Versorgung
Eine Kinderärztin sucht ihren Nachfolger

33 Jahre praktiziert Dr. Brendel in Parsberg. Sie will in den Ruhestand gehen – und den Fortbestand der Praxis sichern.

31.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:27 Uhr
Vera Gabler

Dr. med. Ulrike Brendel hofft auf einen Nachfolger. Foto: Gabler

Mit 68 Jahren darf man langsam an den Ruhestand denken, sagt die Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Dr. med. Ulrike Brendel. Sie hat ihre Praxis im Kreiskrankenhaus in der Lupburger Straße. Aber solange es keinen Nachfolger für sie gibt, will sie die Kinder nicht alleine lassen, sagt sie. Viel zu sehr habe sie in den vergangenen 33 Jahren, in denen sie ihre Praxis in Parsberg hat, Kinder bei der Entwicklung begleitet. Und nun begleite sie auch schon deren Kinder wieder.

Schon als Kind ein Ziel vor Augen

„Mit zwölf Jahren hatte ich beschlossen, Arzt zu werden“, erzählt die Kinderärztin im Gespräch mit unserem Medienhaus. Von Marienbad kam sie als Flüchtlingskind nach Bayern und wuchs dort auf. Dort habe sie festgestellt, dass es anderen Menschen noch schlechter gehe – und ihnen wollte sie helfen. Sie studierte in Erlangen und ging dann zur Allemeinmedizin über, was die Vorstufe zum Facharzt war. Sie spezialisierte sich auf Kindermedizin – und bekam ihre erste Festanstellung bei einer Lebenshilfe für behinderte Kinder in Erlangen.

Ein weiterer Meilenstein sei die Weiterbildung in der Kinderpsychiatrie gewesen. 1984 hat sie sich mit einer Praxis in Parsberg niedergelassen. „Ob die Entwicklung eines Kindes auch tatsächlich normal verläuft, kann nur der erfahrene Kinder- und Jugendarzt beurteilen“, sagt Dr. Brendel. Sie dankt gleichzeitig den Eltern, die ihr die Jahre über ihre Kinder anvertraut haben.

Es sei nie einfach gewesen, sagt sie. Schon dreimal habe sie mit der Praxis umziehen müssen, bis ihr vor 20 Jahren die Räume im Kreiskrankenhaus angeboten worden seien. Auch wenn sie in Velburg wohne, seien ihr vor allem in den ersten Jahren die Parsberger Kinder sehr wichtig gewesen. Neben der ärztlichen Versorgung habe sie junge Mütter bei der Gründung von Mutter-Kind-Gruppen unterstützt, bis sich die Pfarrei angeboten habe. Damals habe es ja keine Kindergartenplätze für Kinder unter drei Jahren gegeben. Durch das Müttertreffen habe man schon die Vorstufe zum heutigen Krippenplatz gehabt.

Psychische Probleme erkennen

Mittlerweile kämen die kleinen Patienten aus Parsberg und aus den Nachbargemeinden – und unter ihnen seien auch viele ausländische Familien mit ihren Kindern. Neben der körperlichen Untersuchung habe nun die Beurteilung der emotionalen und sozialen Entwicklung des Kindes einen noch größeren Stellenwert bekommen, erzählt Dr. Brendel. Damit sollen unter anderem psychische Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden können.

Ein weiteres Ziel sei es, Misshandlungen im Vorfeld zu verhindern oder zumindest in den ersten Anfängen zu ermitteln, um möglichst bald eingreifen zu können. „Der Hausarzt kann das schon auch“, sagt sie. Doch habe der manchmal nicht so viel Zeit wie ein Kinderarzt. Sie habe es keinen Tag bereut, Kinderärztin zu sein, erzählt sie im Gespräch.

Allerdings gibt sie zu, dass sich die sozialen Strukturen auch etwas geändert hätten. Früher hätten die Mütter ihre Kinder nach der Spritze einfach in den Arm genommen – heute passiere es auch schon mal, dass der kleine Patient einfach nur mit einem Handy abgelenkt werde. Das sei natürlich nicht bei allen so – „aber es kommt häufig vor“. Überhaupt das Internet: Zum Teil werde die Kinderärztin auch schon vor der Untersuchung mit einer Diagnose aus dem Netz konfrontiert. Aber die Erfahrung und das Alter hätten sie ruhiger werden lassen, sagt sie.

Der Garten wartet schon

Nicht ruhig sei sie aber, wenn es um den Fortbestand der Praxis geht. Aktuell habe sich eine Ärztin für Teilzeit vorgestellt. „Vielleicht klappt es nach dreijähriger Suche“, hofft sie. Denn neben dem Blick auf den wohlverdienten Ruhestand sei da noch der Garten, der ihr Hobby ist, und die Bücher, die noch alle gelesen werden wollen.

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