Kultur in Neumarkt
Ein Kunstwerk für große Kunst

19.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:42 Uhr
Lothar Röhrl
Dirigent Ivan Fischer lehnt im Reitstadel an einem Stuhl. Solche Momente bietet der Bildband. −Foto: Frank Schinski

Seit 1981 treten Klassikmusik-Stars in Neumarkts Reitstadel auf. Ein Bildband ehrt nun dessen Akustik und die Konzertfreunde.

Preisfrage eins: Worüber geht es wohl in einem Buch, auf dessen Titel nur der Name „Neumarkt“ steht? Das Jura-Volksfest, der Fußball-Bayernligist ASV Neumarkt oder der Reitstadel? Preisfrage zwei: Wegen welchem dieser drei für diese Stadt typischen Angebote kommen Menschen aus aller Welt nach Neumarkt? Die Antworten: Das Akustik-Wunder Reitstadel und das Programm der von Ernst-Herbert Pfleiderer geleiteten „Neumarkter Konzertfreunde“. Diese organisieren seit 41 Jahren Klassik-Konzerte in Neumarkt mit Weltstars wie András Schiff oder Alfred Brendel. Dem Konzertsaal und Pfleiderers Initiative setzt der Bildband „Neumarkt“ ein Denkmal.

Auch für Nicht-Klassik-Fans interessant

Der Kerber-Verlag gibt den Band ab 1. August heraus. Er enthält 304 Seiten und 175 farbige Abbildungen. Alle hat der Berliner Fotograf Frank Schinski von der Agentur Ostkreuz gefertigt. Wie und wo die Bilder entstanden sind, ist ein Kunstwerk. Es macht dieses Buch auch für jene interessant, die mit klassischer Musik wenig anfangen können.

Schinskis Fotos sind überwiegend Stillleben. Sie halten etwa Momente fest, die Künstler vor einem Auftritt im Reitstadel zeigen. Mal lümmeln sie in der herrlich unaufgeräumten Garderobe entspannt in einem Stuhl. Mal geht es um den Zustand höchster Konzentration eines Musikers, kurz bevor er die Türe zur Bühne durchschreitet.

„Stille“ ist das Thema des Bildbands

Der Paradetext zwischen den Bildern handelt von der Stille während eines Konzerts. Was wie ein Widerspruch anmutet, ist zur spannenden Mixtur aus Prosa und Meinung plus Details aus der Musikgeschichte geraten. Dieser Text steht für das Kennzeichen dieses Buches. Das ist die Ausgewogenheit zweier Vorlieben: Die eine kennzeichnet die Welt der ausgesprochenen Klassik-Freunde und die andere entspricht dem Interesse derer, die keine Klassik-Fans sind – die aber bei Musik gerne über ihren Tellerrand schauen. Stille als Geschenk, das vom Beschenkten Mühe fordert; Stille aber auch als Zumutung und schwer zu ertragender Zustand. Betrachtungen über Stille in einem Buch, in dem es um Musiker und einen Konzertsaal geht? Dieser Spagat gelingt eindrucksvoll.

Die Neumarkterin Pedra Wittmann ist Geschäftsführerin der vor gut 40 Jahren gegründeten „Ernst-Herbert und Christiane Pfleiderer Stiftung“. Das Buch ist nach ihrem Dafürhalten ein Dank an Pfleiderer „für viel gezeigte Herzenswärme und Liebe zur Kunst“.