betrifft unter anderem den Kauf neuer Kleidung. Damit kann auch das Ausmisten des Kleiderschranks einhergehen.

Was halten Sie von „Serien-Fasten“? Wer abends zu lange vor dem Fernseher oder Laptop sitzt, Serien schaut, kommt am nächsten Tag schwer aus dem Bett. Auch für Filmliebhaber gilt, dass ein konkretes Zeitfenster Ordnung schaffen kann.

Der Grundgedanke des Fastens ist die Umkehr: nicht so weiter wie bisher. Es bleibt dem Gläubigen selbst überlassen, diese Zeitenwende im Kirchenjahr zu entdecken und sie für sich zu nutzen; denn mit dem Aschermittwoch beginnt die vierzigtägige Vorbereitung auf Ostern. Über all dem gilt Matthäus 6.16; „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten!“

Fasten und Umkehr ist die innere Herausforderung, die die Freiheit des Christenmenschen unterstreicht.

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