Kriminalität
Baumers Ex-Verlobter festgenommen

Spektakuläre Wende im Todesfall der 2012 verschwundenen Maria Baumer: Gegen damaligen Verlobten wurde Haftbefehl erlassen.

12.12.2019 | Stand 16.09.2023, 5:19 Uhr

Das Sterbebild von Maria Baumer: Die sterblichen Überreste der jungen Frau wurden 2013 gefunden. Foto: Rieder

Ermittlungserfolg im Todesfall Maria Baumer: Gegen den damaligen Verlobten der 2012 verschwundenen 26-Jährigen aus Muschenried im Landkreis Schwandorfwurde Haftbefehl erlassen. Das gab der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Clemens Prokop in einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag bekannt. Es bestehe „dringender Tatverdacht“ gegen Christian F. Bereits vor der Pressekonferenz hatte der Anwalt des Beschuldigten, Michael Haizmann, gegenüber der Mittelbayerischen bestätigt, dass sein Mandant in Untersuchungshaft sitzt.

Christian F. sei bereits dem Ermittlungsrichter vorgeführt worden und sitze nun in U-Haft in einer bayerischen Justizvollzugsanstalt, so Prokop. Der Haftbefehl lautet auf heimtückischen Mord. Bei der Eröffnung des jetzigen Haftbefehls habe er sich nicht zu den Vorwürfen geäußert, sagte der Sachbearbeiter des staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahrens Thomas Rauscher.

2012 war die 26 Jahre alte Maria Baumer spurlos verschwunden. 16 Monate später fanden Pilzsammler ihre sterblichen Überreste in einem Wald. Baumers Ex-Verlobter saß damals bereits in U-Haft. Nach der zweiten Haftbeschwerde kam er wieder auf freien Fuß. Christian F. bestritt stets, etwas mit dem Verschwinden oder dem Tod Baumers zu tun zu haben.

Durchbruch im Fall Maria Baumer

Neue technische Möglichkeiten der Ermittler hätten nun zur Festnahme der Tatverdächtigen geführt, erklärt Rauscher. Im Juli 2019 seien die Ermittlungen wieder aufgenommen worden.

Der Durchbruch gelang durch eine neue Methode. Die sterblichen Überreste Baumers seien nochmals chemisch-toxikologisch untersucht worden. Dadurch habe das Medikament Lorazepam in einem Kleidungsstück und in den Haaren des Opfers festgestellt werden können. Ob eine Überdosis des starken Beruhigungsmittels oder etwas anderes zum Tod der 26-Jährigen führte, könne heute nicht mehr gesagt werden, so Rauscher.

Christian F. googelte: „Der perfekte Mord“

Ihr damaliger Verlobter wird nun verdächtigt, ihr dieses Beruhigungsmittel, das auch zu Betäubungszuständen führen kann, verabreicht zu haben. In seiner damaligen Tätigkeit als Krankenpfleger hätte er uneingeschränkten Zugang zu dem Medikament gehabt. 2016 bekam er bereitseine Bewährungsstrafe von zwei Jahrenwegen Kindesmissbrauchs und Körperverletzung. Ihm wurde unter anderem nachgewiesen, einer ehemaligen Patientin am Bezirksklinikum Regensburg Lorazepam verabreicht zu haben.

Zudem würden „zahlreiche weitere Indizien“ gegen Tatverdächtigen sprechen. So googelte er vor dem Verschwinden Baumers die Begriffe „Lorazepam“ sowie „Der perfekte Mord“.

Die Ermittler und die Staatsanwaltschaft hoben bei der Pressekonferenz zudem hervor, dass der Tatverdächtige ein „äußerst manipulatives Nach-Tatverhalten an den Tag gelegt“ habe. Sämtliche Anrufe am Tag des Verschwindens habe man nach einer Providerauskunft inzwischen nachvollziehen können. Dass der Tatverdächtige noch zwei Anrufe der Vermissten erhalten habe, sei in den Anruflisten nicht erkennbar. Dagegen hätten an jenem Pfingstsamstag viele Gespräche mit der Zwillingsschwester Barbara und den Eltern von Maria Baumer stattgefunden.

Auch eine Facebook-Nachricht, die Christian F. als Hinweis dafür anführte, dass Maria Baumer freiwillig verschwunden sein könnte, hält die Polizei für nicht glaubwürdig. Darin hatte es geheißen: „Ich liebe dich, es tut mir leid. Denk daran, was wir uns versprochen haben.“ Die Ermittler gehen davon aus, dass der Verdächtige die Nachricht selbst geschrieben hat.

Das Video zur Pressekonferenz:

163 Hinweise und 329 Spuren ausgewertet

Der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Regensburg Harald Wiesenberger wies darauf hin, dass die Ermittler 163 Hinweisen nachgegangen seien, sowie 329 Spuren ausgewertet hätten. Zeitweise seien über 20 Beamte in dem Fall involviert gewesen.

Hier lesen Sie den NewsBlog von der Pressekonferenz:

Die bisherigen Entwicklungen im Fall Baumer:

26. Mai 2012:Maria Baumers Verlobter sagt, dass sie sich um 9 Uhr das letzte Mal telefonisch gemeldet und ihm mitgeteilt hat, dass sie auf dem Weg nach Nürnberg sei und weiter nach Hamburg wolle. Am Pfingstmontag wolle sie zurückzukehren.6. Juli 2012:Die Kriminalpolizei Regensburg teilt mit, dass sie inzwischen den Fall übernommen habe, da der derzeitige Aufenthalt und die Gründe für das Verschwinden von Maria Baumer völlig unklar seien.28. November 2012:In der Aktenzeichen XY Folge „Wo ist mein Kind?“ berichtet das ZDFunter anderem über die Suche nach der 26-jährigen Maria Baumer. Nach der Sendung gehen rund 70 Hinweise über den Verbleib der Regensburgerin bei der Polizei ein.8. Juli 2013:Die Polizei setzt 5000 Euro Belohnung für Hinweise auf die seit Mai 2012 vermisste Oberpfälzerin Maria Baumer aus. Eine Gewalttat wird nicht ausgeschlossen.2. August 2013:Im Fall Baumer hat die Polizei ein Waldstück durchkämmt. Über die Hintergründe der Aktion hüllt sich die Polizei allerdings in Schweigen.8. September 2013:In einem Waldstück bei Bernhardswald, dem Kreuther Forst, entdecken Pilzsammler Teile eines Skelettes.Es sind die sterblichen Überreste von Maria Baumer.12. September 2013:MariaBaumers Verlobter wird festgenommen. Er macht keine Angaben zu den Vorwürfen.21. September 2013:Eine große Trauergemeinde kommt zur Beerdigung von Maria Baumer nach Muschenried.6. November 2013:Maria Baumers Verlobter kommt frei.Sein Anwalt war mit einer Haftbeschwerde erfolgreich.6. Juni 2014:Baumers Verlobter kommt erneut in Haft. Der Krankenpfleger soll eine Patientin misshandelt haben. Am 16. Juni kommt er aufgrund einer Haftbeschwerde wieder frei.7. Oktober 2014:Neue Ermittlungen gegen den Verlobten: Die Staatsanwaltschaft Regensburg prüft Hinweise auf möglichen sexuellen Missbrauch an einem Schüler.4. April 2016:Baumers Verlobter wird angeklagt.Der Krankenpfleger soll zwei Domspatzen-Schüler missbraucht und eine ehemalige Patientin betäubt und genötigt haben.15. Dezember 2016:Das Landgericht Regensburgverurteilt den Krankenpfleger zu zwei Jahren wegen Kindesmissbrauchs und Körperverletzungzu einer Bewährungsstrafe.31. Januar 2018:Der Fall Baumer wird eingestellt. Das Landgericht Regensburg verurteilt den Krankenpfleger zu zwei Jahren wegen Kindesmissbrauchs und Körperverletzung.11. Dezember 2019:Der damalige Verlobte von Maria Baumer wird festgenommen. Er sitzt diesmal wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.

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