Studie
Ehrenamt in Neumarkt ist weiblich

Eine Studentin hat für die Freiwilligen Agentur ermittelt, wer sich engagiert, welche Potenziale es noch gibt und was es zu verbessern gilt.

25.10.2013 | Stand 16.09.2023, 7:21 Uhr

Ilona Blomeier überreichte ihre Arbeit an Amtsleiter Ralf Mützel und FAN-Vorsitzende Vera Finn.

DieFreiwilligen AgenturNeumarkt hat im Frühjahr eine Studie zum Thema „Ehrenamt in Neumarkt“ in Auftrag gegeben. Diese wurde nun im Bürgerhaus Vertretern von Organisationen und Vereinen vorgestellt. Professor Dr. Doris Rosenkranz von der Fakultät Sozialwissenschaften der Technischen Hochschule Nürnberg hatte mit Ilona Blomeier eine Studentin aus dem Landkreis Neumarkt gefunden, die ihre Bachelorarbeit über das freiwillige Engagement in Neumarkt geschrieben hat.

Sie ging den Fragen nach, wie das Ehrenamt in Neumarkt aussieht, wer engagiert sich? und: Wer hat Bedarf an Freiwilligen? Aber sie eruierte auch, wo Abläufe verbessert werden müssen und wo noch Potenzial zu heben ist? Eine ebenfalls wichtige Frage war: Was ist das Ehrenamt wert?

Um Antworten zu bekommen, führte Ilona Blomeier zahlreiche Interviews mit Mitgliedern von Vereinen und Vertretern sozialer Einrichtungen in Neumarkt und gab nun ihre Handlungsempfehlungen für die FAN weiter. „Besonders interessant erscheint uns dabei, dass Frau Blomeier nicht nur die bei uns gemeldeten Organisationen befragt hat, sondern auch Vereine, die bisher noch nicht mit uns in Kontakt getreten sind“, erklärte FAN-Vorsitzende Vera Finn bei der Vorstellung der Bachelorarbeit.

Die wichtigsten Erkenntnisse waren, dass viele Vereine Nachwuchssorgen haben: „Es werden noch mehr Freiwillige benötigt, um das Angebot auch in Zukunft abdecken zu können. Einige Organisationen können ohne Ehrenamtliche nicht fortbestehen“, brachte es der Ortsbeauftragte desTHW, Gerhard Schmirler, auf den Punkt. Auffallend war auch, dass das Ehrenamt in Neumarkt weiblich ist: Lediglich 20 Prozent sind Männer. Während sich die Frauen in sozialen Bereichen engagieren, leisten Männer im Sport viel freiwillige Arbeit.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die Politik das Ehrenamt mehr anerkennen und auch finanziell fördern sollte. Rentenanwartschaftszeiten oder andere Vergünstigungen wären wünschenswert.

Insgesamt habe die Studentin 25 Organisationen angeschrieben und Vertreter interviewt, sagt Vera Finn auf Nachfrage des Tagblatts. 21 Organisationen seien letztendlich ausgewertet worden. „Wichtig war uns dabei, nicht nur Organisationen zu berücksichtigen, die bei uns gemeldet sind, sondern auch externe.“ 84 sind derzeit in den Karteien der Freiwilligen Agentur – jedoch sind im Raum Neumarkt mehr als 400 gemeldet. Befragt wurden Vereine und Verbände mit ganz unterschiedlicher Ausrichtung, vom THW bis zum Obst- und Gartenbauverein, von kirchlichen Einrichtungen bis zum Hospizverein.

„Die Freiwilligen Agentur besteht nächstes Jahr seit zehn Jahren und wir wollten eine gewisse Evaluation machen“, erläutert die Vorsitzende die Motivation für die Studie. Da jedoch alle Mitarbeiter sich bei der FAN ebenfalls ehrenamtlich einbringen, fehle ihnen die Manpower, eine solche Befragung selbst auf die Beine zu stellen. So sei die Idee zu der Bachelorarbeit entstanden.

Ein wichtiges Ergebnis: Es gibt nach wie vor Menschen, die bereit sind, sich ehrenamtlich einzubringen – jedoch gibt es immer weniger Personen, die sich langfristig verpflichten wollen. „Die Leute engagieren sich am liebsten projektbezogen, weil sie beruflich flexibel sein müssen“, sagt Vera Finn. „Deshalb finden viele Vereine auch keine Vorstände mehr.“

Darüber hinaus sieht Finn die Marschrichtung der FAN als richtig bestätigt. „Aber wir müssen noch mehr Aufmerksamkeit erregen, da die Vereine Unterstützung brauchen.“ Man könnte noch viel mehr tun, wenn noch mehr Menschen bereit wären, sich zu engagieren.

Zu den rund 400 Namen, die derzeit in den Karteien der Agentur stehen, kommen zunehmend rüstige Senioren, die sehr viel Erfahrung und Wissen mitbringen und sich sinnvoll betätigen möchten. Und dort seien es auch viele Männer, sagt Finn. Laut einer repräsentativen Studie des bundesweiten „Freiwilligen Survey“ sind 60 Prozent der Ehrenamtlichen Frauen und 40 Prozent Männer.