Klostergasse
Confiserie Segerer muss schließen

Peter und Rita Segerer erklären, warum es soweit gekommen ist. Auch ein anderer Laden in der Nachbarschaft macht dicht.

08.05.2019 | Stand 16.09.2023, 5:36 Uhr

Immer wieder hatte die Klostergasse in den vergangenen Jahren mit Leerständen zu kämpfen. Fotos: Philipp Breu

Zweiundzwanzig Jahre lang war die Confiserie Segerer die Adresse für handgemachte Pralinen in Neumarkt. Ab dem 1. Juli wird das nicht mehr so sein. Peter und Rita Segerer werden ihr Geschäft in der Klostergasse schließen. Ein Schild vor der Eingangstüre macht auf die Entscheidung aufmerksam, auf ihrer Webseite verkünden die Inhaber: „Nach über 20 Jahren ist jetzt bald Schluss.“

Die fehlende Laufkundschaft in den vergangenen Jahren brachte immer weniger Einnahmen. „Wir sind seit über 30 Jahren selbstständig, haben auch an Feiertagen und Wochenenden gearbeitet. Da geht einem irgendwann einmal die Kraft aus“, sagt Peter Segerer.

Zuvor hatte das Paar bereits zehn Jahre lang ein Cafe in Neustadt an der Waldnaab betrieben. Die Confiserie ist nicht der einzige Laden, der hier bald nicht mehr existieren wird. Auch im benachbarten Juweliergeschäft Bauer-Gsell ist der Räumungsverkauf schon in vollem Gange. Für Geschäftsführerin Petra Renner-Gsell sei es jedoch lediglich eine persönliche Entscheidung gewesen, das Schmuckgeschäft aufzugeben.

Ein Magnet fehlt schmerzlich

Mit der Schließung des Kaufhauses Hackner fehlt in der Klostergasse seit vier Jahren ein zentraler Anziehungspunkt für potenzielle Kunden. „Spätestens mit der Schließung des Kaufhauses Hackner ging es hier bergab. Es fehlt einfach ein Magnet, der die Fußgänger in die Klostergasse lockt“, ist sich Peter Segerer sicher. „Außerdem gibt es hier kaum Parkmöglichkeiten und die vielen Baustellen machen die Gasse auch nicht gerade attraktiv.“

Erst im Januar musste der Geschenkeladen Schnick Schnack seine Segel streichen.Für Inhaberin Kerstin Simon habe die Umgestaltung der Gasse einfach zu lange gedauert. „Es gibt noch so viel zu tun, um die Klostergasse zu beleben, das könnte ich nicht aussitzen“, hatte sie damals gesagt.

Auch die Eröffnung des Einkaufszentrums Neuer Markt vor rund vier Jahren habe die Geschäftswelt in der Klostergasse beeinflusst. „Da hat sich die Laufrichtung der Kunden komplett verändert. Alles spielt sich seither am Oberen und Unteren Markt ab, sagt Segerer.“ Dr. Franz Janka, Pressesprecher der Stadt Neumarkt, hält in diesem Punkt dagegen: „Wir haben seit der Eröffnung des Einkaufszentrums viele positive Rückmeldungen von Händlern in der Innenstadt bekommen. Der Neue Markt hat die Einkaufswelt wieder belebt.“

Für ihn liege die Ursache der mangelnden Laufkundschaft eher an der allgemeinen Veränderung des Kaufverhaltens in der Gesellschaft. „Ein Großteil der Menschen kauft mittlerweile nahezu alles im Internet. Wenige nehmen sich noch die Zeit, um in die Läden zu gehen.“

Einen Onlineshop betreiben auch Peter und Rita Segerer. „Der Shop ist immer gut gelaufen und hat einiges an Verlusten im Laden abgefangen.“ Dennoch habe er die bevorstehende Schließung nicht verhindern können. Im Moment sind die süßen Köstlichkeiten noch im Netz zu kaufen. Einige saisonale Waren wurden aber schon aus dem Sortiment genommen.

Ideen für neue Kreationen und Geschäftsmodelle hätte das Paar noch genügend, doch es gebe mittlerweile einfach zu wenig Abnehmer. „Das ist schon frustrierend. Wir stecken viel Herzblut in unsere Produkte und haben ein riesiges Sortiment. Leider bringen wir davon zu wenig los.“

Über 80 verschiedene Sorten Pralinen hat das Paar über die Jahre hinweg angeboten. Zwischen rund 800 verschiedenen Schokofiguren kann der Kunde wählen. Darunter befinden sich auch einige ausgefallene Motive wie Katzen, Eulen, Rehe, Motorräder, Fußballschuhe, Bierflaschen oder Kreuzfahrtschiffe. Jedes seiner Werke stellt Peter Segerer in mühevoller Kleinstarbeit und Präzision per Hand her, dazu verwendet er ausschließlich Fairtrade-Schokolade.Zudem sind seine Zuckerhasen zu Ostern weit über die Grenzen des Landkreises bekannt.Die wird es trotz Schließung des Ladens und des Online-Shops weiterhin zu kaufen geben. Peter Segerer wird sie in seinen eigenen vier Wänden herstellenund zur Osterzeit im Internet anbieten.

Nach 30 Jahren fällt Peter und Rita Segerer der Abschied vom Schokoladengeschäft sichtbar schwer. „Wir machen unseren Beruf immer noch gerne. Man geht auch mit einem weinenden Auge“, sagt Rita Segerer.

Viele Ideen zur Verbesserung

An Plänen, die momentane Situation in der Klostergasse langfristig zu ändern, mangelt es nicht. „Unser City-Manager Christian Eisner zum Beispiel macht wirklich einen tollen Job, er hat viele gut Ideen, um wieder Leben in die Gasse zu bringen“, lobt Peter Segerer.

Eine dieser Ideen war die Errichtung sogenannter Pop-up-Stores. Dabei handelt es sich um Läden auf Zeit. Interessenten können hier für einen begrenzten Zeitraum Waren anbieten und auf die Produkte aufmerksam machen. „Mit den Läden auf Zeit schlagen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe“, hatte Eisner seinerzeit gesagt. „Wir setzen positive Akzente in ungenutzten Gewerbeeinheiten, die zu einer dauerhaften Vermietung führen könnten.“ Man ermögliche Gründern, ihre Geschäftsidee unter realen Bedingungen auszutesten. Im vergangenen Jahr wurde das Konzept von April bis Juni zum ersten Mal ausgetestet. Auch in diesem Jahr sind die Geschäfte auf Zeit bereits in die Klostergasse eingezogen. Das Projekt dauert bis 6. Juli.

Dr. Franz Janka ist, wie Eisner auch, zuversichtlich, dass die Klostergasse in naher Zukunft wieder einen echten Boom erleben wird. „Wenn das Hochschulgebäude am Residenzplatz fertig ist, wird es in unmittelbarer Nähe einige Studenten geben. Dann füllt sich auch die Klostergasse wieder mit reichlich Leben.“

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