Gesundheit
Dr. Ecca: Impfung ist die beste Vorsorge

Der Mediziner aus Postbauer-Heng widerspricht in seiner Kolumne den Argumenten der Impfgegner.

06.08.2015 | Stand 16.09.2023, 7:03 Uhr
Werner Ecca
Viele Eltern fragen sich, ob sie ihr Kind impfen lassen sollen. −Foto: Boris Roessler/dpa

Impfung – nein danke? Seit Jahren gelten Impfungen als sicherer Schutz vor vielen Infektionskrankheiten. So gelten zum Beispiel die Pocken seit 1980 als ausgerottet, ein Erfolg der weltweiten Impfkampagnen. In letzter Zeit mehren sich jedoch Stimmen, die Impfungen als unnütz, ja sogar schädlich erachten. Doch was ist eigentlich eine Impfung?

Unser Immunsystem ist in der Lage sogenannte Antikörper gegen Eindringlinge wie Viren oder Bakterien zu entwickeln, damit ein wiederholter Angriff erfolgreich abgewehrt werden kann. Genau dies machen Impfungen sich zunutze, indem dem Körper eine Infektion vorgegaukelt wird und entsprechende Antikörper gebildet werden. Der Körper muss die Erkrankung nicht mehr selber durchmachen, um geschützt zu sein. Der Erfolg von Impfungen ist wissenschaftlich hinreichend belegt und lässt sich auch durch noch so viele, teilweise abstruse Pseudoargumente nicht infrage stellen.

Impfgegner verweisen gerne auf die angeblich beträchtlichen Nebenwirkungen von Impfungen. Wissenschaftlich belegbar ist dies nicht. Aber wissenschaftliche Untersuchungen interessieren Impfgegner auch nicht. Hier werden gerne Behauptungen verbreitet, wie die, dass ja Quecksilber und Aluminium in Impfstoffen sind und diese ja gefährlich seien.

Wenn überhaupt, dann sind es Quecksilber- oder Aluminiumverbindungen. Und hier offenbart sich die komplette Abwesenheit chemischer Grundkenntnisse. Chemische Verbindungen verhalten sich komplett anders, als ihre Einzelbausteine. Chlor ist ein hochgiftiges Gas und wir nehmen es täglich mit der Nahrung auf als Natriumchlorid, auch Kochsalz genannt. Und wir leben immer noch. Im Übrigen sind in keinem unserer Impstoffe Quecksilberverbindungen enthalten.

Impfgegner berufen sich gerne auf die Veröffentlichungen der Seite Impfkritik.de, eine Seite, die von dem gelernten Molkereifachmann Hans Tolzin betrieben wird. Hier wird auch gerne die sogenannte Wakefield-Studie als Beweis für den Zusammenhang zwischen Masern-Mumps-Röteln-Impfung und Autismus angeführt.

Der englische Arzt Andrew Wakefield hat 1998 im Journal Lancet eine Studie veröffentlicht, die eben diesen Zusammenhang beweisen soll. 2004 wurde ihm nachgewiesen, dass die Studie gefälscht war und ihm die Zulassung als Arzt wegen Betrugs entzogen. Er ist dann in die USA ausgewandert. Wakefield und seine Mitautoren erhielten für diese Studie 3,5 Millionen Pfund von einer Anwaltsgruppe, die im Auftrag von Eltern autistischer Kinder den Impfstoffhersteller verklagen wollten.

Es wird auch behauptet, dass die Spanische Grippe 1918/19, die Millionen Opfer forderte, erst durch Impfungen ausgelöst wurde, nur, damals gab es noch gar keinen Grippeimpfstoff. Leider lassen Impfgegner sich nicht durch Fakten überzeugen, sondern bauen sich ihr eigenes Verständnismodell das oftmals weit von der Realität entfernt ist.

Neulich hat mir eine Patientin erzählt, dass ein Heilpraktiker allen Müttern verboten  hat, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen, weil die geimpften Kinder dann die ungeimpften anstecken können. Selten habe ich Dümmeres gehört. Natürlich ist der Impfstoff nicht ansteckend.

Impfgegner versuchen immer, einen Zusammenhang zwischen Krankheiten und vorangegangener Impfung herzustellen. Hier wird ein zeitlicher Zusammenhang mit Kausalität verwechselt. Beispiel: Alle in den letzten zwei Wochen verstorbenen Menschen haben kurz vorher Wasser getrunken – zeitlicher Zusammenhang, also hat dies ihren Tod verursacht – Kausalität. Und genauso argumentieren Impfgegner.

Ich hatte als Kind Masern, Mumps und Windpocken – und es war furchtbar! Ich bin froh, dass meine Kinder durch Impfungen dies nicht durchleiden mussten. Vertrauen Sie Leuten, die sich seit Jahren oder Jahrzehnten mit dieser Thematik beschäftigen und auskennen und nicht denen, die sich durch Lesen einiger Internetseiten zu selbst ernannten Fachleuten hochstapeln. Wenn Sie ihren Kindern Krankheit und Leid ersparen wollen, lassen Sie sie impfen. Es gibt keine bessere Vorsorge. In diesem Sinne: Impfung – ja bitte!

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