Astronomie
Ein Neumarkter gegen die Physikerwelt

Gjafer Etemi hat eine neue Theorie, was beim Urknall wirklich passierte. In der Szene wird seine Hypothese eher belächelt.

17.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:54 Uhr

Seine Theorie beschäftigt Gjafer Etemi Tag und Nacht und füllt seinen Schreibtisch. Foto: Michael Sperger

Gjafer Etemi steht alleine da. Seit Jahren tüftelt er an seiner Theorie, was vor etwa 13,8 Milliarden Jahren beim Urknall wirklich passierte. Etemi ist kein Berufsastronom, aber das hält ihn nicht davon ab, Tag und Nacht an seiner Hypothese zu feilen. „Ich habe keine Freizeit und liege manchmal die ganze Nacht wach.“ Vor zehn Jahren kam ihm die Idee, die ihn bis heute verfolgt.

Gjafer Etemi kam 1965 in Klina, einer Stadt im Kosovo zur Welt. Die Raumfahrt und die Sterne interessierten ihn schon in seiner Jugend. „Ich wollte als Kind eine Rakete bauen und ein Stück von einem Stern abschneiden“, sagt Etemi.

Der Traum vom Berufsastronom

Heute träumt er von einem anderen Coup. „Ich warte darauf, dass mir eine große Organisation glaubt, und meine Theorie mit mir gemeinsam beweist.“ Für dieses teure Unterfangen würde der 52-Jährige auch als Berufsastronom zur Verfügung stehen. Der Neumarkter geht davon aus, dass sich beim Urknall neben dem Universum, das wir kennen, noch ein weiteres aus Antimaterie gebildet hat. Beweisen kann er seine Theorie bisher nicht. „Aber es muss so gewesen sein“, sagt Etemi. Und in 14 Milliarden Jahren wird es laut ihm zu einem weiteren Urknall kommen. Dann entstehe eine neue Welt und es gehe von vorne los.

Doch Etemis Argumentation widerspricht allem, was Physiker bisher wissenschaftlich über den Urknall und die Zeit danach glauben herausgefunden zu haben. Messungen zeigen, dass sich das Universum immer weiter ausdehnt. Ein Zusammenstoß mit einem anderen Paralleluniversum scheint unmöglich. Physiker gehen außerdem davon aus, dass nach dem Urknall im Universum gleichviel Materie und Antimaterie vorhanden war. Man glaubt, dass sich Teilchen und Antiteilchen größtenteils gegenseitig vernichteten und nur ein kleiner Teil überlebte – unser Universum.

Seit über 20 Jahren ist Gjafer Etemi auch Mitglied der Volkssternwarte Neumarkt. Der Verein war die erste Anlaufstelle für sein Hobby. Dort brachte er auch immer wieder seine Theorie ins Spiel, stieß dabei aber auf Ablehnung. „Ich habe oft versucht, eine Diskussion anzustoßen.“ Andreas Leonhardt ist Vorsitzender des Vereins. Nachdem Etemi das erste Mal mit seinen Ideen an die Öffentlichkeit ging, distanzierte sich der Verein von den Äußerungen des Hobby-Astronomen. Man wolle nicht, dass die Thesen fälschlicherweise als Meinung der Sternwarte verstanden werden. „Seine Entwicklungstheorien des Universums sind mindestens fraglich“, sagt Leonhardt. Für Etemi ist diese Ablehnung kein Problem. „Ich hatte eine schöne Zeit mit der Sternwarte, nun versuche ich es eben im Alleingang.“

„Seine Entwicklungstheorien des Universums sind mindestens fraglich.“Andreas Leonhardt, Vorsitzender der Volkssternwarte Neumarkt

Nur einmal findet er Gehör

Seine aufgestellten Thesen hat Etemi natürlich schon längst an Esa, LigoLab und Nasa geschickt. Im Endeffekt fand er dort aber kein Gehör. Anders lief es mit einer Anfrage beim deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Manfred Gaida, im Zentrum verantwortlich für Raumfahrtmanagement und Extraterrestrik, machte sich Gedanken über die Theorie. Über mehrere Seiten nahm er sich Etemis Spekulationen an.

Das Problem: „Eine wissenschaftliche Theorie beziehungsweise Hypothese sollte sich stets an der Wirklichkeit überprüfen lassen“, schreibt Gaida in einer E-Mail, die Etemi dem Tagblatt vorlegte. Und die nötigen Messungen würden laut Gaida viel Zeit und Geld erfordern, weil dazu weltraumtaugliche Messapparate hergestellt werden müssen. Für Gjafer Etemi ist das aber kein Rückschlag. Er freut sich, dass sich jemand mit der Theorie auseinandersetzt. Und er will weiterkämpfen, um seine Spekulationen irgendwann zu beweisen.

Mehr aus Neumarkt und Umgebung:

  • .
  • Die wichtigsten Informationen des Tages direkt auf das Mobilgerät:
  • .
  • .
  • .