Windräder
Dietfurter Bürgermeister stellt in Zell mögliche Windkraftflächen vor

19.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:05 Uhr
Auf 632 Hektar könnten auf Dietfurter Terrain Windräder gebaut werden. Das letzte Wort haben jedoch die Grundstücksbesitzer. −Foto: Archiv

Eine Wahl, ob sie künftig Windkraftflächen in ihrem Gemeindegebiet haben wollen, haben weder Bürgermeister Bernd Mayr (FW) und seine Stadträte noch alle anderen Kommunen im Freistaat.

Mit Abschaffung der 10-H-Regel und den neuen Bestimmungen zum Ausbau der Windenergie stehen sie in der Verpflichtung, bis Ende März jeweils mindestens 1,8 Prozent ihrer Gemeindefläche für Windkraft auszuweisen. „Wenn wir als Gemeinde jetzt nichts tun, wird der Abstand von Windanlagen zu Wohngebäuden auf 800 Meter reduziert und die Gemeinde hat keine Planungshoheit mehr“, informierte Mayr die etwa 30 Teilnehmer bei der ersten von drei themenbezogenen Ortsversammlungen am Mittwochabend in Zell.

Naturschutz untergeordnet

Zudem waren vier Stadträte mit auf die Jurahöhe gekommen, Ortssprecher Thomas Schneider (CWU) begrüßte die Anwesenden. Auch andere Hemmnisse wie etwa Naturschutzbelange, die bislang eine Ausweisung von Windenergieflächen verhindert hatten, seien seit Anfang Februar der Windkraftnutzung untergeordnet. „Wenn wir jetzt Flächen ausweisen, wird Windkraft nach aktueller Rechtslage dann nur dort möglich sein“, fügte Mayr an. Wo diese vom Stadtrat favorisierten Flächen im Gemeindebereich von Dietfurt liegen, zeigte er anhand von Karten. Entsprechend der Gesamtflächengröße von Dietfurt mit 7872 Hektar müssen mindestens 142 Hektar an den regionalen Planungsverband gemeldet werden.

Für den Bereich um Zell stellte er zwei Varianten vor, die bei einer Fläche von etwas mehr als 100 Hektar alle gut tausend Meter vom Ort entfernt wären. Auch für Schweinkofen würde dieser Abstand bei einer ausgewählten Fläche von rund 27 Hektar möglich sein, ebenso wie bei Eutenhofen mit 32 Hektar. „Grundsätzlich wären im Gemeindegebiet 1131 Hektar möglich, nach Abzug von Ausschlussflächen verbleiben noch 632 Hektar“, fasste er die Ergebnisse der Flächensuche zusammen.

Alle diese Grundstücke sind in den Händen von privaten Eigentümern, wie Mayr recherchiert hat. Ob auf diesen Flächen dann später auch Windkraftanlagen von privaten Investoren errichtet werden, liegt nach Aussage des Bürgermeisters dann nicht mehr in der Hand der Gemeinde. „Es besteht ein großer Wettbewerb zwischen den verschiedenen Investoren um die verfügbaren Flächen. Um letztlich Windkraftanlagen dort bauen zu können, sind private Pachtverträge mit den jeweiligen Eigentümern notwendig“, verdeutlichte Mayr. Er habe keine Glaskugel, um zu schauen, was in einem Jahr oder in ein paar Jahren sein wird und wie sich die Gesetze dazu entwickeln, meinte er.

Der Bürgermeister ging damit auf eine Befürchtung aus den Zuhörerreihen ein, die ein eventuelles Verfahren zur Flächenbeschaffung nach dem Prinzip der Stromtrassenführung befürchteten. Im anschließenden, sehr sachlich und emotionsfrei geführten Diskussionsteil wurde die Benutzung der Forst- und Flurbereinigungswege durch Investorenfirmen zum Bau der Anlagen ausgesprochen. Mayr plädierte dafür, eine Regelung zur Wegenutzung als gemeinsame Aufgabe von Kommune und Jagdgenossenschaft zu handhaben. Wie viele Windräder sich künftig um Dietfurt drehen , konnte auch der Bürgermeister nicht beantworten. „Das ist Sache der Planungsbüros, vermutlich werden es zwischen sechs und zehn sein. Aber das haben diejenigen in der Hand, denen die Grundstücke gehören“, meinte der Gemeindechef und warnte vor einer Neiddiskussion in den Ortsteilen.

Investitionen gewünscht

„Das darf euch nicht passieren“, warnte er und wünschte sich Investitionen in Form von Bürgerwindrädern. „Wenn wir das schon anschauen müssen, dann sollten wir alle auch was davon haben“, meinte er. Auch der Ortssprecher Thomas Schneider sieht das so. „Uns bleibt keine Wahl. Wir müssen das versuchen, was uns am wenigsten Beeinträchtigung einbringt“, unterstrich er.

Als Fazit des Abends sprach Mayr im Gespräch mit unserer Zeitung den Anwesenden angesichts des schwierigen Themas ein großes Lob aus. „Die Leute sind sensibilisiert. Ich bin aber überrascht, dass es so harmonisch und sachlich ablief“, freute er sich.

− err