Elektronik
Conrad bleibt in Familienhand

Nach Verkaufsgerüchten präsentiert der Elektronikkonzern seine neuen Strategien. In Filialen soll das Erlebnis Einzug halten.

01.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:22 Uhr

Dr. Werner Conrad (l.) und CEO Holger Ruban stellten sich am Dienstag den Fragen der regionalen Presse. Foto: ig

„Die Firma Conrad Electronic bleibt in den Händen des bisherigen Gesellschafterkreises und auch an den Besitzverhältnissen ändert sich nichts.“ Dr. Werner Conrad hat am Dienstag vor regionalen Pressevertretern in der Firmenzentrale in Hirschau (Lkr. Amberg-Sulzbach) betont, dass sich das Familienunternehmen darauf konzentriere, dem sich rasant wandelnden Markt eigene innovative Ideen entgegenzusetzen.

Das ändert sich bei Conrad

Die in den Medien verbreiteteNachricht vom Verkauf des Unternehmenshabe unter den Mitarbeitern einen „kleinen Tsunami“ ausgelöst, sagte Conrad, der das Unternehmen in vierter Generation leitet. Er bedauerte, dass vertrauliche Gespräche an die Öffentlichkeit gelangten. Es sei nicht einfach gewesen, wieder Ruhe in die Firma zu bringen. „So eine Nachricht einzufangen kostet Zeit, die wir eigentlich viel besser einsetzen könnten.“

Statt weiter die Verkaufsgerüchte aufzuwärmen, wollten Conrad und das geschäftsführende Vorstandsmitglied Holger Ruban stattdessen die Geschäftsbereiche vorstellen, mit denen das Unternehmen seine Zukunft gestalten will. „Der Wandel ist nicht unser bester Freund, aber ein zuverlässiger Begleiter in den 94 Jahren unseres Bestehens“, sagte Conrad.

Auch sein Vater und Großvater hätten immer wieder vor großen Veränderungen gestanden. „Wir müssen in der Vergangenheit Vieles richtig gemacht haben.“ Deshalb sind Conrad und Ruban zuversichtlich, dass das Unternehmen auch in der sich weiter digitalisierenden Welt behaupten kann. „Es war klar, dass das Internet unseren Handel verändern wird, wir haben aber nicht mit dieser Dynamik gerechnet“, räumt Conrad ein.

Erst im Juli schloss Conrad drei Filialen.Mehr dazu lesen Sie hier.

Conrad Electronic will sich in den kommenden Jahren verstärkt um das Thema Business-to-Business-Geschäft (B2B) kümmern. Bereits jetzt gehöre man zu den führenden europäischen Händlern in diesem Marktsegment. In den vergangenen vier Jahren seien zusätzlich 550 000 neue Produkte ins Sortiment aufgenommen worden. Im Mai 2017 wurde der neue Marktplatz gestartet, der Geschäftskunden einen schnelleren und einfacheren Zugang zu Produkten ermöglicht.

Die Kunden kommen vor allem aus der Industrie – aus Forschung, verarbeitende Industrie und Automobilindustrie. Firmen wie Siemens oder Bosch gehören inzwischen zum Kundenkreis, aber auch viele kleinere Betriebe.

Bis Ende 2018 will Conrad das Segment auf bis zu zehn Millionen Produkte ausbauen. „Wir sehen hier für uns ein extrem wichtiges Standbein“, sagt Conrad. Bei den Endverbrauchern sieht das Unternehmen seine Zukunft in neuen Serviceangeboten. Vor allem das vernetzte Zuhause, also das Smart Home, werde in Zukunft enorm an Bedeutung gewinnen. Conrad liefert dazu eine neue Online-Plattform „Conrad Connect“, die den Kunden die Möglichkeit bietet, Geräte unterschiedlicher Hersteller zu verknüpfen und innerhalb der Gemeinschaft Projekte und Lösungen zu teilen. Das Angebot ist kostenlos.

Auch den Bereich der Eigenmarken will das Unternehmen weiter vergrößern und in Berlin wird ein neues Konzept für das Filialsystem getestet. Der Shop soll in Zukunft mehr zum Erlebnis werden, sagt Ruban. Das Geschäft mit den Filialen sei schwierig, bestätigt Conrad. Das Unternehmen hat vor kurzem angekündigt, dass drei Filialstandorte geschlossen werden. Dies sei aber nicht als Rückzug aus der Filialstrategie zu bewerten, betont der Konzernchef. Es handelte sich lediglich um einzelne Portfolioentscheidungen.

Beratung, aber kein Kauf

Im Filialgeschäft entscheide die Lage über Profitabilität und Wertschöpfung, sagt Ruban. Auf den Prüfstand kommt aber auch das Sortiment, das dem Endkunden angeboten wird. „Wir müssen überdenken, ob wir weiterhin Produkte aus dem absoluten Massenmarkt, wie etwa Fernsehgeräte, anbieten wollen“, so Conrad.

Es sei ärgerlich, wenn sich Kunden von den qualifizierten Mitarbeitern in den Conrad-Filialen ausgiebig beraten ließen und die Geräte anschließend zu einem günstigeren Preis im Internet erwerben. „Wir wollen uns deshalb auf die Bereiche konzentrieren, in denen der Preiskampf noch nicht so hoch ist.“

Was die Zukunft für das Unternehmen bringt, das im Jahr 2023 sein 100-jähriges Bestehen feiern wird, vermag auch Werner Conrad nicht zu sagen. Strategien müssten in immer kürzeren Zeitabständen überprüft werden, Prioritäten innerhalb von Tagen neu gesetzt werden. Dennoch herrscht in Hirschau Zuversicht. „Conrad ist ein gut geführtes, erfolgreiches Unternehmen, das durch seine breite Aufstellung gut auf Entwicklungen reagieren kann.“

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