Forschung
Bis in die Nadelspitzen

Wissenschaftler der TU München untersuchen in Bodenwöhr Kiefern und Fichten. Es geht unter anderem darum, welche der beiden Baumarten robuster ist.

17.10.2013 | Stand 16.09.2023, 7:22 Uhr

An einer gefällten Fichte nehmen Klaas Wellhausen (v. re.), TU München und Harald Schiller vom Forstbetrieb Roding mit zwei Waldfacharbeitern Nadelproben und messen die Trieblängen. Foto: tgl

Da aktuell viele Schwammerlsucher im Wald unterwegs sind, blieb auch die Arbeit der Wissenschaftler der TU München im Revier „Förstl“, im Volksmund auch bei den „Drei Linden“ genannt, nicht unbemerkt. Der Forstbetrieb Roding der Bayerischen Staatsforsten stellt hier weitere Flächen und Bäume für die Waldwachstumsforschung an der Technischen Universität München zur Verfügung.

Das Team um Klaas Wellhausen vom Freisinger Lehrstuhl für Waldwachstumskunde untersucht an mehreren Hundert ausgewachsenen Kiefern und Fichten das Zuwachs- und Konkurrenzverhalten sowie die Klimasensitivität dieser in Bayern und Europa wichtigen Nadelbaumarten. Auf einer Serie von vergleichbaren Versuchsflächen von Aschaffenburg über Allersberg bis hin nach Bodenwöhr und Selb untersuchen die Forstwissenschaftler, welche der beiden Nadelbaumarten im Dicken- und Höhenwachstum die Nase vorn hat und welche von den zweien mit Trockenheitssommern wie in den Jahren 1976 und 2003 besser zu Recht kommt.

Zudem geht es um die Frage, ob Kiefern und Fichten im Mischbestand besser wachsen, als im Reinbestand. Die Ergebnisse sollen unter anderem einen Beitrag zum angestrebten Aufbau stabiler Mischbestände und zur Diskussion um die künftige Anbaueignung von Kiefern und Fichten leisten, erläuterte der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Roding, Harald Schiller, die mit Waldfacharbeitern die Wissenschaftler betreut.

Schilller berichtete auch, dass es in dem großen Waldgebiet gar nicht zu einfach ist, die geeigneten Versuchsflächen zu finden. Denn es sollen jeweils reine Kiefern- und Fichtenbestände und Mischbestände nahe beieinander liegen, um verwertbare Ergebnisse zu erhalten. Das Forschungsvorhaben wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert (Bayerische Forstverwaltung).

Mit Blick auf sich ändernde klimatische Bedingungen wird die zukünftige Rolle der Kiefer bei Praktikern und in der Wissenschaft zum Teil kontrovers diskutiert, berichtete Klaas Wellhausen. Denn eigentlich ist die Kiefer eine Baumart des subborealen Klimas mit einem Verbreitungsschwerpunkt in Nord- und Nordosteuropa. Mit weiteren geplanten Untersuchungsflächen in Rheinland-Pfalz, Tschechien und Polen wollen die Forscher einen möglichsten großen Klimaraum abdecken.

Mit den jetzt angelegten Versuchsflächen wollen die Forscher am Lehrstuhl für Waldwachstumskunde mit aufwändigen Boden- und Zuwachsbohrungen dem Zusammenhang von Holzzuwachs, Nährstoffen und Wasser im Boden auf die Spur kommen. Der Forstbetrieb Roding liefert zusätzlich Probebäume für Stammscheiben, Nadelproben und Trieblängenmessungen.

Bereits seit sechs Jahrzehnten unterstützen der Forstbetrieb Roding, bzw. die damaligen Forstämter Roding und Bodenwöhr, die Arbeiten der Waldwachstumskundler, informierte Harald Schiller. Ingesamt liegen derzeit etwa 17 Hektar langfristige Versuchsflächen in den Wäldern rund um Bodenwöhr. Die ältesten Flächen werden seit 1950 regelmäßig kontrolliert und etwa alle fünf Jahre vermessen. Über ganz Bayern verteilt existieren insgesamt rund 150 Hektar langfristige Versuchsflächen. Die Ältesten sind bereits seit dem Jahr 1870 unter Beobachtung. Der Unterhalt und die Auswertung des Versuchsflächennetzes werden von der TU München und der Bayerischen Forstverwaltung gemeinsam getragen. Die Bayerischen Staatsforsten sowie private und kommunale Waldbesitzer unterstützen darüber hinaus unter anderem durch die Flächenbereitstellung. (tgl)