Berufswahl
Die tagtägliche Begegnung mit dem Tod

Der Neumarkter Julian Pirzer hat seinen Traumberuf gefunden. Er ist Bestatter und doch sagt er: „Der Tod lässt einen nie ganz kalt.“

31.05.2014 | Stand 16.09.2023, 7:12 Uhr
Daniela Kölbl

Für Julian Pirzer ist es wichtig, für die Trauernden ein Ansprechpartner für alles zu sein. Foto: Kölbl

Bestatter ist ein ungewöhnlicher Traumberuf: Während für den Großteil der Bevölkerung der Tod etwas ziemlich Unangenehmes ist und sich die meisten nie vorstellen könnten, einen Toten anzufassen, hat Julian Pirzer aus Neumarkt damit keine Probleme. Der 20-Jährige ist im gleichnamigen Familienbetrieb in dritter Generation tätig. Seine Ausbildung hat er in Rheinland-Pfalz abgeschlossen, wo er derzeit auch arbeitet.

Der Beruf des Bestatters ist seit 2003 ein anerkannter Lehrberuf. Täglich dem Tod zu begegnen, ist für Pirzer selbstverständlich. Wobei es nie eine Steigerung vom Berufsalltag gibt, wie er sagt. „Es gibt immer Erlebnisse, die mich beschäftigen.“ Wichtig ist es ihm, viel darüber zu reden. „Ich rate jedem, der in diesem Beruf arbeitet, viel über seine Erlebnisse mit Angehörigen oder Kollegen zu reden, um sie zu verarbeiten.“ Doch wie ist der tägliche Umgang mit Toten? „Man gewöhnt sich daran. Der Tod lässt einen nie ganz kalt. Es gibt immer wieder Fälle, die einen bewegen – beispielsweise, wenn ein Kind stirbt.“ Unfallopfer sind oft entstellt, Selbstmorde oft dramatisch. Manchmal kommen auch gestandene Bestatter an ihre Grenzen.

Die Arbeitszeit variiert stark, Überstunden und Bereitschaftsdienst gehören dazu. „Die Menschen sterben auch an Wochenenden, an Feiertagen, in der Nacht. Da muss man zur Stelle sein“, sagt Pirzer. Das Aufgabenfeld reicht von der ersten Kontaktaufnahme des Bestatters im Todesfall bis zur Bestattung und darüber hinaus. Dazu gehören gegebenenfalls das Auffinden und Bergen des Toten nach Ausstellen des Totenscheines durch den Arzt sowie die Überführung des Toten in das Bestattungsinstitut.

In Pirzers Ausbildungsbetrieb werden die Toten nicht mit einem Sarg abgeholt, sondern mit einem Roll-in-System, das vergleichbar mit dem in einem Rettungswagen ist. „Für uns Bestatter ist dies eine enorme Erleichterung. Außerdem kann hier ein sicherer Transport gewährleistet werden.“ Auch sei die körperliche Belastung des Bestatters sei nicht zu unterschätzen. Im Bestattungsinstitut schließen sich die hygienische Totenversorgung und die Pflege des Leichnams an. Der Tote wird desinfiziert, gewaschen und wieder desinfiziert. Anschließend werden alle Körperöffnungen verschlossen, was ein Auslaufen von Flüssigkeiten verhindert. Gegebenenfalls schließt sich eine Thanatopraxie an.

Julian Pirzer hat immer mit dem Gedanken gespielt, in diese Praxis mehr Zeit zu investieren. Ein ausschlaggebendes Ereignis im Berufsalltag hat ihn schließlich dazu bewogen, eine Ausbildung zum Thanatopraktiker zu absolvieren. „Es gibt viele Menschen, die einen würdevollen Abschied am offenen Sarg wünschen.“ Ist der Körper durch Gewalteinwirkung oder Unfalltod entstellt, wird der Körper einbalsamiert und bei Bedarf kosmetisch wieder hergestellt.

Zu den Pflichten des Bestatters gehört, nach Absprache mit den Hinterbliebenen, auch die Kontaktaufnahme mit dem Standesamt wegen der Sterbeurkunde, mit dem Träger des Friedhofs wegen der Grabstelle, mit dem Geistlichen oder mit dem Trauerredner wegen der Trauerfeier und den notwendigen Formalitäten.

Für Julian Pirzer ist es wichtig, Ansprechpartner für alles zu sein – vom Zeitpunkt des Todes bis hin zur Bestattung selbst. „Denn somit kann ich die Hinterbliebenen in dieser Hinsicht wieder ein bisschen glücklich machen, einen würdevollen Abschied ermöglicht zu haben, den es nur einmal gibt.“