Arbeitsjubiläum
Ein Leben für die Firma Brandl

Vor 50 Jahren unterschrieb Gerhard Wittmann seinen Lehrvertrag zum Raumausstatter beim Kelheimer Möbelhaus.

23.08.2018 | Stand 16.09.2023, 6:05 Uhr
Bianka Lucius

Petra Brandl (von links), Siegfried Brandl, Arbeitsjubilar Gerhard Wittmann, Sabine Brandl und Wittmanns Tochter Marina Eichinger Foto: Lucius

„Wer sich erst bei uns wohlfühlt, bleibt für länger“, so „warnt“ das Unternehmen schon auf seiner Homepage potenzielle Bewerber. Die Geschäftsführung des Möbelhauses Brand setzt auf langfristiges Personal. Stolz ist sie besonders auf Gerhard Wittmann, denn wie viele Firmen können heuer noch Mitarbeiter vorweisen, die schon seit 50 Jahren dabei sind? In einem Interview mit der MZ verriet Wittmann, was ihn so an das Unternehmen bindet.

„Als Bub war ich schon mit meinem Papa bei Brand, auch mein Vater absolvierte hier seine Ausbildung zum Sattler und arbeitete anschließend für Brand“, erzählt Wittmann. Daher dachte er schon als Kind: „Wenn ich groß bin, möchte ich bei Brand arbeiten.“ Sein Vater war es auch, der ihm vorschlug, sich bei Brand zu bewerben. Und so machte er seine dreijährige Ausbildung zum Raumausstatter in dem Traditionsunternehmen. Nach Beendigung der Ausbildung folgte die Übernahme als Raumausstattergeselle mit dem Schwerpunkt auf Bodenverlegung. Sein Gesellenstück, einen purpurroten Cocktailsessel, hat er noch heute.Der damalige Geschäftsführer Siegfried Brand sen. fragte Wittmann, ob er es sich zutraue, als Bauleiter weiter zu arbeiten. Auch ihm musste damals der unbändige Leistungswille des jungen Mannes aufgefallen sein. Wittmann ist ein Mann der ersten Stunde. Er war dabei, als die Firma ihren heutigen Unternehmenssitz an der Regensburgerstraße aufbaute. Tagsüber bearbeitete er die Kundenwünsche und nach Geschäftsschluss baute er bis abends um zehn an der Baustelle des neuen Möbelhauses weiter.

„Arbeit macht Spaß“

zwischen all der Arbeit verliebte er sich in die auszubildende Verkäuferin Ingrid Hofmeister. Auch Ingrid Hofmeister arbeitete zehn Jahre für das Möbelhaus und heiratete Gerhard Wittmann. Zusammen haben sie die Tochter Marina Eichinger. Auch diese wurde von den Brandes angestellt. Selbst Wittmanns Schwiegervater war für die Brandes in der Küchenmontage und seine Schwiegermutter als Gardinennäherin tätig. Heute sagt er: „Arbeit macht Spaß, 50 Jahre, das ist nur durch beidseitige Wertschätzung und Vertrauen möglich.“ Sein Vorteil: Er kennt keine unlösbaren Probleme. Seine Berufserfahrung, sein Bekanntheitsgrad bei den hiesigen Architekten und Bauherren helfen ihm ungemein.

Wittmann geht mit der Zeit, er arbeitet am Tablet, fährt zu Kunden nach Passau, Regensburg und in den Bayerischen Wald. Er ist Ansprechpartner für bis zu 35 Mitarbeiter. Er achtet auf Termineinhaltung, effizientes Arbeiten der Handwerker und durch seine Berufserfahrung weiß er, wie viele Leute für welche Arbeitstechniken an einer seiner bis zu 20 Baustellen benötigt werden. Er baut Fußböden ab 15 bis 5000 Quadratmeter. Sein Kundenspektrum reicht von Privatkunden, über Kindergärten, Schulen, klinische Einrichtungen bis hin zu Museen. Wer sich eine seiner Arbeiten anschauen möchte, kann dies nach der Eröffnung des neuen Museums der bayerischen Geschichte in Regensburg tun, denn da war er als Bauleiter tätig.

Ein „Anker der Stabilität“

Wittmann ist sieben Tage die Woche 24 Stunden für seine Firma erreichbar. An dieser Stelle bedankt er sich bei seiner Frau Ingrid. „Wenn man keine Frau hat, die mitspielt, dann wäre alles nicht möglich gewesen. Vielen Dank an meine Frau.“ Wittmann selbst wird von Siegfried Brand als „Anker der Stabilität“ bezeichnet. „In all den Jahren bekam er immer wieder Angebote von anderen Firmen und trotzdem ist er bei uns geblieben“, berichtet Siegfried Brand. „Auch nach seinen zwei schweren Erkrankungen kam er wieder zu uns zurück. Ansonsten war er nie krank“, erzählt Siegfried Brandl.

Petra Brandl sagt: „Durch Zuversicht hat er immer alle Herausforderungen geschafft.“ Bei all der Arbeit bleibt aber noch Zeit für ein Hobby und das heißt Sport. Früher lief er Marathon: „Jetzt schaffe ich nur noch den Halbmarathon.“ An vier Tagen der Woche zieht der 64-Jährige seine Turnschuhe an und läuft zehn Kilometer. An seine Rente möchte er am liebsten noch nicht denken. Doch dann, fällt ihm ein, hat er mehr Zeit für das Haus, den Garten und vor allem für seine vierjährige Enkeltochter.

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