Landwirtschaft
Maisernte: 20 Tage im Dauereinsatz

In diesen Tagen kommen Konrad Maget aus Velburg und sein Team wenig zum Schlafen. Wegen der Hitze arbeiten sie auch nachts.

23.08.2018 | Stand 16.09.2023, 6:05 Uhr

Die Fahrer von Maishäcksler und Schlepper müssen eineingespieltes Team sein, damit nichts daneben geht. Fotos: Gaupp

Im schnellen Laufschritt frisst sich der Maishäcksler durch das Feld. Das Rascheln, mit dem die langen Halme zwischen den furchteinflößenden Messern verschwinden, geht im Motorenlärm unter. Nur Augenblicke später spuckt ein Arm die zerkleinerten Stängel, Blätter und Kolben über dem begleitenden Schlepper wieder aus. Wenn nach einigen Metern sich die Silage auf dem Anhänger türmt, nimmt ein neuer Schlepper seinen Platz ein.

Hier sind routinierte Profis am Werk. „Wenn man ein eingespieltes Team ist, läuft es wie am Schnürchen.“ Lisa Maget ist zwar angehende Erzieherin, doch mit 16 Jahren hat die zierliche junge Frau bereits ihren T-Führerschein gemacht und fährt heute selbstbewusst die 500-PS-starken Maschinen ihres Vaters. Klar, dass da so manch ein Kunde große Augen macht, wenn Konrad Maget seine Tochter aufs Feld schickt. „Ja, man muss sich schon beweisen“, lacht die 20-Jährige. Aber sie werde respektiert, „da gibt es gar nix“.

Erntefahrer brauchen Geschick

Wichtig ist nur, dass sie die gleiche Leistung bringt, wie alle Fahrer – und die sieht leichter aus, als sie ist. „Man muss immer einen Blick geradeaus aufs Feld haben und einen auf die Seite, damit man den richtigen Abstand zum Schlepper hält“, erklärt Lisa. Es sei gar nicht so einfach, gute Fahrer zu finden, bestätigt ihr Vater, der in Velburg ein Lohnunternehmen mit sechs Häckslern unterhält. „Aber ich habe eine gute Truppe.“

Die Maschinen kosten rund 400000 Euro – deshalb gebe es praktisch keine Landwirte mehr, die sich selbst welche anschaffen. Das heißt aber auch, dass Konrad Maget und seine Mitarbeiter an etwa 20 Tagen im Jahr unter Dauerstress stehen. Und dieses Jahr wegen der Trockenheit vier Wochen früher. Da hat so manch ein Fahrer seinen Einsatzplan verschieben müssen. Denn die meisten unterstützen Maget in ihrem Urlaub. „Ich bin in der Landwirtschaft aufgewachsen“, erzählt einer der Fahrer. „Wenn einem das gefällt, macht man das gern.“

Nachtarbeit wegen der Hitze

Deshalb sind die Mitarbeiter auch flexibel. Zum Glück, denn aufgrund der Hitze wird der Mais am Morgen, Abend oder sogar in der Nacht geerntet. „Eigentlich hören wir abends um 20 Uhr auf“, berichtet Maget. „Gestern haben wir aber noch eine Nachtschicht eingelegt.“ Kommt die Silage mit deutlich mehr als 20 Grad in das Silo, beginnt eine Fehlgärung und das Tierfutter verdirbt. „Das funktioniert wie bei Sauerkraut. Wenn die Silage luftdicht abgeschlossen wird, ist sie zwei, drei Jahre haltbar.“ Milchsäurebakterien sorgen dann für eine gute Silage. Herrschen jedoch Temperaturen wie in den vergangenen Wochen von um die 30 Grad, bilden sich im Silo Buttersäure oder andere schädliche Säuren. „Deshalb bitten wir die Bevölkerung um Verständnis, wenn wir spät noch unterwegs sind.“

Für die Kunden gilt es, den richtigen Moment für die Ernte abzupassen – und dann einen Termin mit Magets Unternehmen zu koordinieren. Da es wochenlang kaum geregnet hat, stehen nicht alle Maispflanzen gut da. Auch auf Magets Versuchsfeld, das er mit der Raiffeisen Velburg abgestimmt hat. 27 verschiedene Sorten gedeihen an der Straße hinter Velburg Richtung Parsberg. „Mich interessieren die Unterschiede und ich möchte über den Tellerrand hinausschauen“, erklärt der Unternehmer. Die eine Sorte scheint beispielsweise resistenter gegen den schädlichen Maiszünsler, einen unscheinbaren Schmetterling, der seine Eier in den Maisstängeln ablegt. Die Raupen fressen sich dann den Stängel durch nach unten und die Pflanze bricht ab. Bei einer anderen Sorte wachsen die Blätter steil nach oben: So rinnt der Regen an der Pflanze hinab, sammelt sich am Boden und versorgt den Mais auch bei seltenen Regenfällen besser.

Die dreistelligen Ziffern unter den Namen wie Joker, Amazing (englisch für bezaubernd), Big Ben oder Metronom verweisen auf eine frühere oder spätere Erntereife. Und die variiert sogar innerhalb des Landkreises Neumarkt. Je kleiner die Zahl, desto früher ist der Mais reif. Bei Freystadt gedeihen Pflanzensorten mit 190 bis 210 – im Raum Velburg/Parsberg 220 bis 240.

Das liege an den Sandböden im Freystädter Gebiet, erklärt der Experte. Denn der Sandboden kann die Feuchtigkeit nicht speichern, bevor die Pflanze vertrocknet, muss sie geernet werden. Den richtigen Moment zu erwischen, ist die hohe Kunst der Bauern. „Manch einer hat heuer zu lange gewartet, weil er gehofft hat, es würde doch noch regnen.“ Im großen und ganzen sei die Maisernte im Landkreis jedoch zufriedenstellend, resümiert der stellvertretende Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands.

Regen fiel extrem unterschiedlich

Dabei hat sich die Wachstumsperiode schon im Frühjahr schwierig angelassen. Anstatt nach einer Woche, lugten die Halme teilweise erst nach vier Wochen aus der Erde. „Ich schätze, der Ertrag liegt zwischen 70 und 80 Prozent – je nach Lage“, sagt Konrad Maget, der wie wahrscheinlich alle Bauern die Niederschläge misst. „Es hat dieses Jahr sehr punktuell geregnet, weil es ja meist nur Gewitter waren.“ So seien es an einem Tag 25 Liter in seinem Wohnort Dantersdorf gewesen, aber nur vier in Velburg, an einem anderen elf in Dantersdorf und 45 in Velburg. Glücklicherweise seien die Milchpreise nicht wie prognostiziert eingebrochen. Trotzdem meint er: „Die bayerischen Landwirte arbeiten zum Nulltarif.“

Im Norden oder Osten Deutschlands verkauften Agrarbetriebe schneller, wenn sich der Aufwand nicht mehr lohne. „Aber das ist die bayerische Mentalität. Da hilft die ganze Familie mit.“ So wie bei den Magets: Neben Tochter Lisa packt der 15-jährige Johannes mit an und Magets großer Sohn hat ebenfalls Landwirt gelernt. „Aus Überzeugung“, wie der Vater stolz berichtet.

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