Schule
Der Mut, aus der Reihe zu tanzen

„Zivilcourage“ war das Thema bei einem Elternabend der Chamer Maristen Realschule. Der Psychologe David Urschler sagt: Diesen Mut kann man lernen.

26.10.2013 | Stand 26.10.2013, 10:41 Uhr

Maristen-Direktor Josef Maier (li.) übergab ein Präsent an den Referenten David Urschler. Foto: cmd

Zivilcourage –Was ist das“ und „Kann man Zivilcourage eigentlich lernen?“ Auf diese Fragen versuchte ein Elternabend in der Maristen-Realschule den zahlreich erschienenen Eltern Antworten zu geben. „Trau dich! – Mut zur Zivilcourage“ – Das ist an der Maristen-Realschule Cham das Jahresleitthema 2013|14. Darin ist auch das Thema „Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen“ weiterhin als großes Ziel enthalten.

Referent des Abends war David Urschler von der Fakultät Psychologie, Pädagogik und Sportwissenschaft der Uni Regensburg. Er erinnerte an den bekannten Fall des Dominik Brunner, der „einen Maßstab für Zivilcourage und Mut“ gesetzt habe. Brunner verlor als Helfer am 12. Septmber 2009 am S-Bahnhof München-Solln bei einem Gewaltverbrechen sein Leben.

Zivilcourage bedeutet, „sich für andere einsetzen, wo Unrecht geschieht“, sagte Urschler. Diese Tugend gelte als Stütze unserer Gesellschaft. Der Referent bezog bei seiner Antwortfindung die gesamte Zuhörerschaft mit ein. Eine Stimme aus dem Publikum: Zivilcourage sei „der Mut über den eigenen Schatten zu springen“.

Urschler bemerkte darauf, dass es tatsächlich verschiedene Faktoren gibt, die den Mut zur Zivilcourage beeinflussen. Eine Rolle dabei spielen beispielsweise positive und negative Konsequenzen für den Helfer.

Was geschieht eigentlich in einem Menschen, bevor er zivilcouragiert reagiert? David Urschler sagt, das hänge von der Wahrnehmung des Einzelnen ab. Eine gefährliche Situation müsse als solche erst vom potenziellen Helfer erkannt werden. Hierbei werden verschiedene Stufen wichtig: Die Interpretation als Notfall, die Wahrnehmung des Eindruckes, die darauf folgende Übernahme von Verantwortung und die Überprüfung der eigenen Handlungsfähigkeit.

Weitere wichtige Faktoren für zivilcouragiertes Handeln sind auch die Kosten-Nutzen Analyse, Werte, die Empathie und die eigene Erfahrung. David Urschler erläuterte, dass es in der Praxis für alle diese Stufen Übungen gebe. Auch die Stimmung sei ein weiterer wichtiger Einflussfaktor. Bei schlechter Laune nehme der Mensch einfach weniger wahr und könne gegebenenfalls auch nicht reagieren.

Kann man Zivilcourage lernen? Der Referent bejahte dies und verwies auf zahlreiche Zivilcouragetrainings. Bemerkenswert hierbei seien Programme wie „Zamgrauft“ und „Aufgschaut“. Das Training für Schüler umfasst zwei Tage und kann in allen Jahrgangsstufen angewendet werden. Den Schülern werden in diesem Rahmen verschiedene Situationen präsentiert, die sie interpretieren sollen. In diesem Zusammenhang werden ihnen probate Reaktionsmöglichkeiten an die Hand gegeben. Eine Möglichkeit in einer Gefahrensituation sei, einfach laut „Stop“ zu schreien, um den Angreifer so zu verunsichern.

Urschler bemerkte aber auch, dass couragierte Hilfe in einer Notsituation kein Freibrief sei. Man müsse immer darauf achten, angemessen zu reagieren, um vom Helfer nicht zum Täter zu mutieren.

Momentan wird das Training an der Maristen-Realschule in allen Klassen der Jahrgangsstufe Sieben bis Zehn durchgeführt, um sie zu schulen, in brenzligen Situationen zivilcouragiert und angemessen zu reagieren.

Nach dem Vortrag wies Schulleiter Josef Maier darauf hin, dass in diesem Schuljahr noch Aufnahmen in die Offene Ganztagsschule möglich sind. Als besonderer Service wird für nicht angemeldete Schüler bei der Offenen Ganztagsschule eine tageweise Mitbetreuung für jüngere Buben angeboten. Die Betreuung beginnt nach vorheriger telefonischer Anmeldung um 13 Uhr und endet spätestens um 16 Uhr. Im Anschluss daran trafen sich Eltern und Lehrkräfte zum Informationsaustausch in den einzelnen Klassenzimmern. In der Aula informierten Andrea Schneider und Stefan Vogl die Eltern der neunten Klassen zu den Berufspraktika. (cmd)