Heimat
Burgruine Wolfstein wird 900 Jahre alt

Wegen Corona sind derzeit keine Stadtführungen möglich. Doch die Gästeführer erzählen spannende Geschichten über Neumarkt.

25.04.2020 | Stand 16.09.2023, 5:08 Uhr
Marlis Kristokat

Die Burgruine Wolfstein thront in 588 Metern Höhe über der Stadt Neumarkt. Foto: Eva Gaupp

„Vom Berge träumt herab die Burg mit ihren hohen Fensterbogen. Vom Hauch der alten Zeit umweht und tiefer Einsamkeit umzogen, mag hier der Wandrer lange sinnen. Doch sieh! Mit wilden Rosen, Efeu und Hagedorn, blüht neues Leben aus den Ruinen.“ So schreibt es Johann Georg Hierl, Lieder aus dem Nordgau.

Die Burgruine Wolfstein, auf der höchsten Stelle des Wolfsteinberges ist das weithin sichtbare Wahrzeichen Neumarkts. Sie diente als Wehr- und Wohnanlage und besteht aus einer Vor- und einer Hauptburg.

Jubiläumsfest 2020 geplant

Das markanteste Bauwerk bildet der Turm, „Bergfried“ genannt. Er war als Beobachtungsbastion und letzter Rückzugsort bei feindlichen Angriffen gedacht. Er diente ebenso als Gefängnis und misst eine Höhe von 22 Meter. Die Burg wurde erstmals im Jahre 1120 urkundlich erwähnt und voraussichtlich im 11. Jahrhundert erbaut. Im Jahr 2020 plant der Verein der Wolfsteinfreunde zum 200-jährigen Jubiläum ein Burgfest.

An der Burg interessierte Bürger der Stadt gründeten 1997 diesen Verein mit dem Ziel, die Burg von Schutt weitgehend freizulegen und Mauern zu sanieren.

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts fällt die bestehende Burg in die Hand Gottfrieds, eines Reichsministerialen aus Sulzbürg. Mit seiner Frau Adelheit stiftete Ritter Gottfried I. das Kloster für Nonnen in Seligenporten, das er als Grablege für sich und seine Frau bestimmte. Sein Sohn Gottfried II. nennt sich und sein Geschlecht ab 1290 „von Wolfstein“. Ab 1460 ist Hans v. Wolfstein alleiniger Besitzer.

LeidenschaftNatur:
: Für Marlis Kristokat ist Neumarkt mit seiner Umgebung und dem Altmühltal seit 30 Jahren zur Heimat geworden.Sie möchte den Gästen und Einheimischen die Schönheit der Neumarkter Umgebung verbunden mit Kultur und Geschichte näherbringen.

Nach seinem Tod fiel das Lehen an den König, der es 1465 an den Pfalzgrafen Otto II. verkaufte. Damit endete die Herrschaft der Wolfsteiner über das Territorium und die Burg, nach der sie sich einst benannten. 1504 wird die Burg Wolfstein im Landshuter Erbfolgekrieg schwer beschädigt. Trotz zahlreicher Instandsetzungsarbeiten ist sie 1607 Ruine, Pläne zum Wiederaufbau scheitern. Erst 1740 stirbt mit Christian Albrecht von Wolfstein auch die Sulzbürger Linie der Wolfsteiner aus. Die Burg verfällt bis in neuere Zeit, erst 1952 sichert man den Bestand.

Unzählige Geschichten und Sagen ranken sich um die Burgruine. Die Erzählungen gehen teilweise von wahren Begebenheiten aus. Zum Abschluss eine von mir ausgewählte Erzählung aus einer Sammlung des Vereins der Wolfsteinfreunde: die Sage vom Bunnenhäusl

Vor vielen hundert Jahren lebte auf der Burg der Ritter Kunibert mit seinem Sohn Rupert. Damals wuchsen die Bäume des Waldes bis an die Stadt heran. Es gab viele Pilze und Beeren im Walde, die von den Frauen und Mädchen gesammelt wurden. Auf der Straße nach Nürnberg herrschte reges Treiben. Kaufleute waren unterwegs, um ihre Waren auf dem Markt in Neumarkt zu verkaufen.

Nun war der Ritterssohn ein arger Tunichtgut. Er überfiel mit seinen Knappen öfters die Nürnberger Kaufleute und raubte ihnen ihre Waren. Auch die Beerensucherinnen im Walde ließ er nicht in Ruhe. Nun lebte auf der Burg ein frommer Mann, Bruno, mit seiner Frau Adelheid. Er war als Torwächter in Diensten. Bruno erzählte dem Ritter Kunibert von den Schandtaten seines Sohnes. Der Ritter war darüber ganz betrübt und ließ die Stadtherren von Neumarkt kommen und sagte ihnen, sie sollten eine Mauer um die Stadt bauen lassen, um vor Überfällen gesichert zu sein.

Geschichte des Brunnenhäusls

Wieder einmal ritt Rupert mit seinen Knappen los, um die Kaufleute zu überfallen. Als sein Vater davon erfuhr, folgte er ihm. Jedoch der schnelle Ritt durch den Wald den Berg hinunter, ließ sein Pferd so unglücklich fallen, dass er sich zu Tode stürzte. Nun war Rupert der Herr der Burg und trieb es noch ärger. Das betrübte den Torwächter Bruno. Er machte sich mit seiner Frau auf den Weg zur guten Fee, die im Walde auf dem Fuchsberg wohnte.

Bruno erzählte der Fee alles und sie führte die beiden auf einen freien Platz, wo heute die Straße nach Höhenberg führt. Dort stand ein Häuschen und sie sagte: „Dieses Häuschen soll euch gehören, weil ihr beide immer so gut gewesen seid.“ Zu Adelheid gewandt: „Damit du nicht so weit nach Wasser gehen musst, soll hier ein Brunnen mit klaren Wasser hervorquellen.“ Und es sprudelte helles Quellwasser hervor. Danach entstand ein mächtiges Donnern und Krachen, die Burg war zertrümmert worden. Das war die Strafe für Rupert.

Alle Teile der Serie finden Sie hier:

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