Projekt
Ein Gauner heitert Kinder auf

Corona erschwert den Alltag im pädagogischen Zentrum in Parsberg. Jetzt haben die Kinder eine Überraschung erhalten.

09.05.2021 | Stand 16.09.2023, 3:07 Uhr
Vera Gabler
Heimleiter Josef Riedl (v.l.) mit Samantha, Maiki, Luca sowie Benjamin Bauer vor der entstanden Fahne „Auf Augenhöhe“. −Foto: Vera Gabler

Dass man in einem Coronajahr mit Einschränkungen leben muss, spürten und spüren auch die Kinder im pädagogischen Zentrum (PÄZ) in Parsberg. „Doch die Kinder haben dem lästigen Corona-Virus ein Schnippchen geschlagen“, begrüßt Heimleiter Josef Riedl die Vertreterin des Neumarkter Tagblattes. Zu dem Treffen waren auch Samantha, Luca und Maiki mit der pädagogischen Leiterin Birgitt Mederer und dem Erzieher Benjamin Bauer gekommen, um von einem Diebstahl im PÄZ zu erzählen.

Die ganze Sache habe damit begonnen, dass die Firma Waagenservice aus dem Landkreis Regensburg ein Herz für Kinder zeigte, indem sie in diesen herausfordernden Zeiten jeder Gruppe im Kinderheim ein Überraschungspaket überreichen wollte. Aber als die Gruppen ihre Pakete öffneten, fanden sie darin eine unerwartete Überraschung. Eine Schatzkiste, gesichert mit einer Metallkette und einem Zahlenschloss. Darauf lag ein Brief vom berüchtigten Gauner Sergej Fährlich. „Wir mussten ganz viele Rätsel und Aufgaben lösen, damit wir das Zahlenschloss aufmachen konnten“, erzählt Samantha noch immer mit leuchtenden Augen. Denn Rätsel raten, sei ihr Hobby.

Vier Wochen Rätsel lösen

Vier Wochen lang trieb der Gauner Sergei Fährlich sein Unwesen. Denn sobald ein Rätsel gelöst wurde, wartete schon eine neue Aufgabe, unter anderem das Übersetzen einer Geheimschrift. „Das war ganz leicht“, lacht Maiki, der auch den Code entschlüsselte, wie Heimleiter Riedl ergänzt. Luca erzählt von den Stoffteilen, die jede Gruppe für sich zurechtschneiden und ausmalen musste, aber auch von den Videos, die gedreht wurden, um zu beweisen, dass man auch sportlich eine Kanone sei. Und nicht nur die Kinder und Jugendlichen mussten sich den Herausforderungen stellen, auch die Erzieher und die Leitungsebene waren gefordert.

Denn wirklich keiner hatte eine Ahnung, wer genau Sergej Fährlich eigentlich ist und wie er aussieht, ergänzt der Heimleiter, der zugleich zugibt, dass er bei dem Kartenrätsel mit den neun Wörtern schon die Hilfe der Heimkinder gebraucht habe. Die Ergebnisse wurden in einer Box im Aktenzimmer gesammelt und die fertigen Stoffteile wurden von Jessica Seitz zu einer großen Fahne zusammengenäht. „Ein großartiges Gemeinschaftsprojekt, das aufzeigt, wozu alle im Stande sind und was sie gemeinsam auch in schwierigen Zeiten schaffen können“, sagt Riedl.

Kind schreibt Dieb einen Brief

Jedes Kind könne unglaublich stolz sein. Und weil es unter anderem Samantha so viel Spaß gemacht hatte, schrieb sie dem Gauner einen Brief mit einem Danke und dem Hinweis, man könne gerne wieder Rätsel lösen. „Sergei Fährlich hat sich aber nicht persönlich sehen lassen“, sagt Heimleiter Riedl. Durch die Unterstützung von BB-Waagenservice konnte der Gauner Sergej Fährlich ganz schön Abwechslung in die Bude bringen.

Wer neugierig geworden ist und auch mal mit einem berühmt berüchtigten Meisterdieb und Gauner zusammenarbeiten möchte, soll sich mit Heimleiter Josef Riedl in Verbindung setzen. „Der Gauner meldet sich dann umgehend“, sagt Riedl.

Auf Augenhöhe:Gemeinschaft:
In zehn Gruppen, sowie sechs Familienstellen werden rund 100 Kinder und Jugendliche betreut. Sie oder ihre Familien haben krisenhafte Erfahrungen gemacht. In der Einrichtung wird den Kindern eine zweite Heimat gegeben.Das jüngste Projekt, an dem sowohl Kinder, Erzieher als auch die Leitung einbezogen waren, war das Auflösen eines Diebstahles durch den Gauner Sergei Fährlich.