Sicherheit
BKA-Mann übernimmt das Ruder

Reinhard Roßbach ist neuer Koordinator am Gemeinsamen Zentrum Schwandorf der deutschen und tschechischen Polizei.

14.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:35 Uhr
Reinhold Willfurth
Deutsche (rechts) und tschechische Polizisten arbeiten im Dauerdienst-Raum des Gemeinsamen Zentrums rund um die Uhr zusammen. −Foto: Fotos: Willfurth

Fahrzeugkontrolle auf der A 93. Beamte der Schwandorfer Autobahnpolizei nehmen ein Auto mit tschechischem Kennzeichen unter die Lupe. Reine Routine ist das, auch die Überprüfung der Personalien des tschechischen Fahrers: Ein Anruf im Gemeinsamen Zentrum der deutsch-tschechischen Polizei- und Zollzusammenarbeit (GZ) genügt. Binnen weniger Minuten ist sichergestellt, dass alles mit rechten Dingen zugeht und der Tscheche beruhigt weiterfahren kann.

Ein tschechischer Polizeibeamter im Dauerdienst-Raum des GZ auf dem Schwandorfer Weinberg hat rasch im System seiner Behörde nachgesehen, ob gegen seinen Landsmann etwas vorliegt, und den bayerischen Kollegen grünes Licht gegeben. „Das geht so schnell wie wenn man bei einer bayerischen Polizeiinspektion anruft“, sagt Markus Leitl, Leiter des Kontingents der Bundespolizei im GZ.

Schneller und besser geworden

„Die Geschwindigkeit beider Partner hat sich unheimlich gebessert“, sagt der Erste Polizeihauptkommissar, der am Dienstag die feierliche Übergabe des Chefpostens am GZ Petrovice-Schwandorf moderierte. Leitl muss es wissen: Er ist seit Dezember 2007, dem Start für das Gemeinsame Zentrum, auf dem Schwandorfer Weinberg dabei. Vor zwei Jahren hatte derbayerische Innenminister Joachim Herrmann(CSU) noch festgestellt, das Tempo beim Datenaustausch zwischen tschechischer und deutscher Polizei sei noch ausbaufähig. Den Ausspruch des damaligen Innenministers Wolfgang Schäuble, die Sicherheit nehme durch Grenzöffnung und gleichzeitige Installation des GZ zu, kann Leitl zehn Jahre später nur bestätigen: „Es ist auf jeden Fall sicherer geworden im Grenzraum“.

Alle sieben Redner zum Wechsel der deutschen Koordinatoren von Josef Eckl auf Reinhard Roßbach beim Festakt am Dienstag ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass das GZ eine für beide Länder segensreiche Einrichtung sei. Polizisten aus Bayern, Sachsen der Bundespolizei und des Zolls arbeiten hier rund um die Uhr mit Kollegen aus dem Nachbarland zusammen, unterstützen grenzüberschreitende Ermittlungen, stellen Identitäten fest oder melden dem Nachbarn jenseits der grünen Grenze Verbrechensspuren. Sprachliche und bürokratische Hürden werden miteinander überwunden. Jeder spricht die Sprache des anderen. Die Begrüßung in tschechischer Sprache ging Markus Leitl leicht über die Lippen. In fließendem Deutsch und ohne Manuskript dankte Vendulka Hola, die stellvertretende tschechische Zolldirektorin, im Gegenzug für die erfolgreiche Zusammenarbeit im bayerischen Schwandorf und in Petrovice nahe der Grenze zu Sachsen.

Vom Pionier- zum Teamgeist

Vor knapp zehn Jahren sei noch Pioniergeist beim Aufbau des GZ gefragt gewesen, sagte Jürgen Schuber, Vizepräsident des Bundespolizeipräsidiums, vor vielen Gästen aus den Sicherheitsbehörden beider Länder, dem tschechischen Generalkonsul Milan Coupek, Landrat Thomas Ebeling und Oberbürgermeister Andreas Feller. Heute sei „absolute Professionalität“ in das ehemalige Domizil des BGS eingezogen. Dieser Erfolg sei nur im Team möglich. „Wenn wir es nicht hätten, müssten wir Schwandorf erfinden“, so Schubert. Der Vize der Bundespolizei machte den Mitarbeitern Hoffnung, dass es mit den beengten Verhältnissen auf dem Weinberg bald vorbei sein könnte: Für 2018 sei die Generalsanierung eines Nachbargebäudes geplant, in dem auch Appartements für die tschechischen Kollegen enthalten sind.

Aus Prag war neben Zolldirektorin Hola auch der tschechische Polizeipräsident Tomas Tuhy nach Schwandorf gekommen, der die Professionalität und die gute Atmosphäre unter den deutschen und tschechischen Kollegen hervorhob. Dem scheidenden Koordinator Josef Eckl und seinem Nachfolger Reinhard Roßbach überreichte er hohe Auszeichnungen der tschechischen Polizei.

Mit neuen Methoden zum Erfolg

Mit Roßbach hat ein Mann des Bundeskriminalamts (BKA) das Ruder in Schwandorf übernommen. Seine Schwerpunkte dort waren der internationale Terrorismus, der Extremismus in Europa und die Organisierte Kriminalität. Auch die Zusammenarbeit mit Europol und Interpol liege ihm am Herzen. Diese Schwerpunkte will Roßbach auch in seine Arbeit beim GZ in Schwandorf und Petrovice mit seiner 810 Kilometer langen gemeinsamen Grenze einführen – in der Hoffnung, dass die Mitarbeiter „fehlende Puzzleteile“, etwa im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität, einbringen könnten – unter Umständen sogar mit selbst entwickelten Analyseprodukten. Kenntnisse aus dem BKA wie Informationsauswertung und -analyse könnten dabei nützlich sein.

Für die bisherige Arbeit der GZ-Mitarbeiter hatte Roßbach wie seine Vorredner nur anerkennende Worte.Von den 63 Gemeinsamen Polizeizentren in Europawerde Schwandorf/Petrovice als „führend“ angesehen. Das GZ sei anerkannt als „schnell, effizient und stets zuverlässig“. Auch die kollegiale Atmosphäre imponiere ihm. Letzteres sei aber auch ein Erfolgsgarant. Nur wenn die Mitarbeiter aus fünf unterschiedlichsten Behörden eng zusammenarbeiteten, werde das GZ seiner Aufgabe gerecht, sagte der neue Chef.

Weitere Nachrichten aus dem Kreis Schwandorf lesen Sie hier.